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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.
welches vor der Zeit Lucidas wol außgesehen vnd
in acht genommen hatte: dann er hatte auch deß-
wegen deß Kauffmans Sohn an solches Ort ge-
führet/ auff daß er jn desto füglicher betrigen könde.

Aber als nun jetzo Lucidas seine Person spielen
vnd sein bubenstück will in das Werck richten/ sihe/
da kommet der Schatzmeister Alphee/ für dessen
Diener er zuvor sich hatte außgeben: darüber wird
Lucidas roth vnd bestürtzet: er weiß nicht/ ob er soll
darvon lauffen vnd den Braten auß dem Maul
fallen lassen/ oder ob er lenger an solchem Orth soll
verharren (dann er kennete den Herrn Alpheum
wol/ für dessen Diener er sich außgegeben hatte:)
Er beisset die Zeen zusammen/ er verfluchet die ge-
stirn/ daß sie gleichsam zu seinem Vnglück sich zu-
sammen geschworen haben/ vnd weiß nicht/ was er
soll anfangen: der Diener aber im Hauß/ welcher
den Schatzmeister wol kennete/ gehet hin/ thut jhm
auff/ vnd führet jhn in einen Saal/ biß daß sein Herr
auß seinem Losament/ da er eine ehrliche geselschafft
bey sich hatte/ wie wir zuvor gedacht haben/ heraber
zu jhm käme.

Lucidas ist in grosser Noth vnd ängsten: es thut
jhm in seinem Hertzen weh/ daß das spiel/ welches
er so wol hatte angefangen/ einen solchen vnglück-
lichen außgang soll nemen: soll er darvon gehen
so hette er sich selber verrathen vnd in gefahr brin-
gen müssen. Endlich aber/ nach dem er die sachen in
seinen Kopff lang über vnd drüber geworffen/ vnd
bey sich disputiret hatte/ ob er solte bleiben oder dar-
von lauffen/ siehet er daß der Diener widerumb in

sein
A v

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
welches vor der Zeit Lucidas wol außgeſehen vnd
in acht genommen hatte: dann er hatte auch deß-
wegen deß Kauffmans Sohn an ſolches Ort ge-
fuͤhret/ auff daß er jn deſto fuͤglicher betrigen koͤnde.

Aber als nun jetzo Lucidas ſeine Perſon ſpielen
vnd ſein bubenſtuͤck will in das Werck richten/ ſihe/
da kommet der Schatzmeiſter Alphee/ fuͤr deſſen
Diener er zuvor ſich hatte außgeben: daruͤber wird
Lucidas roth vnd beſtuͤrtzet: er weiß nicht/ ob er ſoll
darvon lauffen vnd den Braten auß dem Maul
fallen laſſen/ oder ob er lenger an ſolchem Orth ſoll
verharꝛen (dann er kennete den Herꝛn Alpheum
wol/ fuͤr deſſen Diener er ſich außgegeben hatte:)
Er beiſſet die Zeen zuſammen/ er verfluchet die ge-
ſtirn/ daß ſie gleichſam zu ſeinem Vngluͤck ſich zu-
ſammen geſchworen haben/ vnd weiß nicht/ was er
ſoll anfangen: der Diener aber im Hauß/ welcher
den Schatzmeiſter wol kennete/ gehet hin/ thut jhm
auff/ vnd fuͤhret jhn in einen Saal/ biß daß ſein Herꝛ
auß ſeinem Loſament/ da er eine ehrliche geſelſchafft
bey ſich hatte/ wie wir zuvor gedacht haben/ heraber
zu jhm kaͤme.

Lucidas iſt in groſſer Noth vnd aͤngſten: es thut
jhm in ſeinem Hertzen weh/ daß das ſpiel/ welches
er ſo wol hatte angefangen/ einen ſolchen vngluͤck-
lichen außgang ſoll nemen: ſoll er darvon gehen
ſo hette er ſich ſelber verrathen vnd in gefahr brin-
gen muͤſſen. Endlich aber/ nach dem er die ſachen in
ſeinen Kopff lang uͤber vnd druͤber geworffen/ vnd
bey ſich diſputiret hatte/ ob er ſolte bleiben oder dar-
von lauffen/ ſiehet er daß der Diener widerumb in

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[9/0019] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. welches vor der Zeit Lucidas wol außgeſehen vnd in acht genommen hatte: dann er hatte auch deß- wegen deß Kauffmans Sohn an ſolches Ort ge- fuͤhret/ auff daß er jn deſto fuͤglicher betrigen koͤnde. Aber als nun jetzo Lucidas ſeine Perſon ſpielen vnd ſein bubenſtuͤck will in das Werck richten/ ſihe/ da kommet der Schatzmeiſter Alphee/ fuͤr deſſen Diener er zuvor ſich hatte außgeben: daruͤber wird Lucidas roth vnd beſtuͤrtzet: er weiß nicht/ ob er ſoll darvon lauffen vnd den Braten auß dem Maul fallen laſſen/ oder ob er lenger an ſolchem Orth ſoll verharꝛen (dann er kennete den Herꝛn Alpheum wol/ fuͤr deſſen Diener er ſich außgegeben hatte:) Er beiſſet die Zeen zuſammen/ er verfluchet die ge- ſtirn/ daß ſie gleichſam zu ſeinem Vngluͤck ſich zu- ſammen geſchworen haben/ vnd weiß nicht/ was er ſoll anfangen: der Diener aber im Hauß/ welcher den Schatzmeiſter wol kennete/ gehet hin/ thut jhm auff/ vnd fuͤhret jhn in einen Saal/ biß dz ſein Herꝛ auß ſeinem Loſament/ da er eine ehrliche geſelſchafft bey ſich hatte/ wie wir zuvor gedacht haben/ heraber zu jhm kaͤme. Lucidas iſt in groſſer Noth vnd aͤngſten: es thut jhm in ſeinem Hertzen weh/ daß das ſpiel/ welches er ſo wol hatte angefangen/ einen ſolchen vngluͤck- lichen außgang ſoll nemen: ſoll er darvon gehen ſo hette er ſich ſelber verrathen vnd in gefahr brin- gen muͤſſen. Endlich aber/ nach dem er die ſachen in ſeinen Kopff lang uͤber vnd druͤber geworffen/ vnd bey ſich diſputiret hatte/ ob er ſolte bleiben oder dar- von lauffen/ ſiehet er daß der Diener widerumb in ſein A v

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/19>, abgerufen am 29.03.2024.