Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Mit mancherlei Ungleichheiten der Darstellung wird
man Nachsicht üben bei einem Buche, welches zu zwei
Drittheilen während der Reise geschrieben wurde. Den
Styl gebe ich Preis. Mancher Satz wurde überfüllt, damit
der Band nicht um ein paar Bogen dicker und schwerer
gerathe als er leider schon ist. -- Wenn ich etwas häufig
in der ersten Person rede, so geschieht diess fast aus-
schliesslich, um zu bekennen, dass ich dieses oder jenes
Kunstwerk nicht gesehen habe, oder um irgend eine von der
Tradition abweichende Ansicht pflichtgemäss zu vertreten.

Bei der Architektur habe ich mich nur im seltensten
Fall der Kupferwerke und Abbildungen bedient. (Z. B. bei
Anlass der Kirche von Montepulciano.) Es bleibt bedenk-
lich, auch nach den besten Abbildungen auf den Eindruck
zu schliessen, den das Nichtgesehene vermuthlich machen
müsse. Gerne hätte ich z. B. aus den Werken von Per-
cier und Fontaine eine Nachlese gehalten, namentlich für
das Capitel von den römischen Villen, wo dann jene ver-
führerische kleine Villa Sassetti jenseits Monte Mario ein-
zureihen gewesen wäre. Allein es hätte mir begegnen
können von Anlagen zu sprechen, deren eine Hälfte schon
vom Zeichner ergänzt, deren andere Hälfte aber jetzt ohne-
diess nicht mehr vorhanden ist.

Die Decoration des Renaissancestyls hat hier einen
eigenen Zwischenabschnitt erhalten, damit nicht die Dar-
stellung der sämmtlichen drei Künste beständig durch
dieses vierte Element unterbrochen würde. Wen dasselbe

Mit mancherlei Ungleichheiten der Darstellung wird
man Nachsicht üben bei einem Buche, welches zu zwei
Drittheilen während der Reise geschrieben wurde. Den
Styl gebe ich Preis. Mancher Satz wurde überfüllt, damit
der Band nicht um ein paar Bogen dicker und schwerer
gerathe als er leider schon ist. — Wenn ich etwas häufig
in der ersten Person rede, so geschieht diess fast aus-
schliesslich, um zu bekennen, dass ich dieses oder jenes
Kunstwerk nicht gesehen habe, oder um irgend eine von der
Tradition abweichende Ansicht pflichtgemäss zu vertreten.

Bei der Architektur habe ich mich nur im seltensten
Fall der Kupferwerke und Abbildungen bedient. (Z. B. bei
Anlass der Kirche von Montepulciano.) Es bleibt bedenk-
lich, auch nach den besten Abbildungen auf den Eindruck
zu schliessen, den das Nichtgesehene vermuthlich machen
müsse. Gerne hätte ich z. B. aus den Werken von Per-
cier und Fontaine eine Nachlese gehalten, namentlich für
das Capitel von den römischen Villen, wo dann jene ver-
führerische kleine Villa Sassetti jenseits Monte Mario ein-
zureihen gewesen wäre. Allein es hätte mir begegnen
können von Anlagen zu sprechen, deren eine Hälfte schon
vom Zeichner ergänzt, deren andere Hälfte aber jetzt ohne-
diess nicht mehr vorhanden ist.

Die Decoration des Renaissancestyls hat hier einen
eigenen Zwischenabschnitt erhalten, damit nicht die Dar-
stellung der sämmtlichen drei Künste beständig durch
dieses vierte Element unterbrochen würde. Wen dasselbe

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0014" n="VIII"/>
        <p>Mit mancherlei Ungleichheiten der Darstellung wird<lb/>
man Nachsicht üben bei einem Buche, welches zu zwei<lb/>
Drittheilen während der Reise geschrieben wurde. Den<lb/>
Styl gebe ich Preis. Mancher Satz wurde überfüllt, damit<lb/>
der Band nicht um ein paar Bogen dicker und schwerer<lb/>
gerathe als er leider schon ist. &#x2014; Wenn ich etwas häufig<lb/>
in der ersten Person rede, so geschieht diess fast aus-<lb/>
schliesslich, um zu bekennen, dass ich dieses oder jenes<lb/>
Kunstwerk nicht gesehen habe, oder um irgend eine von der<lb/>
Tradition abweichende Ansicht pflichtgemäss zu vertreten.</p><lb/>
        <p>Bei der Architektur habe ich mich nur im seltensten<lb/>
Fall der Kupferwerke und Abbildungen bedient. (Z. B. bei<lb/>
Anlass der Kirche von Montepulciano.) Es bleibt bedenk-<lb/>
lich, auch nach den besten Abbildungen auf den Eindruck<lb/>
zu schliessen, den das Nichtgesehene vermuthlich machen<lb/>
müsse. Gerne hätte ich z. B. aus den Werken von Per-<lb/>
cier und Fontaine eine Nachlese gehalten, namentlich für<lb/>
das Capitel von den römischen Villen, wo dann jene ver-<lb/>
führerische kleine Villa Sassetti jenseits Monte Mario ein-<lb/>
zureihen gewesen wäre. Allein es hätte mir begegnen<lb/>
können von Anlagen zu sprechen, deren eine Hälfte schon<lb/>
vom Zeichner ergänzt, deren andere Hälfte aber jetzt ohne-<lb/>
diess nicht mehr vorhanden ist.</p><lb/>
        <p>Die Decoration des Renaissancestyls hat hier einen<lb/>
eigenen Zwischenabschnitt erhalten, damit nicht die Dar-<lb/>
stellung der sämmtlichen drei Künste beständig durch<lb/>
dieses vierte Element unterbrochen würde. Wen dasselbe<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VIII/0014] Mit mancherlei Ungleichheiten der Darstellung wird man Nachsicht üben bei einem Buche, welches zu zwei Drittheilen während der Reise geschrieben wurde. Den Styl gebe ich Preis. Mancher Satz wurde überfüllt, damit der Band nicht um ein paar Bogen dicker und schwerer gerathe als er leider schon ist. — Wenn ich etwas häufig in der ersten Person rede, so geschieht diess fast aus- schliesslich, um zu bekennen, dass ich dieses oder jenes Kunstwerk nicht gesehen habe, oder um irgend eine von der Tradition abweichende Ansicht pflichtgemäss zu vertreten. Bei der Architektur habe ich mich nur im seltensten Fall der Kupferwerke und Abbildungen bedient. (Z. B. bei Anlass der Kirche von Montepulciano.) Es bleibt bedenk- lich, auch nach den besten Abbildungen auf den Eindruck zu schliessen, den das Nichtgesehene vermuthlich machen müsse. Gerne hätte ich z. B. aus den Werken von Per- cier und Fontaine eine Nachlese gehalten, namentlich für das Capitel von den römischen Villen, wo dann jene ver- führerische kleine Villa Sassetti jenseits Monte Mario ein- zureihen gewesen wäre. Allein es hätte mir begegnen können von Anlagen zu sprechen, deren eine Hälfte schon vom Zeichner ergänzt, deren andere Hälfte aber jetzt ohne- diess nicht mehr vorhanden ist. Die Decoration des Renaissancestyls hat hier einen eigenen Zwischenabschnitt erhalten, damit nicht die Dar- stellung der sämmtlichen drei Künste beständig durch dieses vierte Element unterbrochen würde. Wen dasselbe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/14
Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/14>, abgerufen am 19.04.2024.