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[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das I. Buch.

Aber endlich wurde doch das maß seiner Sün-
den voll/ Es ließ sich an/ als würde er nicht weiter
vnd lenger also wüten vnd loben/ dieser schreck-
liche Menschenfresser hatte nun mehr seinen Lauff
vollendet: Franckreich kondte dieses Wunder-
thier vnd schädliche Mißgeburt nicht mehr dul-
den vnd ertragen: Diese Peste kam auff das Hertz/
vnd kondte sie nicht außspeyen. Die Boßheit stol-
tziert zwar ein Zeit lang/ vnd wann der Mensch
einmal ein Bund gemacht hat/ mit seinen allge-
meinen Feinden/ der Sünden/ so höret er nit auff
zu lauffen vnd zu rasen/ vnd solte er auch den A-
them darüber verlieren: Ja es höret alsdann der
Mensch nicht auff zu sündigen/ biß daß er sich
endlich selber mit Leib vnnd Seel in das eusserste
Verderben stürtzet: Vnd also werden wir sehen/
daß es diesem Lycaon endlich auch ist ergangen.
Dann auß seinen schröcklichen Vbelthaten hat
er endlich selber gemacht ein Spiel einer schröck-
lichen Leibsstraff/ vnd ein Spectackel einer er-
bärmlichen Tragedien.

Gantz Bretagne vnd Nider Poictou dorffte
vnd kondte bald nichts mehr handlen wegen deß
Streiffens vnd Raubens dieses Lycaons/ dero-
halben entschlossen sie endlich bey sich solchs zu Hof
zu klagen vnd vorzubringen: Aber weil man gleich-
wol den Ort/ da man jhn möchte überfallen vnd
erdappen/ nicht gewiß kondte wissen/ dieweil er ei-
nen spiritum familiarem vnd sonderlichen Geist
bey sich hatte/ vnd dieweil man auff einen Tag ihn
an vnterschiedlichen Orten sahe: Dann jetzt sahe

man
Diebs Hiſtorien/ das I. Buch.

Aber endlich wurde doch das maß ſeiner Suͤn-
den voll/ Es ließ ſich an/ als wuͤrde er nicht weiter
vnd lenger alſo wuͤten vnd loben/ dieſer ſchreck-
liche Menſchenfreſſer hatte nun mehr ſeinen Lauff
vollendet: Franckreich kondte dieſes Wunder-
thier vnd ſchaͤdliche Mißgeburt nicht mehr dul-
den vnd ertragen: Dieſe Peſte kam auff das Hertz/
vnd kondte ſie nicht außſpeyen. Die Boßheit ſtol-
tziert zwar ein Zeit lang/ vnd wann der Menſch
einmal ein Bund gemacht hat/ mit ſeinen allge-
meinen Feinden/ der Suͤnden/ ſo hoͤret er nit auff
zu lauffen vnd zu raſen/ vnd ſolte er auch den A-
them daruͤber verlieren: Ja es hoͤret alsdann der
Menſch nicht auff zu ſuͤndigen/ biß daß er ſich
endlich ſelber mit Leib vnnd Seel in das euſſerſte
Verderben ſtuͤrtzet: Vnd alſo werden wir ſehen/
daß es dieſem Lycaon endlich auch iſt ergangen.
Dann auß ſeinen ſchroͤcklichen Vbelthaten hat
er endlich ſelber gemacht ein Spiel einer ſchroͤck-
lichen Leibsſtraff/ vnd ein Spectackel einer er-
baͤrmlichen Tragedien.

Gantz Bretagne vnd Nider Poictou dorffte
vnd kondte bald nichts mehr handlen wegen deß
Streiffens vnd Raubens dieſes Lycaons/ dero-
halbē entſchloſſen ſie endlich bey ſich ſolchs zu Hof
zu klagen vn̄ voꝛzubringen: Aber weil man gleich-
wol den Ort/ da man jhn moͤchte uͤberfallen vnd
erdappen/ nicht gewiß kondte wiſſen/ dieweil er ei-
nen ſpiritum familiarem vnd ſonderlichen Geiſt
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[37/0049] Diebs Hiſtorien/ das I. Buch. Aber endlich wurde doch das maß ſeiner Suͤn- den voll/ Es ließ ſich an/ als wuͤrde er nicht weiter vnd lenger alſo wuͤten vnd loben/ dieſer ſchreck- liche Menſchenfreſſer hatte nun mehr ſeinen Lauff vollendet: Franckreich kondte dieſes Wunder- thier vnd ſchaͤdliche Mißgeburt nicht mehr dul- den vnd ertragen: Dieſe Peſte kam auff das Hertz/ vnd kondte ſie nicht außſpeyen. Die Boßheit ſtol- tziert zwar ein Zeit lang/ vnd wann der Menſch einmal ein Bund gemacht hat/ mit ſeinen allge- meinen Feinden/ der Suͤnden/ ſo hoͤret er nit auff zu lauffen vnd zu raſen/ vnd ſolte er auch den A- them daruͤber verlieren: Ja es hoͤret alsdann der Menſch nicht auff zu ſuͤndigen/ biß daß er ſich endlich ſelber mit Leib vnnd Seel in das euſſerſte Verderben ſtuͤrtzet: Vnd alſo werden wir ſehen/ daß es dieſem Lycaon endlich auch iſt ergangen. Dann auß ſeinen ſchroͤcklichen Vbelthaten hat er endlich ſelber gemacht ein Spiel einer ſchroͤck- lichen Leibsſtraff/ vnd ein Spectackel einer er- baͤrmlichen Tragedien. Gantz Bretagne vnd Nider Poictou dorffte vnd kondte bald nichts mehr handlen wegen deß Streiffens vnd Raubens dieſes Lycaons/ dero- halbē entſchloſſen ſie endlich bey ſich ſolchs zu Hof zu klagen vn̄ voꝛzubringen: Aber weil man gleich- wol den Ort/ da man jhn moͤchte uͤberfallen vnd erdappen/ nicht gewiß kondte wiſſen/ dieweil er ei- nen ſpiritum familiarem vnd ſonderlichen Geiſt bey ſich hatte/ vnd dieweil man auff einen Tag ihn an vnterſchiedlichen Orten ſahe: Dann jetzt ſahe man

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Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/49>, abgerufen am 28.03.2024.