Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Gotlieb. Na, und Bogen und Spieß
hat er auch, und eine gute Wohnung auch:
was wolt' er denn mehr?

Vater. Robinson wußte das Alles sehr
zu schäzen und dankte Gott dafür; und doch
-- hätt' er sein halbes künftiges Leben darum
gegeben, wenn ein Schif gekommen wäre, um
ihn wieder in sein Vaterland zurük zu brin-
gen.

Gotlieb. Ja, aber was fehlte ihm
denn noch?

Vater. Viel, sehr viel, um nicht Alles
zu sagen. Es fehlte ihm an dem, ohne wel-
ches keine wahre Glükseeligkeit hienieden mög-
lich ist, an Geselschaft, an Freunden, an We-
sen seiner Art, die er lieben und von denen
er wieder geliebt werden könte. Entfernt von
seinen Eltern, die er so sehr betrübt hatte,
entfernt von seinen Freunden, die er niemahls
wieder zu sehen hoffen durfte, entfernt von
allen, allen Menschen auf der ganzen Erde --
ach! was hätte ihm in dieser traurigen Lage
auch der größte Ueberfluß an allen irdischen

Gü-

Gotlieb. Na, und Bogen und Spieß
hat er auch, und eine gute Wohnung auch:
was wolt' er denn mehr?

Vater. Robinſon wußte das Alles ſehr
zu ſchaͤzen und dankte Gott dafuͤr; und doch
— haͤtt' er ſein halbes kuͤnftiges Leben darum
gegeben, wenn ein Schif gekommen waͤre, um
ihn wieder in ſein Vaterland zuruͤk zu brin-
gen.

Gotlieb. Ja, aber was fehlte ihm
denn noch?

Vater. Viel, ſehr viel, um nicht Alles
zu ſagen. Es fehlte ihm an dem, ohne wel-
ches keine wahre Gluͤkſeeligkeit hienieden moͤg-
lich iſt, an Geſelſchaft, an Freunden, an We-
ſen ſeiner Art, die er lieben und von denen
er wieder geliebt werden koͤnte. Entfernt von
ſeinen Eltern, die er ſo ſehr betruͤbt hatte,
entfernt von ſeinen Freunden, die er niemahls
wieder zu ſehen hoffen durfte, entfernt von
allen, allen Menſchen auf der ganzen Erde —
ach! was haͤtte ihm in dieſer traurigen Lage
auch der groͤßte Ueberfluß an allen irdiſchen

Guͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0306" n="266"/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Na, und Bogen und Spieß<lb/>
hat er auch, und eine gute Wohnung auch:<lb/>
was wolt' er denn mehr?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater. Robin&#x017F;on</hi> wußte das Alles &#x017F;ehr<lb/>
zu &#x017F;cha&#x0364;zen und dankte Gott dafu&#x0364;r; und doch<lb/>
&#x2014; ha&#x0364;tt' er &#x017F;ein halbes ku&#x0364;nftiges Leben darum<lb/>
gegeben, wenn ein Schif gekommen wa&#x0364;re, um<lb/>
ihn wieder in &#x017F;ein Vaterland zuru&#x0364;k zu brin-<lb/>
gen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Ja, aber was fehlte ihm<lb/>
denn noch?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater. Viel,</hi> &#x017F;ehr viel, um nicht <hi rendition="#fr">Alles</hi><lb/>
zu &#x017F;agen. Es fehlte ihm an dem, ohne wel-<lb/>
ches keine wahre Glu&#x0364;k&#x017F;eeligkeit hienieden mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t, an Ge&#x017F;el&#x017F;chaft, an Freunden, an We-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;einer Art, die er lieben und von denen<lb/>
er wieder geliebt werden ko&#x0364;nte. Entfernt von<lb/>
&#x017F;einen Eltern, die er &#x017F;o &#x017F;ehr betru&#x0364;bt hatte,<lb/>
entfernt von &#x017F;einen Freunden, die er niemahls<lb/>
wieder zu &#x017F;ehen hoffen durfte, entfernt von<lb/>
allen, allen Men&#x017F;chen auf der ganzen Erde &#x2014;<lb/>
ach! was ha&#x0364;tte ihm in die&#x017F;er traurigen Lage<lb/>
auch der gro&#x0364;ßte Ueberfluß an allen irdi&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gu&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0306] Gotlieb. Na, und Bogen und Spieß hat er auch, und eine gute Wohnung auch: was wolt' er denn mehr? Vater. Robinſon wußte das Alles ſehr zu ſchaͤzen und dankte Gott dafuͤr; und doch — haͤtt' er ſein halbes kuͤnftiges Leben darum gegeben, wenn ein Schif gekommen waͤre, um ihn wieder in ſein Vaterland zuruͤk zu brin- gen. Gotlieb. Ja, aber was fehlte ihm denn noch? Vater. Viel, ſehr viel, um nicht Alles zu ſagen. Es fehlte ihm an dem, ohne wel- ches keine wahre Gluͤkſeeligkeit hienieden moͤg- lich iſt, an Geſelſchaft, an Freunden, an We- ſen ſeiner Art, die er lieben und von denen er wieder geliebt werden koͤnte. Entfernt von ſeinen Eltern, die er ſo ſehr betruͤbt hatte, entfernt von ſeinen Freunden, die er niemahls wieder zu ſehen hoffen durfte, entfernt von allen, allen Menſchen auf der ganzen Erde — ach! was haͤtte ihm in dieſer traurigen Lage auch der groͤßte Ueberfluß an allen irdiſchen Guͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/306
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/306>, abgerufen am 19.04.2024.