Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun, Kinder, wie thut das Fasten?

Alle. O recht gut, recht gut!

Vater. Ihr seht, ich selbst lebe auch noch,
ohngeachtet ich heute nur Wasser und Milch ge-
trunken habe.

Nikolas. Wenn's darauf ankäme, so
wolt' ich wohl noch länger fasten!

Alle. O ich auch! Ich auch! Das ist ja
gar nichts!

Vater. Länger zu fasten ist nicht nöthig;
könte auch eurer Gesundheit schädlich werden:
aber wenn ihr es wünscht, so wil ich euch wohl
andere Uebungen vorschlagen, die euch eben so
nüzlich sein werden.

Alle. O ja! O ja, lieber Vater!

Vater. Für heute hat jeder von uns ge-
nug gethan, besonders da diese Nacht noch ge-
wacht werden sol. Aber, wenn ihr wirklich
Lust habt, recht trefliche Menschen zu werden,
die da gesund und stark an Leib und Sele, und
also fähig sind, zum Glük ihrer Nebenmen-
schen viel, recht viel beizutragen: so hört, was
wir thun wollen!

Ich

Nun, Kinder, wie thut das Faſten?

Alle. O recht gut, recht gut!

Vater. Ihr ſeht, ich ſelbſt lebe auch noch,
ohngeachtet ich heute nur Waſſer und Milch ge-
trunken habe.

Nikolas. Wenn's darauf ankaͤme, ſo
wolt' ich wohl noch laͤnger faſten!

Alle. O ich auch! Ich auch! Das iſt ja
gar nichts!

Vater. Laͤnger zu faſten iſt nicht noͤthig;
koͤnte auch eurer Geſundheit ſchaͤdlich werden:
aber wenn ihr es wuͤnſcht, ſo wil ich euch wohl
andere Uebungen vorſchlagen, die euch eben ſo
nuͤzlich ſein werden.

Alle. O ja! O ja, lieber Vater!

Vater. Fuͤr heute hat jeder von uns ge-
nug gethan, beſonders da dieſe Nacht noch ge-
wacht werden ſol. Aber, wenn ihr wirklich
Luſt habt, recht trefliche Menſchen zu werden,
die da geſund und ſtark an Leib und Sele, und
alſo faͤhig ſind, zum Gluͤk ihrer Nebenmen-
ſchen viel, recht viel beizutragen: ſo hoͤrt, was
wir thun wollen!

Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0140" n="134"/>
          <p>Nun, Kinder, wie thut das Fa&#x017F;ten?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Alle.</hi> O recht gut, recht gut!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Ihr &#x017F;eht, ich &#x017F;elb&#x017F;t lebe auch noch,<lb/>
ohngeachtet ich heute nur Wa&#x017F;&#x017F;er und Milch ge-<lb/>
trunken habe.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Nikolas.</hi> Wenn's darauf anka&#x0364;me, &#x017F;o<lb/>
wolt' ich wohl noch la&#x0364;nger fa&#x017F;ten!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Alle.</hi> O ich auch! Ich auch! Das i&#x017F;t ja<lb/>
gar nichts!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> La&#x0364;nger zu fa&#x017F;ten i&#x017F;t nicht no&#x0364;thig;<lb/>
ko&#x0364;nte auch eurer Ge&#x017F;undheit &#x017F;cha&#x0364;dlich werden:<lb/>
aber wenn ihr es wu&#x0364;n&#x017F;cht, &#x017F;o wil ich euch wohl<lb/>
andere Uebungen vor&#x017F;chlagen, die euch eben &#x017F;o<lb/>
nu&#x0364;zlich &#x017F;ein werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Alle.</hi> O ja! O ja, lieber Vater!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Fu&#x0364;r heute hat jeder von uns ge-<lb/>
nug gethan, be&#x017F;onders da die&#x017F;e Nacht noch ge-<lb/>
wacht werden &#x017F;ol. Aber, wenn ihr wirklich<lb/>
Lu&#x017F;t habt, recht trefliche Men&#x017F;chen zu werden,<lb/>
die da ge&#x017F;und und &#x017F;tark an Leib und Sele, und<lb/>
al&#x017F;o fa&#x0364;hig &#x017F;ind, zum Glu&#x0364;k ihrer Nebenmen-<lb/>
&#x017F;chen viel, recht viel beizutragen: &#x017F;o ho&#x0364;rt, was<lb/>
wir thun wollen!</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0140] Nun, Kinder, wie thut das Faſten? Alle. O recht gut, recht gut! Vater. Ihr ſeht, ich ſelbſt lebe auch noch, ohngeachtet ich heute nur Waſſer und Milch ge- trunken habe. Nikolas. Wenn's darauf ankaͤme, ſo wolt' ich wohl noch laͤnger faſten! Alle. O ich auch! Ich auch! Das iſt ja gar nichts! Vater. Laͤnger zu faſten iſt nicht noͤthig; koͤnte auch eurer Geſundheit ſchaͤdlich werden: aber wenn ihr es wuͤnſcht, ſo wil ich euch wohl andere Uebungen vorſchlagen, die euch eben ſo nuͤzlich ſein werden. Alle. O ja! O ja, lieber Vater! Vater. Fuͤr heute hat jeder von uns ge- nug gethan, beſonders da dieſe Nacht noch ge- wacht werden ſol. Aber, wenn ihr wirklich Luſt habt, recht trefliche Menſchen zu werden, die da geſund und ſtark an Leib und Sele, und alſo faͤhig ſind, zum Gluͤk ihrer Nebenmen- ſchen viel, recht viel beizutragen: ſo hoͤrt, was wir thun wollen! Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/140
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/140>, abgerufen am 20.04.2024.