233. Da nun ein Manöver als solches kein Gefecht ist sondern dasselbe nur anwendet insofern es als Manö- ver nicht gelingen will, so können die Gesetze für das Ge- sammtgefecht auch nicht auf den Fall eines Manövers passen, und die eigenthümlichen Dinge welche im Manö- ver wirksam sind, können in der Theorie des Gefechts nicht zur Gesetzgebung beitragen.
234. Es kommen freilich in der Ausführung häufig gemischte Verhältnisse vor, das hindert aber nicht die Dinge die in ihrem Wesen verschieden sind in der Theorie zu trennen; weiß man was man an jedem Theile hat, so lassen sich die Kombinationen nachher wieder machen.
235. Es ist also die Vernichtung feindlicher Streit- kräfte in allen Fällen die Absicht, und die in Nr. 4. b c d e f genannten Gegenstände werden dadurch erst hervor- gerufen und treten dann freilich als eigene Potenzen da- mit in Wechselwirkung.
236. Das was von diesen Gegenständen immer wie- derkehrt, d. h. nicht die Folge individueller Verhältnisse ist, ist auch lediglich als eine Wirkung der Vernichtung feind- licher Streitkraft zu betrachten.
237. Insofern etwas ganz Allgemeines über den Plan des Gefechts festzustellen ist kann es sich also nur auf die wirksamste Anwendung der eigenen Streitkraft zur Vernichtung der feindlichen beziehen.
Verhältniß zwischen Größe und Sicherheit des Erfolgs.
238. Da man es im Kriege und folglich auch im Gefechte mit moralischen Kräften und Wirkungen zu thun hat, die sich nicht bestimmt berechnen lassen, so bleibt im- mer eine große Ungewißheit über den Erfolg der ange- wendeten Mittel.
233. Da nun ein Manoͤver als ſolches kein Gefecht iſt ſondern daſſelbe nur anwendet inſofern es als Manoͤ- ver nicht gelingen will, ſo koͤnnen die Geſetze fuͤr das Ge- ſammtgefecht auch nicht auf den Fall eines Manoͤvers paſſen, und die eigenthuͤmlichen Dinge welche im Manoͤ- ver wirkſam ſind, koͤnnen in der Theorie des Gefechts nicht zur Geſetzgebung beitragen.
234. Es kommen freilich in der Ausfuͤhrung haͤufig gemiſchte Verhaͤltniſſe vor, das hindert aber nicht die Dinge die in ihrem Weſen verſchieden ſind in der Theorie zu trennen; weiß man was man an jedem Theile hat, ſo laſſen ſich die Kombinationen nachher wieder machen.
235. Es iſt alſo die Vernichtung feindlicher Streit- kraͤfte in allen Faͤllen die Abſicht, und die in Nr. 4. b c d e f genannten Gegenſtaͤnde werden dadurch erſt hervor- gerufen und treten dann freilich als eigene Potenzen da- mit in Wechſelwirkung.
236. Das was von dieſen Gegenſtaͤnden immer wie- derkehrt, d. h. nicht die Folge individueller Verhaͤltniſſe iſt, iſt auch lediglich als eine Wirkung der Vernichtung feind- licher Streitkraft zu betrachten.
237. Inſofern etwas ganz Allgemeines uͤber den Plan des Gefechts feſtzuſtellen iſt kann es ſich alſo nur auf die wirkſamſte Anwendung der eigenen Streitkraft zur Vernichtung der feindlichen beziehen.
Verhältniß zwiſchen Größe und Sicherheit des Erfolgs.
238. Da man es im Kriege und folglich auch im Gefechte mit moraliſchen Kraͤften und Wirkungen zu thun hat, die ſich nicht beſtimmt berechnen laſſen, ſo bleibt im- mer eine große Ungewißheit uͤber den Erfolg der ange- wendeten Mittel.
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233. Da nun ein Manoͤver als ſolches kein Gefecht
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ver nicht gelingen will, ſo koͤnnen die Geſetze fuͤr das Ge-
ſammtgefecht auch nicht auf den Fall eines Manoͤvers
paſſen, und die eigenthuͤmlichen Dinge welche im Manoͤ-
ver wirkſam ſind, koͤnnen in der Theorie des Gefechts
nicht zur Geſetzgebung beitragen.
234. Es kommen freilich in der Ausfuͤhrung haͤufig
gemiſchte Verhaͤltniſſe vor, das hindert aber nicht die
Dinge die in ihrem Weſen verſchieden ſind in der Theorie
zu trennen; weiß man was man an jedem Theile hat, ſo
laſſen ſich die Kombinationen nachher wieder machen.
235. Es iſt alſo die Vernichtung feindlicher Streit-
kraͤfte in allen Faͤllen die Abſicht, und die in Nr. 4. b c
d e f genannten Gegenſtaͤnde werden dadurch erſt hervor-
gerufen und treten dann freilich als eigene Potenzen da-
mit in Wechſelwirkung.
236. Das was von dieſen Gegenſtaͤnden immer wie-
derkehrt, d. h. nicht die Folge individueller Verhaͤltniſſe iſt,
iſt auch lediglich als eine Wirkung der Vernichtung feind-
licher Streitkraft zu betrachten.
237. Inſofern etwas ganz Allgemeines uͤber den
Plan des Gefechts feſtzuſtellen iſt kann es ſich alſo nur
auf die wirkſamſte Anwendung der eigenen Streitkraft
zur Vernichtung der feindlichen beziehen.
Verhältniß zwiſchen Größe und Sicherheit des Erfolgs.
238. Da man es im Kriege und folglich auch im
Gefechte mit moraliſchen Kraͤften und Wirkungen zu thun
hat, die ſich nicht beſtimmt berechnen laſſen, ſo bleibt im-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten de… [mehr]
Clausewitz' "Vom Kriege" erschien zu Lebzeiten des Autors nicht als selbstständige Publikation. Es wurde posthum, zwischen 1832 und 1834, als Bde. 1-3 der "Hinterlassenen Werke des Generals Carl von Clausewitz" von dessen Witwe Marie von Clausewitz herausgegeben.
Clausewitz, Carl von: Vom Kriege. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clausewitz_krieg03_1834/338>, abgerufen am 04.07.2022.
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