Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Pomologische
hiernächst bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unse-
rem Blute ein Balsam ist, unser Leben verlängern:) --
So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit
noch Gelegenheit hat, sich in vielen pomologischen Schriften
umzusehen, nicht unangenehm seyn, wenn hier einige nä-
here kurze Erläuterungen von der Kunstsprache (daß ich mich
so ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren
verschiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem
Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen
Naturgeschichte des Obstes und mancher ihrer Theile, und
derselben Zweck und Absicht etc. in gedrängter Kürze etwas
bekannter machen. -- Auch der gelehrte Pomologe findet
manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder
woran er nicht gedacht hat.


A.

Aeste -- sind eine Fortsetzung des Baums, und gleichsam
eine Fortpflanzung auf sich selbst, da Baum auf Baum
wächst und einer in den andern seine Wurzeln schlägt.

Aderlassen an den Bäumen - ist diejenige Operation,
da man im Frühjahr, vermittelst eines scharfen Garten-
messers, einen Einschnitt in die Rinde bis an den Bast
oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei-
ten der B. oder zu verschiedener sonstiger Absicht. Der
Einschnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam-
mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, senkrechte Ein-
schnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwischen. --
Seine Wirkung überhaupt ist die Mäßigung des Saft-
triebes.

Auge, Knospe -- sind theils Laubaugen oder Holz-
augen an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-

Pomologiſche
hiernächſt bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unſe-
rem Blute ein Balſam iſt, unſer Leben verlängern:) —
So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit
noch Gelegenheit hat, ſich in vielen pomologiſchen Schriften
umzuſehen, nicht unangenehm ſeyn, wenn hier einige nä-
here kurze Erläuterungen von der Kunſtſprache (daß ich mich
ſo ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren
verſchiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem
Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen
Naturgeſchichte des Obſtes und mancher ihrer Theile, und
derſelben Zweck und Abſicht ꝛc. in gedrängter Kürze etwas
bekannter machen. — Auch der gelehrte Pomologe findet
manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder
woran er nicht gedacht hat.


A.

Aeſte — ſind eine Fortſetzung des Baums, und gleichſam
eine Fortpflanzung auf ſich ſelbſt, da Baum auf Baum
wächſt und einer in den andern ſeine Wurzeln ſchlägt.

Aderlaſſen an den Bäumen ‒ iſt diejenige Operation,
da man im Frühjahr, vermittelſt eines ſcharfen Garten-
meſſers, einen Einſchnitt in die Rinde bis an den Baſt
oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei-
ten der B. oder zu verſchiedener ſonſtiger Abſicht. Der
Einſchnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam-
mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, ſenkrechte Ein-
ſchnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwiſchen. —
Seine Wirkung überhaupt iſt die Mäßigung des Saft-
triebes.

Auge, Knoſpe — ſind theils Laubaugen oder Holz-
augen an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="XXVI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Pomologi&#x017F;che</hi></fw><lb/>
hiernäch&#x017F;t bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die un&#x017F;e-<lb/>
rem Blute ein Bal&#x017F;am i&#x017F;t, un&#x017F;er Leben verlängern:) &#x2014;<lb/>
So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit<lb/>
noch Gelegenheit hat, &#x017F;ich in vielen pomologi&#x017F;chen Schriften<lb/>
umzu&#x017F;ehen, nicht unangenehm &#x017F;eyn, wenn hier einige nä-<lb/>
here kurze Erläuterungen von der Kun&#x017F;t&#x017F;prache (daß ich mich<lb/>
&#x017F;o ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem<lb/>
Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen<lb/>
Naturge&#x017F;chichte des Ob&#x017F;tes und mancher ihrer Theile, und<lb/>
der&#x017F;elben Zweck und Ab&#x017F;icht &#xA75B;c. in gedrängter Kürze etwas<lb/>
bekannter machen. &#x2014; Auch der gelehrte Pomologe findet<lb/>
manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder<lb/>
woran er nicht gedacht hat.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>A.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Ae&#x017F;te</hi> &#x2014; &#x017F;ind eine Fort&#x017F;etzung des Baums, und gleich&#x017F;am<lb/>
eine Fortpflanzung auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, da Baum auf Baum<lb/>
wäch&#x017F;t und einer in den andern &#x017F;eine Wurzeln &#x017F;chlägt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Aderla&#x017F;&#x017F;en</hi> an den Bäumen &#x2012; i&#x017F;t diejenige Operation,<lb/>
da man im Frühjahr, vermittel&#x017F;t eines &#x017F;charfen Garten-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;ers, einen Ein&#x017F;chnitt in die Rinde bis an den Ba&#x017F;t<lb/>
oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei-<lb/>
ten der B. oder zu ver&#x017F;chiedener &#x017F;on&#x017F;tiger Ab&#x017F;icht. Der<lb/>
Ein&#x017F;chnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam-<lb/>
mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, &#x017F;enkrechte Ein-<lb/>
&#x017F;chnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwi&#x017F;chen. &#x2014;<lb/>
Seine Wirkung überhaupt i&#x017F;t die Mäßigung des Saft-<lb/>
triebes.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Auge</hi>, <hi rendition="#g">Kno&#x017F;pe</hi> &#x2014; &#x017F;ind theils <hi rendition="#g">Laubaugen</hi> oder <hi rendition="#g">Holz</hi>-<lb/><hi rendition="#g">augen</hi> an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XXVI/0026] Pomologiſche hiernächſt bey dem Genuß der freyen reinen Luft, die unſe- rem Blute ein Balſam iſt, unſer Leben verlängern:) — So wird es dem Freunde der Pomologie, der weder Zeit noch Gelegenheit hat, ſich in vielen pomologiſchen Schriften umzuſehen, nicht unangenehm ſeyn, wenn hier einige nä- here kurze Erläuterungen von der Kunſtſprache (daß ich mich ſo ausdrücke!) der ältern und neuern Pomologen und ihren verſchiedenen Redensarten im Gebiete der Pomona, dem Werke vorausgehen, die ihn hie und da mit der eigentlichen Naturgeſchichte des Obſtes und mancher ihrer Theile, und derſelben Zweck und Abſicht ꝛc. in gedrängter Kürze etwas bekannter machen. — Auch der gelehrte Pomologe findet manchmal etwas, das ihm zuvor unbekannt war, oder woran er nicht gedacht hat. A. Aeſte — ſind eine Fortſetzung des Baums, und gleichſam eine Fortpflanzung auf ſich ſelbſt, da Baum auf Baum wächſt und einer in den andern ſeine Wurzeln ſchlägt. Aderlaſſen an den Bäumen ‒ iſt diejenige Operation, da man im Frühjahr, vermittelſt eines ſcharfen Garten- meſſers, einen Einſchnitt in die Rinde bis an den Baſt oder die innere Safthaut macht, in mancherley Krankhei- ten der B. oder zu verſchiedener ſonſtiger Abſicht. Der Einſchnitt gehet entweder nach der Länge des ganzen Stam- mes, oder man macht 2, 3 Zoll lange, ſenkrechte Ein- ſchnitte, und läßt wieder etliche Zoll Raum dazwiſchen. — Seine Wirkung überhaupt iſt die Mäßigung des Saft- triebes. Auge, Knoſpe — ſind theils Laubaugen oder Holz- augen an den Zweigen, woraus wieder Zweige erwach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/26
Zitationshilfe: Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/26>, abgerufen am 25.04.2024.