Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

p2c_754.001
vivo
. - Oft schimpft er in eben nicht hohen Ausdrücken. p2c_754.002
Z. B. di sua bestialitate il suo processo fara la p2c_754.003
pruova
. Nicht selten wird er naiv, und es gränzt sein p2c_754.004
Styl ans Komische, wie er z. B. mitten im Himmel sich p2c_754.005
daran erinnert, daß er aus Florenz kommt. Diese Zusammenstellung p2c_754.006
gemeiner Ausdrücke mit den erhabensten p2c_754.007
Bildern wirft indeß die Seele hin und her, und thut oft einen p2c_754.008
ähnlichen Effekt, als die hebräische Poesie, besonders p2c_754.009
der Styl der Propheten durch ein gleiches Mittel bewirkt. p2c_754.010
Dante ist übrigens freylich zu rauh und dunkel. Allein p2c_754.011
ein Grad von heiligem Dunkel wird zu einer mystischen p2c_754.012
Stimmung verlangt. Der lichte edle Styl des Heldengedichts p2c_754.013
würde nicht passen. - Das Metrum des p2c_754.014
Dante, die Terzine, hält sehr gut das Mittel zwischen p2c_754.015
dem Lyrischen und Epischen. Jndeß könnte ein höherer allegorischer p2c_754.016
Dichter, dessen Erzählung mehr Zusammenhang p2c_754.017
hätte, auch freyere Stanzen gebrauchen.

p2c_754.018

p2c_754.019
III.

p2c_754.020

Von der niedern allegorischen Poesie.

p2c_754.021
§. 1.

p2c_754.022
A) Das allegorische Gedicht niederer Gattung p2c_754.023
enthält die sinnbildliche Darstellung von abstracten p2c_754.024
Begriffen, Gegenständen oder Begebenheiten jeder Art, p2c_754.025
welche sich nicht auf die Enthüllung der letzten Weltursachen

p2c_754.001
vivo
. ─ Oft schimpft er in eben nicht hohen Ausdrücken. p2c_754.002
Z. B. di sua bestialitate il suo processo farà la p2c_754.003
pruova
. Nicht selten wird er naiv, und es gränzt sein p2c_754.004
Styl ans Komische, wie er z. B. mitten im Himmel sich p2c_754.005
daran erinnert, daß er aus Florenz kommt. Diese Zusammenstellung p2c_754.006
gemeiner Ausdrücke mit den erhabensten p2c_754.007
Bildern wirft indeß die Seele hin und her, und thut oft einen p2c_754.008
ähnlichen Effekt, als die hebräische Poesie, besonders p2c_754.009
der Styl der Propheten durch ein gleiches Mittel bewirkt. p2c_754.010
Dante ist übrigens freylich zu rauh und dunkel. Allein p2c_754.011
ein Grad von heiligem Dunkel wird zu einer mystischen p2c_754.012
Stimmung verlangt. Der lichte edle Styl des Heldengedichts p2c_754.013
würde nicht passen. ─ Das Metrum des p2c_754.014
Dante, die Terzine, hält sehr gut das Mittel zwischen p2c_754.015
dem Lyrischen und Epischen. Jndeß könnte ein höherer allegorischer p2c_754.016
Dichter, dessen Erzählung mehr Zusammenhang p2c_754.017
hätte, auch freyere Stanzen gebrauchen.

p2c_754.018

p2c_754.019
III.

p2c_754.020

Von der niedern allegorischen Poesie.

p2c_754.021
§. 1.

p2c_754.022
A) Das allegorische Gedicht niederer Gattung p2c_754.023
enthält die sinnbildliche Darstellung von abstracten p2c_754.024
Begriffen, Gegenständen oder Begebenheiten jeder Art, p2c_754.025
welche sich nicht auf die Enthüllung der letzten Weltursachen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0278" n="754"/><lb n="p2c_754.001"/>
vivo</hi>. &#x2500; Oft schimpft er in eben nicht hohen Ausdrücken. <lb n="p2c_754.002"/>
Z. B. <hi rendition="#aq">di sua <hi rendition="#g">bestialitate</hi> il suo processo farà la <lb n="p2c_754.003"/>
pruova</hi>. Nicht selten wird er naiv, und es gränzt sein <lb n="p2c_754.004"/>
Styl ans Komische, wie er z. B. mitten im Himmel sich <lb n="p2c_754.005"/>
daran erinnert, daß er aus <hi rendition="#g">Florenz</hi> kommt. Diese Zusammenstellung <lb n="p2c_754.006"/> <hi rendition="#g">gemeiner</hi> Ausdrücke mit den erhabensten <lb n="p2c_754.007"/>
Bildern wirft indeß die Seele hin und her, und thut oft einen <lb n="p2c_754.008"/>
ähnlichen Effekt, als die hebräische Poesie, besonders <lb n="p2c_754.009"/>
der Styl der Propheten durch ein gleiches Mittel bewirkt. <lb n="p2c_754.010"/> <hi rendition="#g">Dante</hi> ist übrigens freylich zu <hi rendition="#g">rauh</hi> und <hi rendition="#g">dunkel.</hi> Allein <lb n="p2c_754.011"/>
ein Grad von heiligem Dunkel wird zu einer mystischen <lb n="p2c_754.012"/>
Stimmung verlangt. Der lichte <hi rendition="#g">edle</hi> Styl des Heldengedichts <lb n="p2c_754.013"/>
würde nicht passen. &#x2500; Das <hi rendition="#g">Metrum</hi> des <lb n="p2c_754.014"/> <hi rendition="#g">Dante,</hi> die Terzine, hält sehr gut das Mittel zwischen <lb n="p2c_754.015"/>
dem Lyrischen und Epischen. Jndeß könnte ein höherer allegorischer <lb n="p2c_754.016"/>
Dichter, dessen Erzählung mehr Zusammenhang <lb n="p2c_754.017"/>
hätte, auch freyere Stanzen gebrauchen.</p>
            <lb n="p2c_754.018"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_754.019"/>
III.</hi> </p>
            <lb n="p2c_754.020"/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Von der niedern allegorischen Poesie</hi>.</hi> </p>
            <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_754.021"/>
§. 1.</hi> </p>
            <p><lb n="p2c_754.022"/><hi rendition="#aq">A</hi>) Das <hi rendition="#g">allegorische</hi> Gedicht niederer Gattung <lb n="p2c_754.023"/>
enthält die sinnbildliche Darstellung von abstracten <lb n="p2c_754.024"/>
Begriffen, Gegenständen oder Begebenheiten jeder Art,     <lb n="p2c_754.025"/>
welche sich nicht auf die Enthüllung der letzten Weltursachen
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[754/0278] p2c_754.001 vivo. ─ Oft schimpft er in eben nicht hohen Ausdrücken. p2c_754.002 Z. B. di sua bestialitate il suo processo farà la p2c_754.003 pruova. Nicht selten wird er naiv, und es gränzt sein p2c_754.004 Styl ans Komische, wie er z. B. mitten im Himmel sich p2c_754.005 daran erinnert, daß er aus Florenz kommt. Diese Zusammenstellung p2c_754.006 gemeiner Ausdrücke mit den erhabensten p2c_754.007 Bildern wirft indeß die Seele hin und her, und thut oft einen p2c_754.008 ähnlichen Effekt, als die hebräische Poesie, besonders p2c_754.009 der Styl der Propheten durch ein gleiches Mittel bewirkt. p2c_754.010 Dante ist übrigens freylich zu rauh und dunkel. Allein p2c_754.011 ein Grad von heiligem Dunkel wird zu einer mystischen p2c_754.012 Stimmung verlangt. Der lichte edle Styl des Heldengedichts p2c_754.013 würde nicht passen. ─ Das Metrum des p2c_754.014 Dante, die Terzine, hält sehr gut das Mittel zwischen p2c_754.015 dem Lyrischen und Epischen. Jndeß könnte ein höherer allegorischer p2c_754.016 Dichter, dessen Erzählung mehr Zusammenhang p2c_754.017 hätte, auch freyere Stanzen gebrauchen. p2c_754.018 p2c_754.019 III. p2c_754.020 Von der niedern allegorischen Poesie. p2c_754.021 §. 1. p2c_754.022 A) Das allegorische Gedicht niederer Gattung p2c_754.023 enthält die sinnbildliche Darstellung von abstracten p2c_754.024 Begriffen, Gegenständen oder Begebenheiten jeder Art, p2c_754.025 welche sich nicht auf die Enthüllung der letzten Weltursachen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/278
Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/278>, abgerufen am 12.05.2024.