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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle
Postpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner
Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬
mens Rascal, der sich mir durch seine Gewand¬
heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts
vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte
in derselben Nacht noch dreißig Meilen zurück.
Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzulösen,
Gold zu spenden, und mir das Nöthigste nachzu¬
bringen. Als er mich am andern Tage einholte,
warf ich mich in seine Arme, und schwur ihm,
nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, son¬
dern nur künftig vorsichtiger zu seyn. Wir setzten
unsre Reise ununterbrochen fort, über die Grenze
und das Gebirg, und erst am andern Abhang
durch das hohe Bollwerk von jenem Unglücksboden
getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah'
gelegenen, und wenig besuchten Bad'ort von den
überstandenen Mühseligkeiten auszurasten.


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entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle
Poſtpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner
Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬
mens Rascal, der ſich mir durch ſeine Gewand¬
heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts
vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte
in derſelben Nacht noch dreißig Meilen zuruͤck.
Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzuloͤſen,
Gold zu ſpenden, und mir das Noͤthigſte nachzu¬
bringen. Als er mich am andern Tage einholte,
warf ich mich in ſeine Arme, und ſchwur ihm,
nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, ſon¬
dern nur kuͤnftig vorſichtiger zu ſeyn. Wir ſetzten
unſre Reiſe ununterbrochen fort, uͤber die Grenze
und das Gebirg, und erſt am andern Abhang
durch das hohe Bollwerk von jenem Ungluͤcksboden
getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah'
gelegenen, und wenig beſuchten Bad'ort von den
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[35/0055] entdeckte ihm Alles. Es wurden auf der Stelle Poſtpferde geholt. Ich nahm nur einen meiner Leute mit mir, einen abgefeimten Spitzbuben, Na¬ mens Rascal, der ſich mir durch ſeine Gewand¬ heit nothwendig zu machen gewußt, und der nichts vom heutigen Vorfall ahnen konnte. Ich legte in derſelben Nacht noch dreißig Meilen zuruͤck. Bendel blieb hinter mir, mein Haus aufzuloͤſen, Gold zu ſpenden, und mir das Noͤthigſte nachzu¬ bringen. Als er mich am andern Tage einholte, warf ich mich in ſeine Arme, und ſchwur ihm, nicht etwa keine Thorheit mehr zu begehen, ſon¬ dern nur kuͤnftig vorſichtiger zu ſeyn. Wir ſetzten unſre Reiſe ununterbrochen fort, uͤber die Grenze und das Gebirg, und erſt am andern Abhang durch das hohe Bollwerk von jenem Ungluͤcksboden getrennt, ließ ich mich bewegen, in einem nah' gelegenen, und wenig beſuchten Bad'ort von den uͤberſtandenen Muͤhſeligkeiten auszuraſten. C 2

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/55>, abgerufen am 29.03.2024.