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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das I. Buch.

Guienne ist das Ort/ da dieser stoltze Alidor
gebohren wurde/ vnd kan man das wol sagen/ daß
Guienne in jhm das gröste Wunderthier hat ge-
habt/ welches jemals in der gantzen Provintz mag
gewesen seyn: Dann wie jhr inn nachfolgendem
Discurs werdet vernemen/ so ist kein Bubenstück/
kein Vbelthat in der Welt/ das er nicht begangen
habe.

Dieser grewliche Cyclopus war von einem
ehrlichen vornemen Geschlecht/ wann er nur auch
hette der heilsamen Lehr vnnd Vermahnung sei-
ner Eltern folgen wöllen: Aber wie allzeit vnter
den guten Pflantzen vnd Bäumen/ sich auch ein
vngeschlachter findet/ welcher auch wol die ander
Frucht zutragen verhindert/ also gabe dieser Ali-
dor auch von seiner Kindtheit vnd Jugend an/
durch sein böses verhalten zuverstehen/ daß er nie
viel guter Früchte bringen/ vnd seinen Geschlecht
vil mehr schaden/ schimpff vnd spott/ als Ehr vnd
Nutzen zuziehen wurde.

Er hatte viel Brüder vnd Schwester/ also daß
hernacher das vermögen seiner Eltern vnter vie-
le muste außgetheilet werden/ wiewol dieser gern
alles allein hette zu sich gezogen: Als nun die El-
tern verstorben waren/ wurde die hinderlassene
Erbschafft vnter sie außgetheilet: A[li]dor aber/ als
der Elteste vnter den Kindern vnd Brüdern/ da
er sahe/ daß so viel Güter/ die sein Vatter zuvor
allein gehabt hatte/ also voneinander abgetheilet
wurden/ also daß er nit mehr als die andere dar-
von bekame/ wünschte alle Augenblick/ daß doch

seine
Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.

Guienne iſt das Ort/ da dieſer ſtoltze Alidor
gebohren wurde/ vnd kan man das wol ſagen/ daß
Guienne in jhm das groͤſte Wunderthier hat ge-
habt/ welches jemals in der gantzen Provintz mag
geweſen ſeyn: Dann wie jhr inn nachfolgendem
Diſcurs werdet vernemen/ ſo iſt kein Bubenſtuͤck/
kein Vbelthat in der Welt/ das er nicht begangen
habe.

Dieſer grewliche Cyclopus war von einem
ehꝛlichen voꝛnemen Geſchlecht/ wann er nur auch
hette der heilſamen Lehr vnnd Vermahnung ſei-
ner Eltern folgen woͤllen: Aber wie allzeit vnter
den guten Pflantzen vnd Baͤumen/ ſich auch ein
vngeſchlachter findet/ welcher auch wol die ander
Frucht zutragen verhindert/ alſo gabe dieſer Ali-
dor auch von ſeiner Kindtheit vnd Jugend an/
durch ſein boͤſes verhalten zuverſtehen/ daß er nie
viel guter Fruͤchte bringen/ vnd ſeinen Geſchlecht
vil mehr ſchaden/ ſchimpff vnd ſpott/ als Ehr vnd
Nutzen zuziehen wurde.

Er hatte viel Bruͤder vnd Schweſter/ alſo daß
hernacher das vermoͤgen ſeiner Eltern vnter vie-
le muſte außgetheilet werden/ wiewol dieſer gern
alles allein hette zu ſich gezogen: Als nun die El-
tern verſtorben waren/ wurde die hinderlaſſene
Erbſchafft vnter ſie außgetheilet: A[li]dor aber/ als
der Elteſte vnter den Kindern vnd Bruͤdern/ da
er ſahe/ daß ſo viel Guͤter/ die ſein Vatter zuvor
allein gehabt hatte/ alſo voneinander abgetheilet
wurden/ alſo daß er nit mehr als die andere dar-
von bekame/ wuͤnſchte alle Augenblick/ daß doch

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[149/0161] Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. Guienne iſt das Ort/ da dieſer ſtoltze Alidor gebohren wurde/ vnd kan man das wol ſagen/ daß Guienne in jhm das groͤſte Wunderthier hat ge- habt/ welches jemals in der gantzen Provintz mag geweſen ſeyn: Dann wie jhr inn nachfolgendem Diſcurs werdet vernemen/ ſo iſt kein Bubenſtuͤck/ kein Vbelthat in der Welt/ das er nicht begangen habe. Dieſer grewliche Cyclopus war von einem ehꝛlichen voꝛnemen Geſchlecht/ wann er nur auch hette der heilſamen Lehr vnnd Vermahnung ſei- ner Eltern folgen woͤllen: Aber wie allzeit vnter den guten Pflantzen vnd Baͤumen/ ſich auch ein vngeſchlachter findet/ welcher auch wol die ander Frucht zutragen verhindert/ alſo gabe dieſer Ali- dor auch von ſeiner Kindtheit vnd Jugend an/ durch ſein boͤſes verhalten zuverſtehen/ daß er nie viel guter Fruͤchte bringen/ vnd ſeinen Geſchlecht vil mehr ſchaden/ ſchimpff vnd ſpott/ als Ehr vnd Nutzen zuziehen wurde. Er hatte viel Bruͤder vnd Schweſter/ alſo daß hernacher das vermoͤgen ſeiner Eltern vnter vie- le muſte außgetheilet werden/ wiewol dieſer gern alles allein hette zu ſich gezogen: Als nun die El- tern verſtorben waren/ wurde die hinderlaſſene Erbſchafft vnter ſie außgetheilet: Alidor aber/ als der Elteſte vnter den Kindern vnd Bruͤdern/ da er ſahe/ daß ſo viel Guͤter/ die ſein Vatter zuvor allein gehabt hatte/ alſo voneinander abgetheilet wurden/ alſo daß er nit mehr als die andere dar- von bekame/ wuͤnſchte alle Augenblick/ daß doch ſeine

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/161>, abgerufen am 28.03.2024.