ungewöhnliche Anstrengung und Thätigkeit schneller da ist als der Feind uns erwartet hat.
13. Der eigentliche Überfall (nächtlich wie bei Hoch- kirch) ist der beste um mit einer ganz kleinen Armee noch Etwas zu unternehmen; aber er ist für den Angreifenden welcher die Gegend weniger kennt als der Vertheidigende, mehrern Zufällen unterworfen. Je weniger genau man die Gegend und die Anordnungen des Feindes kennt, um so größer werden diese Zufälle, daher dergleichen Angriffe in manchen Lagen nur als ein Mittel der Verzweiflung zu betrachten sind.
14. Bei diesen Angriffen muß man Alles noch viel einfacher einrichten und noch konzentrirter sein als bei Tage.
2. Grundsätze für den Gebrauch der Truppen.
1. Kann man die Feuerwaffen nicht entbehren (und wenn man sie entbehren könnte, warum führt man sie mit?) so muß mit ihnen das Gefecht eröffnet werden und die Kavallerie muß erst gebraucht werden wenn der Feind durch Infanterie und Artillerie schon viel gelitten hat. Daraus folgt:
a) daß man die Kavallerie hinter die Infanterie stel- len muß,
b) daß man sich nicht zu leicht bewegen lassen muß das Gefecht mit ihr anzufangen. Nur in Fällen, wo Unordnungen des Feindes, schneller Rückzug desselben Hoffnung des Erfolgs geben, muß man kühn mit der Reiterei auf ihn losgehen.
2. Artillerie ist in ihrem Feuer viel wirksamer als Infanterie. Eine Batterie von 8 Sechspfündern nimmt noch nicht den dritten Theil der Fronte eines Bataillons ein, hat nicht den achten Theil der Menschen die ein
Ba-
ungewoͤhnliche Anſtrengung und Thaͤtigkeit ſchneller da iſt als der Feind uns erwartet hat.
13. Der eigentliche Überfall (naͤchtlich wie bei Hoch- kirch) iſt der beſte um mit einer ganz kleinen Armee noch Etwas zu unternehmen; aber er iſt fuͤr den Angreifenden welcher die Gegend weniger kennt als der Vertheidigende, mehrern Zufaͤllen unterworfen. Je weniger genau man die Gegend und die Anordnungen des Feindes kennt, um ſo groͤßer werden dieſe Zufaͤlle, daher dergleichen Angriffe in manchen Lagen nur als ein Mittel der Verzweiflung zu betrachten ſind.
14. Bei dieſen Angriffen muß man Alles noch viel einfacher einrichten und noch konzentrirter ſein als bei Tage.
2. Grundſaͤtze fuͤr den Gebrauch der Truppen.
1. Kann man die Feuerwaffen nicht entbehren (und wenn man ſie entbehren koͤnnte, warum fuͤhrt man ſie mit?) ſo muß mit ihnen das Gefecht eroͤffnet werden und die Kavallerie muß erſt gebraucht werden wenn der Feind durch Infanterie und Artillerie ſchon viel gelitten hat. Daraus folgt:
a) daß man die Kavallerie hinter die Infanterie ſtel- len muß,
b) daß man ſich nicht zu leicht bewegen laſſen muß das Gefecht mit ihr anzufangen. Nur in Faͤllen, wo Unordnungen des Feindes, ſchneller Ruͤckzug deſſelben Hoffnung des Erfolgs geben, muß man kuͤhn mit der Reiterei auf ihn losgehen.
2. Artillerie iſt in ihrem Feuer viel wirkſamer als Infanterie. Eine Batterie von 8 Sechspfuͤndern nimmt noch nicht den dritten Theil der Fronte eines Bataillons ein, hat nicht den achten Theil der Menſchen die ein
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ungewoͤhnliche Anſtrengung und Thaͤtigkeit ſchneller da iſt
als der Feind uns erwartet hat.
13. Der eigentliche Überfall (naͤchtlich wie bei Hoch-
kirch) iſt der beſte um mit einer ganz kleinen Armee noch
Etwas zu unternehmen; aber er iſt fuͤr den Angreifenden
welcher die Gegend weniger kennt als der Vertheidigende,
mehrern Zufaͤllen unterworfen. Je weniger genau man
die Gegend und die Anordnungen des Feindes kennt, um
ſo groͤßer werden dieſe Zufaͤlle, daher dergleichen Angriffe
in manchen Lagen nur als ein Mittel der Verzweiflung
zu betrachten ſind.
14. Bei dieſen Angriffen muß man Alles noch viel
einfacher einrichten und noch konzentrirter ſein als bei Tage.
2. Grundſaͤtze fuͤr den Gebrauch der Truppen.
1. Kann man die Feuerwaffen nicht entbehren (und
wenn man ſie entbehren koͤnnte, warum fuͤhrt man ſie
mit?) ſo muß mit ihnen das Gefecht eroͤffnet werden und
die Kavallerie muß erſt gebraucht werden wenn der Feind
durch Infanterie und Artillerie ſchon viel gelitten hat.
Daraus folgt:
a) daß man die Kavallerie hinter die Infanterie ſtel-
len muß,
b) daß man ſich nicht zu leicht bewegen laſſen muß
das Gefecht mit ihr anzufangen. Nur in Faͤllen,
wo Unordnungen des Feindes, ſchneller Ruͤckzug
deſſelben Hoffnung des Erfolgs geben, muß man
kuͤhn mit der Reiterei auf ihn losgehen.
2. Artillerie iſt in ihrem Feuer viel wirkſamer als
Infanterie. Eine Batterie von 8 Sechspfuͤndern nimmt
noch nicht den dritten Theil der Fronte eines Bataillons
ein, hat nicht den achten Theil der Menſchen die ein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/238>, abgerufen am 27.06.2022.
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