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Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874.

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3. "Gedenke, daß du den Sonntag heiligst."

Hier brauchen wir mit Fleiß Gottes eigenes
Wort. Dürfte nicht geglaubt werden, daß der Nach-
druck, mit welchem der Herr die Feier des h. Tages
eingeschärft hat, Sein "Gedenke!" fast vor Allen an
die Männer, an die Väter gerichtet sei? Wem thut
eine rechte Sonntagsfeier mehr Noth? Wenn, wie
oben gesagt, die ganze Lebensverumständigung der
großen Mehrzahl von Männern darnach angethan ist,
das Herz unmäßig vom Höhern abzulenken und an's
Irdische zu fesseln, und in mancherlei Verirrung ab-
zulenken, welche Bedeutung hat dann grad für sie der
Sonntag und daß an ihm nach Gottes Willen nun
einmal alle irdische Arbeit und Beschäftigung ruhe
und das Bewußtsein der höhern Bestimmung und
seine Weihe am Herzen zur Geltung komme und
Herz und Willen wieder zu h. Regungen und Ent-
schließungen hinaufgetragen und das erforderliche
Maß der Gnade wieder ergänzt werde?

Wie aber, wenn nun der Mann, der Vater auch
diesen Tag nicht solcher Erneuerung weihet, auch an
diesem Tage nicht lässet von seinem irdischen Sinn
und Streben, auch am Sonntage seinen Geschäften
und Sorgen nachhängt und um Gebet, Gottesdienst,
um Gottes Wort und christliche Uebung sich wenig
oder gar nicht kümmert? Wird dann nicht, muß
nicht nothwendig der christliche Charakter mehr und
mehr zu Schanden werden und die Seele zu Grunde
gehen?

O christlicher Vater, halte den Sonntag nach
Gottes h. Willen und Absicht. Halte dich überzeugt,
daß es nothwendig ist, um dein eigenes Heil zu
wirken, nothwendig, um deinen Kindern ein christ-

3. „Gedenke, daß du den Sonntag heiligst.“

Hier brauchen wir mit Fleiß Gottes eigenes
Wort. Dürfte nicht geglaubt werden, daß der Nach-
druck, mit welchem der Herr die Feier des h. Tages
eingeschärft hat, Sein „Gedenke!“ fast vor Allen an
die Männer, an die Väter gerichtet sei? Wem thut
eine rechte Sonntagsfeier mehr Noth? Wenn, wie
oben gesagt, die ganze Lebensverumständigung der
großen Mehrzahl von Männern darnach angethan ist,
das Herz unmäßig vom Höhern abzulenken und an's
Irdische zu fesseln, und in mancherlei Verirrung ab-
zulenken, welche Bedeutung hat dann grad für sie der
Sonntag und daß an ihm nach Gottes Willen nun
einmal alle irdische Arbeit und Beschäftigung ruhe
und das Bewußtsein der höhern Bestimmung und
seine Weihe am Herzen zur Geltung komme und
Herz und Willen wieder zu h. Regungen und Ent-
schließungen hinaufgetragen und das erforderliche
Maß der Gnade wieder ergänzt werde?

Wie aber, wenn nun der Mann, der Vater auch
diesen Tag nicht solcher Erneuerung weihet, auch an
diesem Tage nicht lässet von seinem irdischen Sinn
und Streben, auch am Sonntage seinen Geschäften
und Sorgen nachhängt und um Gebet, Gottesdienst,
um Gottes Wort und christliche Uebung sich wenig
oder gar nicht kümmert? Wird dann nicht, muß
nicht nothwendig der christliche Charakter mehr und
mehr zu Schanden werden und die Seele zu Grunde
gehen?

O christlicher Vater, halte den Sonntag nach
Gottes h. Willen und Absicht. Halte dich überzeugt,
daß es nothwendig ist, um dein eigenes Heil zu
wirken, nothwendig, um deinen Kindern ein christ-

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[78/0081] 3. „Gedenke, daß du den Sonntag heiligst.“ Hier brauchen wir mit Fleiß Gottes eigenes Wort. Dürfte nicht geglaubt werden, daß der Nach- druck, mit welchem der Herr die Feier des h. Tages eingeschärft hat, Sein „Gedenke!“ fast vor Allen an die Männer, an die Väter gerichtet sei? Wem thut eine rechte Sonntagsfeier mehr Noth? Wenn, wie oben gesagt, die ganze Lebensverumständigung der großen Mehrzahl von Männern darnach angethan ist, das Herz unmäßig vom Höhern abzulenken und an's Irdische zu fesseln, und in mancherlei Verirrung ab- zulenken, welche Bedeutung hat dann grad für sie der Sonntag und daß an ihm nach Gottes Willen nun einmal alle irdische Arbeit und Beschäftigung ruhe und das Bewußtsein der höhern Bestimmung und seine Weihe am Herzen zur Geltung komme und Herz und Willen wieder zu h. Regungen und Ent- schließungen hinaufgetragen und das erforderliche Maß der Gnade wieder ergänzt werde? Wie aber, wenn nun der Mann, der Vater auch diesen Tag nicht solcher Erneuerung weihet, auch an diesem Tage nicht lässet von seinem irdischen Sinn und Streben, auch am Sonntage seinen Geschäften und Sorgen nachhängt und um Gebet, Gottesdienst, um Gottes Wort und christliche Uebung sich wenig oder gar nicht kümmert? Wird dann nicht, muß nicht nothwendig der christliche Charakter mehr und mehr zu Schanden werden und die Seele zu Grunde gehen? O christlicher Vater, halte den Sonntag nach Gottes h. Willen und Absicht. Halte dich überzeugt, daß es nothwendig ist, um dein eigenes Heil zu wirken, nothwendig, um deinen Kindern ein christ-

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Zitationshilfe: Cramer, Wilhelm: Der christliche Vater wie er sein und was er thun soll. Nebst einem Anhange von Gebeten für denselben. Dülmen, 1874, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_mutter_1874/81>, abgerufen am 24.04.2024.