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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebs Historien/ das II. Buch.
Vogel war schon auß geflohen: vnd kan man allhie
wol sagen/ daß L'Esclair ein grosse Finsternuß hat
gemacht/ vnd daß er so geschwind darvon gangen/
wie ein blitz/ der die wolcken spaltet vnd durchdringet.

Wie nun deß Kauffmans Junge hierüber sey
bestürtzet worden/ daß könnet jhr selber besser bey euch
abnehmen/ als ich es euch kan beschreiben. Dann
wann jhm schon Hörner auff den Kopff/ wie dem
Actaeoni, oder Eselsohren/ wie dem Midae, weren
angewachsen/ so hette jhm der Kopff nit töller seyn
können: Er lieff in der Herberg auff vnd ab von ei-
ner Kammer zu der andern/ er wolte entweder sein
Tuch/ oder sein Geld: oder seinen Mann haben: aber
erkonde nichts anders haben als den Spruch jenes
grossen Fürsten/ welcher einem/ so entweder von jne
Geld oder Vrlaub begere/ also antwortete: Du solt
weder das eine noch daß andere haben. Eswar alle
sein rennen/ lauffen vnd suchen vmbsonst: Dann der
ehrliche Vogel/ soll ich sagen/ von Adel/ hatte seiner
zeit wol in achtung genommen/ war mit seinen guten
Spannischen Tuch vnsichtbar worden/ vnd kunde
kein Mensch wissen/ wohin er gangen were.

Der Laquey aber/ der seine Sache so artig vnnd
meisterlich/ als einer vnter der gantzen zunfft/ kunde
verrichten/ redete jhm freundlich zu/ tröstete jn vnd
sprach er soll im geringsten nit für sein Geld sorgen:
dann sein Herr sey nit ein solcher Man/ der in beger-
te vmb daß seinige zu bringen/ sage jm auch sein Herr
würde vnzweiffentlich den Abend widerumb in die
Herberge kommen das machte nun das deß Kauff-
mans Jung nit mehr so forchtsam war doch wolte

er im

Diebs Hiſtorien/ das II. Buch.
Vogel war ſchon auß geflohen: vnd kan man allhie
wol ſagen/ daß L’Eſclair ein groſſe Finſternuß hat
gemacht/ vnd daß er ſo geſchwind darvon gangen/
wie ein blitz/ der die wolckẽ ſpaltet vñ durchdringet.

Wie nun deß Kauffmans Junge hieruͤber ſey
beſtuͤrtzet worden/ daß koͤnnet jhr ſelber beſſer bey euch
abnehmen/ als ich es euch kan beſchreiben. Dann
wann jhm ſchon Hoͤrner auff den Kopff/ wie dem
Actæoni, oder Eſelsohren/ wie dem Midæ, weren
angewachſen/ ſo hette jhm der Kopff nit toͤller ſeyn
koͤnnen: Er lieff in der Herberg auff vnd ab von ei-
ner Kammer zu der andern/ er wolte entweder ſein
Tuch/ oder ſein Geld: oder ſeinen Mañ haben: aber
erkonde nichts anders habẽ als den Spruch jenes
groſſen Fuͤrſten/ welcher einem/ ſo entweder von jne
Geld oder Vrlaub begere/ alſo antwortete: Du ſolt
weder das eine noch daß andere haben. Eswar alle
ſein rennen/ lauffen vnd ſuchen vmbſonſt: Dañ der
ehrliche Vogel/ ſoll ich ſagen/ von Adel/ hatte ſeiner
zeit wol in achtung genom̃en/ war mit ſeinen guten
Spanniſchen Tuch vnſichtbar worden/ vnd kunde
kein Menſch wiſſen/ wohin er gangen were.

Der Laquey aber/ der ſeine Sache ſo artig vnnd
meiſterlich/ als einer vnter der gantzen zunfft/ kunde
verrichten/ redete jhm freundlich zu/ troͤſtete jn vnd
ſprach er ſoll im geringſten nit fuͤr ſein Geld ſorgen:
dann ſein Herꝛ ſey nit ein ſolcher Man/ der in beger-
te vmb daß ſeinige zu bringen/ ſage jm auch ſein Herꝛ
wuͤrde vnzweiffentlich den Abend widerumb in die
Herberge kom̃en das machte nun das deß Kauff-
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[27/0037] Diebs Hiſtorien/ das II. Buch. Vogel war ſchon auß geflohen: vnd kan man allhie wol ſagen/ daß L’Eſclair ein groſſe Finſternuß hat gemacht/ vnd daß er ſo geſchwind darvon gangen/ wie ein blitz/ der die wolckẽ ſpaltet vñ durchdringet. Wie nun deß Kauffmans Junge hieruͤber ſey beſtuͤrtzet worden/ dz koͤnnet jhr ſelber beſſer bey euch abnehmen/ als ich es euch kan beſchreiben. Dann wann jhm ſchon Hoͤrner auff den Kopff/ wie dem Actæoni, oder Eſelsohren/ wie dem Midæ, weren angewachſen/ ſo hette jhm der Kopff nit toͤller ſeyn koͤnnen: Er lieff in der Herberg auff vnd ab von ei- ner Kammer zu der andern/ er wolte entweder ſein Tuch/ oder ſein Geld: oder ſeinen Mañ haben: aber erkonde nichts anders habẽ als den Spruch jenes groſſen Fuͤrſten/ welcher einem/ ſo entweder von jne Geld oder Vrlaub begere/ alſo antwortete: Du ſolt weder das eine noch daß andere haben. Eswar alle ſein rennen/ lauffen vnd ſuchen vmbſonſt: Dañ der ehrliche Vogel/ ſoll ich ſagen/ von Adel/ hatte ſeiner zeit wol in achtung genom̃en/ war mit ſeinen guten Spanniſchen Tuch vnſichtbar worden/ vnd kunde kein Menſch wiſſen/ wohin er gangen were. Der Laquey aber/ der ſeine Sache ſo artig vnnd meiſterlich/ als einer vnter der gantzen zunfft/ kunde verrichten/ redete jhm freundlich zu/ troͤſtete jn vnd ſprach er ſoll im geringſten nit fuͤr ſein Geld ſorgen: dann ſein Herꝛ ſey nit ein ſolcher Man/ der in beger- te vmb dz ſeinige zu bringen/ ſage jm auch ſein Herꝛ wuͤrde vnzweiffentlich den Abend widerumb in die Herberge kom̃en das machte nun das deß Kauff- mans Jung nit mehr ſo forchtſam war doch wolte er im

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/37>, abgerufen am 29.03.2024.