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Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834.

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Über die organische Eintheilung der
Streitkräfte
.

Daß die Bestimmungsgründe für die Eintheilung und
Stärke der verschiedenen Abtheilungen einer Truppe welche
aus der Elementartaktik fließen, keine große Schärfe ha-
ben und viel Willkühr zulassen, muß man schon vermuthen
wenn man die Hundert Formationsarten sieht die in der
Erfahrung vorkommen; aber es bedarf keines großen Nach-
denkens um sich zu überzeugen daß diese Gründe keine ge-
nauere Bestimmung geben können. Was gewöhnlich in
dieser Sache vorgebracht wird, wie z. B. wenn ein Ka-
vallerieoffizier demonstrirt daß ein Kavallerieregiment nie-
mals zu stark sein könne, weil es sonst nicht im
Stande sei Etwas auszurichten
, verdient keiner
ernsthaften Erwähnung. So ist es schon mit den kleinen
Theilen mit welchen die Elementartaktik es zu thun hat,
nämlich den Kompagnien, Schwadronen, Bataillonen und
Regimentern; viel schlimmer aber ist es noch mit den
größern Abtheilungen, wo sie gar nicht hinreicht und wo
die höhere Taktik oder die Lehre von der Anordnung eines
Gefechtes es mit der Strategie ausmachen muß. Mit


Über die organiſche Eintheilung der
Streitkraͤfte
.

Daß die Beſtimmungsgruͤnde fuͤr die Eintheilung und
Staͤrke der verſchiedenen Abtheilungen einer Truppe welche
aus der Elementartaktik fließen, keine große Schaͤrfe ha-
ben und viel Willkuͤhr zulaſſen, muß man ſchon vermuthen
wenn man die Hundert Formationsarten ſieht die in der
Erfahrung vorkommen; aber es bedarf keines großen Nach-
denkens um ſich zu uͤberzeugen daß dieſe Gruͤnde keine ge-
nauere Beſtimmung geben koͤnnen. Was gewoͤhnlich in
dieſer Sache vorgebracht wird, wie z. B. wenn ein Ka-
vallerieoffizier demonſtrirt daß ein Kavallerieregiment nie-
mals zu ſtark ſein koͤnne, weil es ſonſt nicht im
Stande ſei Etwas auszurichten
, verdient keiner
ernſthaften Erwaͤhnung. So iſt es ſchon mit den kleinen
Theilen mit welchen die Elementartaktik es zu thun hat,
naͤmlich den Kompagnien, Schwadronen, Bataillonen und
Regimentern; viel ſchlimmer aber iſt es noch mit den
groͤßern Abtheilungen, wo ſie gar nicht hinreicht und wo
die hoͤhere Taktik oder die Lehre von der Anordnung eines
Gefechtes es mit der Strategie ausmachen muß. Mit

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[[265]/0279] Über die organiſche Eintheilung der Streitkraͤfte. Daß die Beſtimmungsgruͤnde fuͤr die Eintheilung und Staͤrke der verſchiedenen Abtheilungen einer Truppe welche aus der Elementartaktik fließen, keine große Schaͤrfe ha- ben und viel Willkuͤhr zulaſſen, muß man ſchon vermuthen wenn man die Hundert Formationsarten ſieht die in der Erfahrung vorkommen; aber es bedarf keines großen Nach- denkens um ſich zu uͤberzeugen daß dieſe Gruͤnde keine ge- nauere Beſtimmung geben koͤnnen. Was gewoͤhnlich in dieſer Sache vorgebracht wird, wie z. B. wenn ein Ka- vallerieoffizier demonſtrirt daß ein Kavallerieregiment nie- mals zu ſtark ſein koͤnne, weil es ſonſt nicht im Stande ſei Etwas auszurichten, verdient keiner ernſthaften Erwaͤhnung. So iſt es ſchon mit den kleinen Theilen mit welchen die Elementartaktik es zu thun hat, naͤmlich den Kompagnien, Schwadronen, Bataillonen und Regimentern; viel ſchlimmer aber iſt es noch mit den groͤßern Abtheilungen, wo ſie gar nicht hinreicht und wo die hoͤhere Taktik oder die Lehre von der Anordnung eines Gefechtes es mit der Strategie ausmachen muß. Mit

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Zitationshilfe: Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. [265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/279>, abgerufen am 29.03.2024.