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Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

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Verkündeten. Da scholl dein Ruf: "Hoch sey
"Das Marcische Geschlecht gepriesen, hoch!
"Von ihm entstammt der Götterdienst durch Numa
"Und Ancus Marcius. Dafür nun krönt
"Der Götter Huld den Cajus Marcius
"Mit Sieg! Er ist ein gottgeliebter Mann!"
So riefst du; -- nun soll's anders seyn? O nein!
Die Götter zürnen euch, daß ihr den Enkel
Des Tempelgründers Ancus Marcius,
Dem Vaterland', den Laren frech entrisset.
Fürwahr! sie sind aus Rom mit mit gezogen,
Und eure Tempel stehen leer. Die Götter
Bestrafen Undank, steh'n der Unschuld bey!
Ich fühle mich von ihrer Gegenwart
Umweht! -- Ha, schaudert! denn sie sind mit mir!
Mein ist der Sieg, und eure Kraft gelähmt!
Ihr fleht vergebens zu dem Himmel auf! --
Und nun kein Wort mehr Pontifex, und geh!

(Die Gesandtschaft ab.)
Vierter Auftritt.
Coriolan. Sulpitius.
Coriolan.
(ruft dem Sulpitius nach, der mit einem Arme auf einem Knaben,
mit dem andern auf einem Krückenstock gestützt, langsam der
Gesandtschaft nachgeht.)

Sulpitius! Sulpitius!
Sulpitius.
Bist du's,
Verkündeten. Da ſcholl dein Ruf: »Hoch ſey
»Das Marciſche Geſchlecht geprieſen, hoch!
»Von ihm entſtammt der Götterdienſt durch Numa
»Und Ancus Marcius. Dafür nun krönt
»Der Götter Huld den Cajus Marcius
»Mit Sieg! Er iſt ein gottgeliebter Mann!«
So riefſt du; — nun ſoll’s anders ſeyn? O nein!
Die Götter zürnen euch, daß ihr den Enkel
Des Tempelgründers Ancus Marcius,
Dem Vaterland’, den Laren frech entriſſet.
Fürwahr! ſie ſind aus Rom mit mit gezogen,
Und eure Tempel ſtehen leer. Die Götter
Beſtrafen Undank, ſteh’n der Unſchuld bey!
Ich fühle mich von ihrer Gegenwart
Umweht! — Ha, ſchaudert! denn ſie ſind mit mir!
Mein iſt der Sieg, und eure Kraft gelähmt!
Ihr fleht vergebens zu dem Himmel auf! —
Und nun kein Wort mehr Pontifex, und geh!

(Die Geſandtſchaft ab.)
Vierter Auftritt.
Coriolan. Sulpitius.
Coriolan.
(ruft dem Sulpitius nach, der mit einem Arme auf einem Knaben,
mit dem andern auf einem Krückenſtock geſtützt, langſam der
Geſandtſchaft nachgeht.)

Sulpitius! Sulpitius!
Sulpitius.
Biſt du’s,
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[78/0086] Verkündeten. Da ſcholl dein Ruf: »Hoch ſey »Das Marciſche Geſchlecht geprieſen, hoch! »Von ihm entſtammt der Götterdienſt durch Numa »Und Ancus Marcius. Dafür nun krönt »Der Götter Huld den Cajus Marcius »Mit Sieg! Er iſt ein gottgeliebter Mann!« So riefſt du; — nun ſoll’s anders ſeyn? O nein! Die Götter zürnen euch, daß ihr den Enkel Des Tempelgründers Ancus Marcius, Dem Vaterland’, den Laren frech entriſſet. Fürwahr! ſie ſind aus Rom mit mit gezogen, Und eure Tempel ſtehen leer. Die Götter Beſtrafen Undank, ſteh’n der Unſchuld bey! Ich fühle mich von ihrer Gegenwart Umweht! — Ha, ſchaudert! denn ſie ſind mit mir! Mein iſt der Sieg, und eure Kraft gelähmt! Ihr fleht vergebens zu dem Himmel auf! — Und nun kein Wort mehr Pontifex, und geh! (Die Geſandtſchaft ab.) Vierter Auftritt. Coriolan. Sulpitius. Coriolan. (ruft dem Sulpitius nach, der mit einem Arme auf einem Knaben, mit dem andern auf einem Krückenſtock geſtützt, langſam der Geſandtſchaft nachgeht.) Sulpitius! Sulpitius! Sulpitius. Biſt du’s,

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Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/86>, abgerufen am 28.03.2024.