Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite

Selbst wenn sie noch nicht das rechte oder volle
Verständniß für die Lehren der h. Religion haben,
ist es, als ob in dem Innersten ihres Wesens
eine Saite anklinge, wenn man ihnen von Gott,
vom lieben Heilande, vom Himmel und himmli-
schen Dingen erzählt; so hingebend und so fromm
nehmen sie es auf und auf ihrem kindlichen Ge-
sichtchen malt es sich, welchen Eindruck es auf ihr
Herz gemacht hat. Es sind gewissermaßen die
von Gott selbst im Kinde gespannten Saiten, welche
bei solchen Gelegenheiten anklingen.

Darum ist auch der Grundsatz so verwerflich,
man müsse die Kinder in den Jahren ihrer zarten
Jugend nicht mit solchen Dingen behelligen, weil
sie dieselben ja doch noch nicht verstehen könnten.
Sie verstehen dieselben freilich nicht so, wie die
Erwachsenen; aber sie verstehen viel mehr davon,
als man gewöhnlich annimmt; sie verstehen genug
davon, um es mit Nutzen zu hören und zu lernen.
Und der größte Vortheil ist, daß auf solche Art

Selbst wenn sie noch nicht das rechte oder volle
Verständniß für die Lehren der h. Religion haben,
ist es, als ob in dem Innersten ihres Wesens
eine Saite anklinge, wenn man ihnen von Gott,
vom lieben Heilande, vom Himmel und himmli-
schen Dingen erzählt; so hingebend und so fromm
nehmen sie es auf und auf ihrem kindlichen Ge-
sichtchen malt es sich, welchen Eindruck es auf ihr
Herz gemacht hat. Es sind gewissermaßen die
von Gott selbst im Kinde gespannten Saiten, welche
bei solchen Gelegenheiten anklingen.

Darum ist auch der Grundsatz so verwerflich,
man müsse die Kinder in den Jahren ihrer zarten
Jugend nicht mit solchen Dingen behelligen, weil
sie dieselben ja doch noch nicht verstehen könnten.
Sie verstehen dieselben freilich nicht so, wie die
Erwachsenen; aber sie verstehen viel mehr davon,
als man gewöhnlich annimmt; sie verstehen genug
davon, um es mit Nutzen zu hören und zu lernen.
Und der größte Vortheil ist, daß auf solche Art

<TEI>
  <text xml:id="C889_001_1874">
    <group>
      <text>
        <body>
          <div>
            <p><pb facs="#f0274" xml:id="C889_001_1874_pb0063_0001" n="63"/>
Selbst wenn sie noch nicht das rechte oder volle<lb/>
Verständniß für die Lehren der h. Religion haben,<lb/>
ist es, als ob in dem Innersten ihres Wesens<lb/>
eine Saite anklinge, wenn man ihnen von Gott,<lb/>
vom lieben Heilande, vom Himmel und himmli-<lb/>
schen Dingen erzählt; so hingebend und so fromm<lb/>
nehmen sie es auf und auf ihrem kindlichen Ge-<lb/>
sichtchen malt es sich, welchen Eindruck es auf ihr<lb/>
Herz gemacht hat. Es sind gewissermaßen die<lb/>
von Gott selbst im Kinde gespannten Saiten, welche<lb/>
bei solchen Gelegenheiten anklingen.</p>
            <p>Darum ist auch der Grundsatz so verwerflich,<lb/>
man müsse die Kinder in den Jahren ihrer zarten<lb/>
Jugend nicht mit solchen Dingen behelligen, weil<lb/>
sie dieselben ja doch noch nicht verstehen könnten.<lb/>
Sie verstehen dieselben freilich nicht so, wie die<lb/>
Erwachsenen; aber sie verstehen viel mehr davon,<lb/>
als man gewöhnlich annimmt; sie verstehen genug<lb/>
davon, um es mit Nutzen zu hören und zu lernen.<lb/>
Und der größte Vortheil ist, daß auf solche Art<lb/></p>
          </div>
        </body>
      </text>
    </group>
  </text>
</TEI>
[63/0274] Selbst wenn sie noch nicht das rechte oder volle Verständniß für die Lehren der h. Religion haben, ist es, als ob in dem Innersten ihres Wesens eine Saite anklinge, wenn man ihnen von Gott, vom lieben Heilande, vom Himmel und himmli- schen Dingen erzählt; so hingebend und so fromm nehmen sie es auf und auf ihrem kindlichen Ge- sichtchen malt es sich, welchen Eindruck es auf ihr Herz gemacht hat. Es sind gewissermaßen die von Gott selbst im Kinde gespannten Saiten, welche bei solchen Gelegenheiten anklingen. Darum ist auch der Grundsatz so verwerflich, man müsse die Kinder in den Jahren ihrer zarten Jugend nicht mit solchen Dingen behelligen, weil sie dieselben ja doch noch nicht verstehen könnten. Sie verstehen dieselben freilich nicht so, wie die Erwachsenen; aber sie verstehen viel mehr davon, als man gewöhnlich annimmt; sie verstehen genug davon, um es mit Nutzen zu hören und zu lernen. Und der größte Vortheil ist, daß auf solche Art

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/274
Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/274>, abgerufen am 16.04.2024.