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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Fast die ganze Nacht hindurch konte Ro-
binson
vor Furcht und sorgsamen Gedanken
kein Auge zu thun. Immer stand ihm der
gräßliche Ort vor Augen, den er gesehen hat-
te, und vergebens bemühete er sich, seine Ein-
bildungskraft davon abzuziehen. O zu was für
thörigten und schädlichen Entschliessungen schreitet
der Mensch, wenn die Leidenschaften erst einmahl
seinen Verstand verfinstert haben! Robinson
faßte hundert Anschläge sich zu retten, wo-
von der eine immer noch unweiser, als der
andere war. Unter andern -- könt ihr es
glauben? -- beschloß er, sobald es Tag ge-
worden wäre, alles zu zerstören, was er bis
jezt mit so viel sauerm Schweisse gemacht
hatte. Er wolte die Laube, worin er jezt
lag, dan die Verzäunung vor derselben, ein-
reissen und seine Lama's laufen lassen, wohin
sie wolten. Dan wolte er eine gleiche Ver-
wüstung mit seiner ordentlichen Wohnung vor-
nehmen und die schöne Baumwand zernichten,
die er vor derselben angelegt hatte. Endlich
wolt' er auch seine Gärten und Pflanzungen

gänz-

Faſt die ganze Nacht hindurch konte Ro-
binſon
vor Furcht und ſorgſamen Gedanken
kein Auge zu thun. Immer ſtand ihm der
graͤßliche Ort vor Augen, den er geſehen hat-
te, und vergebens bemuͤhete er ſich, ſeine Ein-
bildungskraft davon abzuziehen. O zu was fuͤr
thoͤrigten und ſchaͤdlichen Entſchlieſſungen ſchreitet
der Menſch, wenn die Leidenſchaften erſt einmahl
ſeinen Verſtand verfinſtert haben! Robinſon
faßte hundert Anſchlaͤge ſich zu retten, wo-
von der eine immer noch unweiſer, als der
andere war. Unter andern — koͤnt ihr es
glauben? — beſchloß er, ſobald es Tag ge-
worden waͤre, alles zu zerſtoͤren, was er bis
jezt mit ſo viel ſauerm Schweiſſe gemacht
hatte. Er wolte die Laube, worin er jezt
lag, dan die Verzaͤunung vor derſelben, ein-
reiſſen und ſeine Lama's laufen laſſen, wohin
ſie wolten. Dan wolte er eine gleiche Ver-
wuͤſtung mit ſeiner ordentlichen Wohnung vor-
nehmen und die ſchoͤne Baumwand zernichten,
die er vor derſelben angelegt hatte. Endlich
wolt' er auch ſeine Gaͤrten und Pflanzungen

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[59/0065] Faſt die ganze Nacht hindurch konte Ro- binſon vor Furcht und ſorgſamen Gedanken kein Auge zu thun. Immer ſtand ihm der graͤßliche Ort vor Augen, den er geſehen hat- te, und vergebens bemuͤhete er ſich, ſeine Ein- bildungskraft davon abzuziehen. O zu was fuͤr thoͤrigten und ſchaͤdlichen Entſchlieſſungen ſchreitet der Menſch, wenn die Leidenſchaften erſt einmahl ſeinen Verſtand verfinſtert haben! Robinſon faßte hundert Anſchlaͤge ſich zu retten, wo- von der eine immer noch unweiſer, als der andere war. Unter andern — koͤnt ihr es glauben? — beſchloß er, ſobald es Tag ge- worden waͤre, alles zu zerſtoͤren, was er bis jezt mit ſo viel ſauerm Schweiſſe gemacht hatte. Er wolte die Laube, worin er jezt lag, dan die Verzaͤunung vor derſelben, ein- reiſſen und ſeine Lama's laufen laſſen, wohin ſie wolten. Dan wolte er eine gleiche Ver- wuͤſtung mit ſeiner ordentlichen Wohnung vor- nehmen und die ſchoͤne Baumwand zernichten, die er vor derſelben angelegt hatte. Endlich wolt' er auch ſeine Gaͤrten und Pflanzungen gaͤnz-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/65>, abgerufen am 10.10.2024.