Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

"Hoffentlich erzeigen Ew. Gnaden dem Hause
die Ehre," fuhr der andre fort, "und erwarten
die Ankunft des Herrn von Staunitz."

"Staunitz?" fragte Blauenstein, "wer ist dieser
erwartete Gast?"

"Nun? wissen Ew. Gnaden noch nicht? --
Er ist ja der Verlobte der Comtesse Albertine!"

"Verl -- ?" fragte Blauenstein, und das
schreckliche Wort blieb ihm halb im Munde stecken.
"Also bereits -- verlobt, im wahren Ernst? Du
machst Scherz, Alter?"

"Erlauben mir Ew. Gnaden, zu widersprechen,
sagte der letztere lächlend, und schien sich an der
Betroffenheit Blauensteins zu weiden. "Der Herr
von Staunitz ist ein entfernter Vetter meiner
Herrschaft, ein gar liebenswürdiger Herr! Die
beiden Leutchen wurden von ihren Eltern gewis¬
sermaßen als Kinder schon für einander bestimmt;
seit zwei Jahren ist der Herr von Staunitz auf
Reisen, und wird nach seinem letzten Briefe in
diesen Tagen zurückerwartet. Das ist ein Männ¬
chen, auf den warteten unsere jungen Fräulchens

„Hoffentlich erzeigen Ew. Gnaden dem Hauſe
die Ehre,“ fuhr der andre fort, „und erwarten
die Ankunft des Herrn von Staunitz.“

„Staunitz?“ fragte Blauenſtein, „wer iſt dieſer
erwartete Gaſt?“

„Nun? wiſſen Ew. Gnaden noch nicht? —
Er iſt ja der Verlobte der Comteſſe Albertine!“

„Verl — ?“ fragte Blauenſtein, und das
ſchreckliche Wort blieb ihm halb im Munde ſtecken.
„Alſo bereits — verlobt, im wahren Ernſt? Du
machſt Scherz, Alter?“

„Erlauben mir Ew. Gnaden, zu widerſprechen,
ſagte der letztere laͤchlend, und ſchien ſich an der
Betroffenheit Blauenſteins zu weiden. „Der Herr
von Staunitz iſt ein entfernter Vetter meiner
Herrſchaft, ein gar liebenswuͤrdiger Herr! Die
beiden Leutchen wurden von ihren Eltern gewiſ¬
ſermaßen als Kinder ſchon fuͤr einander beſtimmt;
ſeit zwei Jahren iſt der Herr von Staunitz auf
Reiſen, und wird nach ſeinem letzten Briefe in
dieſen Tagen zuruͤckerwartet. Das iſt ein Maͤnn¬
chen, auf den warteten unſere jungen Fraͤulchens

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0035" n="29"/>
        <p>&#x201E;Hoffentlich erzeigen Ew. Gnaden dem Hau&#x017F;e<lb/>
die Ehre,&#x201C; fuhr der andre fort, &#x201E;und erwarten<lb/>
die Ankunft des Herrn von Staunitz.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Staunitz?&#x201C; fragte Blauen&#x017F;tein, &#x201E;wer i&#x017F;t die&#x017F;er<lb/>
erwartete Ga&#x017F;t?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun? wi&#x017F;&#x017F;en Ew. Gnaden noch nicht? &#x2014;<lb/>
Er i&#x017F;t ja der Verlobte der Comte&#x017F;&#x017F;e Albertine!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Verl &#x2014; ?&#x201C; fragte Blauen&#x017F;tein, und das<lb/>
&#x017F;chreckliche Wort blieb ihm halb im Munde &#x017F;tecken.<lb/>
&#x201E;Al&#x017F;o bereits &#x2014; verlobt, im wahren Ern&#x017F;t? Du<lb/>
mach&#x017F;t Scherz, Alter?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Erlauben mir Ew. Gnaden, zu wider&#x017F;prechen,<lb/>
&#x017F;agte der letztere la&#x0364;chlend, und &#x017F;chien &#x017F;ich an der<lb/>
Betroffenheit Blauen&#x017F;teins zu weiden. &#x201E;Der Herr<lb/>
von Staunitz i&#x017F;t ein entfernter Vetter meiner<lb/>
Herr&#x017F;chaft, ein gar liebenswu&#x0364;rdiger Herr! Die<lb/>
beiden Leutchen wurden von ihren Eltern gewi&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;ermaßen als Kinder &#x017F;chon fu&#x0364;r einander be&#x017F;timmt;<lb/>
&#x017F;eit zwei Jahren i&#x017F;t der Herr von Staunitz auf<lb/>
Rei&#x017F;en, und wird nach &#x017F;einem letzten Briefe in<lb/>
die&#x017F;en Tagen zuru&#x0364;ckerwartet. Das i&#x017F;t ein Ma&#x0364;nn¬<lb/>
chen, auf den warteten un&#x017F;ere jungen Fra&#x0364;ulchens<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0035] „Hoffentlich erzeigen Ew. Gnaden dem Hauſe die Ehre,“ fuhr der andre fort, „und erwarten die Ankunft des Herrn von Staunitz.“ „Staunitz?“ fragte Blauenſtein, „wer iſt dieſer erwartete Gaſt?“ „Nun? wiſſen Ew. Gnaden noch nicht? — Er iſt ja der Verlobte der Comteſſe Albertine!“ „Verl — ?“ fragte Blauenſtein, und das ſchreckliche Wort blieb ihm halb im Munde ſtecken. „Alſo bereits — verlobt, im wahren Ernſt? Du machſt Scherz, Alter?“ „Erlauben mir Ew. Gnaden, zu widerſprechen, ſagte der letztere laͤchlend, und ſchien ſich an der Betroffenheit Blauenſteins zu weiden. „Der Herr von Staunitz iſt ein entfernter Vetter meiner Herrſchaft, ein gar liebenswuͤrdiger Herr! Die beiden Leutchen wurden von ihren Eltern gewiſ¬ ſermaßen als Kinder ſchon fuͤr einander beſtimmt; ſeit zwei Jahren iſt der Herr von Staunitz auf Reiſen, und wird nach ſeinem letzten Briefe in dieſen Tagen zuruͤckerwartet. Das iſt ein Maͤnn¬ chen, auf den warteten unſere jungen Fraͤulchens

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/35
Zitationshilfe: Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/35>, abgerufen am 24.04.2024.