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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche
diesem letzten Befehle seines Herrn, worüber er
in der Seele erschrack, gehorchen, ich war seinen
Bitten, seinen Vorstellungen taub, blind seinen
Thränen; er führte mir das Pferd vor. Ich
drückte noch einmal den Weinenden an meine
Brust, schwang mich in den Sattel und entfernte
mich unter dem Mantel der Nacht von dem
Grabe meines Lebens, unbekümmert, welchen Weg
mein Pferd mich führen werde; denn ich hatte
weiter auf Erden kein Ziel, keinen Wunsch, keine
Hoffnung.


Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche
dieſem letzten Befehle ſeines Herrn, woruͤber er
in der Seele erſchrack, gehorchen, ich war ſeinen
Bitten, ſeinen Vorſtellungen taub, blind ſeinen
Thraͤnen; er fuͤhrte mir das Pferd vor. Ich
druͤckte noch einmal den Weinenden an meine
Bruſt, ſchwang mich in den Sattel und entfernte
mich unter dem Mantel der Nacht von dem
Grabe meines Lebens, unbekuͤmmert, welchen Weg
mein Pferd mich fuͤhren werde; denn ich hatte
weiter auf Erden kein Ziel, keinen Wunſch, keine
Hoffnung.


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[90/0110] Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche dieſem letzten Befehle ſeines Herrn, woruͤber er in der Seele erſchrack, gehorchen, ich war ſeinen Bitten, ſeinen Vorſtellungen taub, blind ſeinen Thraͤnen; er fuͤhrte mir das Pferd vor. Ich druͤckte noch einmal den Weinenden an meine Bruſt, ſchwang mich in den Sattel und entfernte mich unter dem Mantel der Nacht von dem Grabe meines Lebens, unbekuͤmmert, welchen Weg mein Pferd mich fuͤhren werde; denn ich hatte weiter auf Erden kein Ziel, keinen Wunſch, keine Hoffnung.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/110>, abgerufen am 24.04.2024.