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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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ten Alles auf, den Handel nur schnell fest zu ma¬
chen, und die gemeine Posse beschließt eine Ver¬
höhnung. Und das ist Alles, Alles! -- Das kommt
mir albern und abgeschmackt vor, und schrecklich
wiederum, daß so mir vorkommen kann, was da¬
mals so reich, so groß, die Brust mir schwellte.
Mina, wie ich damals weinte, als ich dich
verlor, so wein' ich jetzt, dich auch in mir ver¬
loren zu haben. Bin ich denn so alt worden? --
o traurige Vernunft! Nur noch ein Pulsschlag
jener Zeit, ein Moment jenes Wachens, -- aber
nein! einsam auf dem hohen öden Meere deiner
bittern Fluth, und längst aus dem letzten Pokale
der Champagner Elfe entsprüht!

Ich hatte Bendel mit einigen Goldsäcken
voraus geschickt, um mir im Städtchen eine Woh¬
nung nach meinen Bedürfnissen einzurichten. Er
hatte dort viel Geld ausgestreut, und sich über den
vornehmen Fremden, dem er diente, etwas unbe¬
stimmt ausgedrückt, denn ich wollte nicht genannt
seyn, das brachte die guten Leute auf sonderbare
Gedanken. Sobald mein Haus zu meinem Em¬
pfang bereit war, kam Bendel wieder zu mir,

ten Alles auf, den Handel nur ſchnell feſt zu ma¬
chen, und die gemeine Poſſe beſchließt eine Ver¬
hoͤhnung. Und das iſt Alles, Alles! — Das kommt
mir albern und abgeſchmackt vor, und ſchrecklich
wiederum, daß ſo mir vorkommen kann, was da¬
mals ſo reich, ſo groß, die Bruſt mir ſchwellte.
Mina, wie ich damals weinte, als ich dich
verlor, ſo wein' ich jetzt, dich auch in mir ver¬
loren zu haben. Bin ich denn ſo alt worden? —
o traurige Vernunft! Nur noch ein Pulsſchlag
jener Zeit, ein Moment jenes Wachens, — aber
nein! einſam auf dem hohen oͤden Meere deiner
bittern Fluth, und laͤngſt aus dem letzten Pokale
der Champagner Elfe entſpruͤht!

Ich hatte Bendel mit einigen Goldſaͤcken
voraus geſchickt, um mir im Staͤdtchen eine Woh¬
nung nach meinen Beduͤrfniſſen einzurichten. Er
hatte dort viel Geld ausgeſtreut, und ſich uͤber den
vornehmen Fremden, dem er diente, etwas unbe¬
ſtimmt ausgedruͤckt, denn ich wollte nicht genannt
ſeyn, das brachte die guten Leute auf ſonderbare
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pfang bereit war, kam Bendel wieder zu mir,

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[37/0057] ten Alles auf, den Handel nur ſchnell feſt zu ma¬ chen, und die gemeine Poſſe beſchließt eine Ver¬ hoͤhnung. Und das iſt Alles, Alles! — Das kommt mir albern und abgeſchmackt vor, und ſchrecklich wiederum, daß ſo mir vorkommen kann, was da¬ mals ſo reich, ſo groß, die Bruſt mir ſchwellte. Mina, wie ich damals weinte, als ich dich verlor, ſo wein' ich jetzt, dich auch in mir ver¬ loren zu haben. Bin ich denn ſo alt worden? — o traurige Vernunft! Nur noch ein Pulsſchlag jener Zeit, ein Moment jenes Wachens, — aber nein! einſam auf dem hohen oͤden Meere deiner bittern Fluth, und laͤngſt aus dem letzten Pokale der Champagner Elfe entſpruͤht! Ich hatte Bendel mit einigen Goldſaͤcken voraus geſchickt, um mir im Staͤdtchen eine Woh¬ nung nach meinen Beduͤrfniſſen einzurichten. Er hatte dort viel Geld ausgeſtreut, und ſich uͤber den vornehmen Fremden, dem er diente, etwas unbe¬ ſtimmt ausgedruͤckt, denn ich wollte nicht genannt ſeyn, das brachte die guten Leute auf ſonderbare Gedanken. Sobald mein Haus zu meinem Em¬ pfang bereit war, kam Bendel wieder zu mir,

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/57>, abgerufen am 28.03.2024.