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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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DJß scheint eine schwere frage/ die den Astrologis von denen/ welche die
Prognosticationes gantz vernichten/ für geworffen wird. Vnnd zwar es
sind der Sternen viel tausendt mal mehr/ als die Astronomi durch instrumen-
ta observiret,
außgerechnet vnd zu buch gebracht/ welche alle zugleich mitwir-
cken. D. Feselius weylandt Marggräfischer Badenscher Leib Medicus, als er
diese frage den Astrologis auffgibt/ spricht er:

Wenn ich die krafft vnd wirckung eines Krauts/ einer Wurtzel/ oder son-
sten einer sonderbaren Artzney erlernen wil/ so muß ich dero jedweders insonder-
heit warnemen/ vnd seine wirckung vermercken/ sonsten wenn ichs zugleich mit
andern vermischen wolte/ würde ich zu meinem Intent nicht kommen. Drauff
spricht Kepplerus num. 45. Tertii Interven. also: das Feselius fraget/ wie
jhm die Astrologi dißfals thun? Antwort ich: Sie binden das gantze vermisch-
te büschlein von aller Sternen Lichtstralen zusammen/ schneiden es ab/ vnd werf-
fen es in ein wasser/ lassen es drey tag vnd drey nacht an einander sieden/ so fal-
len die zasern von einander. Wil es D. Feselius nit glenben/ wie sol ich dann
jhm gleuben/ das er probiren könne; das daß Rhabarbarum die Gall außziehe/
da doch aller vnrath in deß Menschen Leib bey einander vnd vntereinander ver-
mischet/ etc. Vnd wil ich nicht gleuben/ das D. Feselius alle vnd jede simplicia
an der Menschen Leibe selber probiret habe; (wie müste er so etn grossen Gotts-
Acker gefüllet haben?) Sondern er wird den alten gläuben/ vnd so ein newes
kraut für kömpt/ wird er zuvorn conjecturas brauchen/ solches kraut gegen an-
dern schon kundtbaren kräutern halten/ eh denn ers gebrauchet. Nicht anderst
haben die Astrologi vnterschiedliche mittel/ hinder die kräffte der Planeten zu
kommen. Sie betrachten die Farb/ die grösse/ die klarheit/ etc. Diese antwort
ist etwas dunckel/ vnd nicht für jedermans verstandt/ derhalben ich mit Schere-
ro
etwas deutlicher antworte. Man weiß/ das der Sternen zweyerley: Fixae,
die festen Sternen am Firmament/ welche gegen einander jmmerdar einerley
distantz halten: vnd dan Erraticae oder die 7. Planeten/ welche ein jeglicher sei-
nen besondern gang hat/ vnd also seine distantz, so wol von andern Planeten/ als
von den Festen Sternen für vnd für verendert. Was die erste art anlanget/
gibt jhre distantz keine abwechselung der wirckung oder newer zufälle in der vn-
tern Welt/ sondern jhre wirckung bleibt in gemein einmal wie das ander/ vnnd
weil sie alle zugleich mit wircken/ kan man zwar auß jhrem zustand allein wenig
nachrichtung jhrer eigenschafft haben.

Aber durch die Planeten lernet man so wol jhre/ als der Planeten selbs na-
tur erkündigen. Denn weil Saturnus motu proprio seinen vmblauff verrichtet

in

DJß ſcheint eine ſchwere frage/ die den Aſtrologis von denen/ welche die
Prognoſticationes gantz vernichten/ fuͤr geworffen wird. Vnnd zwar es
ſind der Sternen viel tauſendt mal mehr/ als die Aſtronomi durch inſtrumen-
ta obſerviret,
außgerechnet vnd zu buch gebracht/ welche alle zugleich mitwir-
cken. D. Feſelius weylandt Marggraͤfiſcher Badenſcher Leib Medicus, als er
dieſe frage den Aſtrologis auffgibt/ ſpricht er:

Wenn ich die krafft vnd wirckung eines Krauts/ einer Wurtzel/ oder ſon-
ſten einer ſonderbaren Artzney erlernen wil/ ſo muß ich dero jedweders inſonder-
heit warnemen/ vnd ſeine wirckung vermercken/ ſonſten wenn ichs zugleich mit
andern vermiſchen wolte/ wuͤrde ich zu meinem Intent nicht kommen. Drauff
ſpricht Kepplerus num. 45. Tertii Interven. alſo: das Feſelius fraget/ wie
jhm die Aſtrologi dißfals thun? Antwort ich: Sie binden das gantze vermiſch-
te buͤſchlein von aller Sternen Lichtſtralen zuſammen/ ſchneiden es ab/ vnd werf-
fen es in ein waſſer/ laſſen es drey tag vnd drey nacht an einander ſieden/ ſo fal-
len die zaſern von einander. Wil es D. Feſelius nit glenben/ wie ſol ich dann
jhm gleuben/ das er probiren koͤnne; das daß Rhabarbarum die Gall außziehe/
da doch aller vnrath in deß Menſchen Leib bey einander vnd vntereinander ver-
miſchet/ etc. Vnd wil ich nicht gleuben/ das D. Feſelius alle vnd jede ſimplicia
an der Menſchen Leibe ſelber probiret habe; (wie muͤſte er ſo etn groſſen Gotts-
Acker gefuͤllet haben?) Sondern er wird den alten glaͤuben/ vnd ſo ein newes
kraut fuͤr koͤmpt/ wird er zuvorn conjecturas brauchen/ ſolches kraut gegen an-
dern ſchon kundtbaren kraͤutern halten/ eh denn ers gebrauchet. Nicht anderſt
haben die Aſtrologi vnterſchiedliche mittel/ hinder die kraͤffte der Planeten zu
kommen. Sie betrachten die Farb/ die groͤſſe/ die klarheit/ etc. Dieſe antwort
iſt etwas dunckel/ vnd nicht fuͤr jedermans verſtandt/ derhalben ich mit Schere-
ro
etwas deutlicher antworte. Man weiß/ das der Sternen zweyerley: Fixæ,
die feſten Sternen am Firmament/ welche gegen einander jmmerdar einerley
diſtantz halten: vnd dan Erraticæ oder die 7. Planeten/ welche ein jeglicher ſei-
nen beſondern gang hat/ vnd alſo ſeine diſtantz, ſo wol von andern Planeten/ als
von den Feſten Sternen fuͤr vnd fuͤr verendert. Was die erſte art anlanget/
gibt jhre diſtantz keine abwechſelung der wirckung oder newer zufaͤlle in der vn-
tern Welt/ ſondern jhre wirckung bleibt in gemein einmal wie das ander/ vnnd
weil ſie alle zugleich mit wircken/ kan man zwar auß jhrem zuſtand allein wenig
nachrichtung jhrer eigenſchafft haben.

Aber durch die Planeten lernet man ſo wol jhre/ als der Planeten ſelbs na-
tur erkuͤndigen. Denn weil Saturnus motu proprio ſeinen vmblauff verrichtet

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/100>, abgerufen am 27.04.2024.