Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite
X.
Sol der Hundsstern von der Sonnen so weit abgelegen
sein? kan man jhn doch in den Hundstagen in einem becken voll

Wassers neben der Sonnen sehen?

ANtwort: Warumb nicht gar in einem Spiegel? Jch weiß wol das jhrer
viel diß vorgeben/ beruffen sich auch auff das gezeugniß jhrer Augen. Aber
vergeblich. Denn wenn gleich der Hundsstern so nah an der Ecliptica stünde/
würd man doch weder durch dieses noch durch andere mittel jhn in gegenwart
des Sonnenscheins sehen. Wollen sie aber wissen/ was das sey/ das jhnen ausm
Wasser für die Augen scheust? Es ist die verblendung des Gesichts/ dieweil die
wiederprallung der Sonnenstralen eben in die Augen stösset/ vnd desto hefftiger
ist/ je stiller das Wasser ist. Dadurch einem/ der die Sonn im Wasser anscha-
wet/ bald licht bald finsterniß/ bald braun vnnd blaw vorkömt/ vnd jhm dünckt
das er bißweilen kleine Liechtlein sehe. Weil nun die persuasion vorhergan-
gen/ das er gewiß den Hundsstern sehen werde/ bildet man sich ein/ wenn man
dergleichen Liechtlein gewar wird/ das man jhn gesehen habe. Gleich wie An.
1614 in der Fasten der Abendstern von vielen für einen wunderlich geschwentz-
ten Cometen angesehen vnd steiff dafür gehalten ward/ so das sie mich auch/ da
ichs verneinete/ auslachten.

Zum beschluß wird gefragt/ wenn doch eigentlich der Anfang vnd das En-
de der Hundstage sey? Hievon ist ein alter Klippelverß: Margar: Caniculas,
Assumtio terminat illas,
das ist/ sie sollen auff Margarethae anfahn/ vnd auff
Marien Himmelfarth auffhören. Vnd ein ander: Margaris Os Canis est,
Caudam Laurentius adfert,
das ist/ jhr anfang sol auff Margarethae sein/ das
ende auff Laurentij. Jn beyden hat man nicht so eigentlich gesehen auff den
Ortum Cosmicum Sirij, sondern auff den Lauff der Sonnen durch den Lewen/
da die zeit gemeiniglich am hitzigsten ist. Denn nachm alten Calender (Sinte-
mal diese verse wol hundert Jahr vorm newen Calender gemacht sind) trit die
Sonne in den auff Margaretae/ vnd trit aus dem Lewen 3. tage nach Lau-
rentii/ oder 2. tage vor Mar. Himmelfarth. Derhalben ich auch/ vngeachtet ei-
ner hie der ander da den anfang vnnd ende derselben setzet/ mit Origano die
Hundstage halte/ so lang die Sonn im Lewen leufft. Qui eosdem dies (Mar-
garetae & Laurentij) in Calendario novo observant,
spricht Origanus wei-
ter/ Politice potius, quam Astrologice tempus Canicularium definiunt;
das ist/ welche die Hundstage zwischen Margarethae vnd Laurentij newes Ca-

lenders
C ij
X.
Sol der Hundsſtern von der Sonnen ſo weit abgelegen
ſein? kan man jhn doch in den Hundstagen in einem becken voll

Waſſers neben der Sonnen ſehen?

ANtwort: Warumb nicht gar in einem Spiegel? Jch weiß wol das jhrer
viel diß vorgeben/ beruffen ſich auch auff das gezeugniß jhrer Augen. Aber
vergeblich. Denn wenn gleich der Hundsſtern ſo nah an der Ecliptica ſtuͤnde/
wuͤrd man doch weder durch dieſes noch durch andere mittel jhn in gegenwart
des Sonnenſcheins ſehen. Wollen ſie aber wiſſen/ was das ſey/ das jhnen auſm
Waſſer fuͤr die Augen ſcheuſt? Es iſt die verblendung des Geſichts/ dieweil die
wiederprallung der Sonnenſtralen eben in die Augen ſtoͤſſet/ vnd deſto hefftiger
iſt/ je ſtiller das Waſſer iſt. Dadurch einem/ der die Sonn im Waſſer anſcha-
wet/ bald licht bald finſterniß/ bald braun vnnd blaw vorkoͤmt/ vnd jhm duͤnckt
das er bißweilen kleine Liechtlein ſehe. Weil nun die perſuaſion vorhergan-
gen/ das er gewiß den Hundsſtern ſehen werde/ bildet man ſich ein/ wenn man
dergleichen Liechtlein gewar wird/ das man jhn geſehen habe. Gleich wie An.
1614 in der Faſten der Abendſtern von vielen fuͤr einen wunderlich geſchwentz-
ten Cometen angeſehen vnd ſteiff dafuͤr gehalten ward/ ſo das ſie mich auch/ da
ichs verneinete/ auslachten.

Zum beſchluß wird gefragt/ wenn doch eigentlich der Anfang vnd das En-
de der Hundstage ſey? Hievon iſt ein alter Klippelverß: Margar: Caniculas,
Aſſumtio terminat illas,
das iſt/ ſie ſollen auff Margarethæ anfahn/ vnd auff
Marien Himmelfarth auffhoͤren. Vnd ein ander: Margaris Os Canis eſt,
Caudam Laurentius adfert,
das iſt/ jhr anfang ſol auff Margarethæ ſein/ das
ende auff Laurentij. Jn beyden hat man nicht ſo eigentlich geſehen auff den
Ortum Coſmicum Sirij, ſondern auff den Lauff der Sonnen durch den Lewẽ/
da die zeit gemeiniglich am hitzigſten iſt. Denn nachm alten Calender (Sinte-
mal dieſe verſe wol hundert Jahr vorm newen Calender gemacht ſind) trit die
Sonne in den ♌ auff Margaretae/ vnd trit aus dem Lewen 3. tage nach Lau-
rentii/ oder 2. tage vor Mar. Himmelfarth. Derhalben ich auch/ vngeachtet ei-
ner hie der ander da den anfang vnnd ende derſelben ſetzet/ mit Origano die
Hundstage halte/ ſo lang die Sonn im Lewen leufft. Qui eoſdem dies (Mar-
garetæ & Laurentij) in Calendario novo obſervant,
ſpricht Origanus wei-
ter/ Politicè potius, quàm Aſtrologicè tempus Canicularium definiunt;
das iſt/ welche die Hundstage zwiſchen Margarethæ vnd Laurentij newes Ca-

lenders
C ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0037"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X.</hi><lb/>
Sol der Hunds&#x017F;tern von der Sonnen &#x017F;o weit abgelegen<lb/>
&#x017F;ein? kan man jhn doch in den Hundstagen in einem becken voll</hi><lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ers neben der Sonnen &#x017F;ehen?</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>Ntwort: Warumb nicht gar in einem Spiegel? Jch weiß wol das jhrer<lb/>
viel diß vorgeben/ beruffen &#x017F;ich auch auff das gezeugniß jhrer Augen. Aber<lb/>
vergeblich. Denn wenn gleich der Hunds&#x017F;tern &#x017F;o nah an der <hi rendition="#aq">Ecliptica</hi> &#x017F;tu&#x0364;nde/<lb/>
wu&#x0364;rd man doch weder durch die&#x017F;es noch durch andere mittel jhn in gegenwart<lb/>
des Sonnen&#x017F;cheins &#x017F;ehen. Wollen &#x017F;ie aber wi&#x017F;&#x017F;en/ was das &#x017F;ey/ das jhnen au&#x017F;m<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;r die Augen &#x017F;cheu&#x017F;t? Es i&#x017F;t die verblendung des Ge&#x017F;ichts/ dieweil die<lb/>
wiederprallung der Sonnen&#x017F;tralen eben in die Augen &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ vnd de&#x017F;to hefftiger<lb/>
i&#x017F;t/ je &#x017F;tiller das Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t. Dadurch einem/ der die Sonn im Wa&#x017F;&#x017F;er an&#x017F;cha-<lb/>
wet/ bald licht bald fin&#x017F;terniß/ bald braun vnnd blaw vorko&#x0364;mt/ vnd jhm du&#x0364;nckt<lb/>
das er bißweilen kleine Liechtlein &#x017F;ehe. Weil nun die <hi rendition="#aq">per&#x017F;ua&#x017F;ion</hi> vorhergan-<lb/>
gen/ das er gewiß den Hunds&#x017F;tern &#x017F;ehen werde/ bildet man &#x017F;ich ein/ wenn man<lb/>
dergleichen Liechtlein gewar wird/ das man jhn ge&#x017F;ehen habe. Gleich wie <hi rendition="#aq">An.</hi><lb/>
1614 in der Fa&#x017F;ten der Abend&#x017F;tern von vielen fu&#x0364;r einen wunderlich ge&#x017F;chwentz-<lb/>
ten Cometen ange&#x017F;ehen vnd &#x017F;teiff dafu&#x0364;r gehalten ward/ &#x017F;o das &#x017F;ie mich auch/ da<lb/>
ichs verneinete/ auslachten.</p><lb/>
          <p>Zum be&#x017F;chluß wird gefragt/ wenn doch eigentlich der Anfang vnd das En-<lb/>
de der Hundstage &#x017F;ey? Hievon i&#x017F;t ein alter Klippelverß: <hi rendition="#aq">Margar: Caniculas,<lb/>
A&#x017F;&#x017F;umtio terminat illas,</hi> das i&#x017F;t/ &#x017F;ie &#x017F;ollen auff Margareth<hi rendition="#aq">æ</hi> anfahn/ vnd auff<lb/>
Marien Himmelfarth auffho&#x0364;ren. Vnd ein ander: <hi rendition="#aq">Margaris Os Canis e&#x017F;t,<lb/>
Caudam Laurentius adfert,</hi> das i&#x017F;t/ jhr anfang &#x017F;ol auff Margareth<hi rendition="#aq">æ</hi> &#x017F;ein/ das<lb/>
ende auff Laurentij. Jn beyden hat man nicht &#x017F;o eigentlich ge&#x017F;ehen auff den<lb/><hi rendition="#aq">Ortum Co&#x017F;micum Sirij,</hi> &#x017F;ondern auff den Lauff der Sonnen durch den Lewe&#x0303;/<lb/>
da die zeit gemeiniglich am hitzig&#x017F;ten i&#x017F;t. Denn nachm alten Calender (Sinte-<lb/>
mal die&#x017F;e ver&#x017F;e wol hundert Jahr vorm newen Calender gemacht &#x017F;ind) trit die<lb/>
Sonne in den &#x264C; auff Margaretae/ vnd trit aus dem Lewen 3. tage nach Lau-<lb/>
rentii/ oder 2. tage vor Mar. Himmelfarth. Derhalben ich auch/ vngeachtet ei-<lb/>
ner hie der ander da den anfang vnnd ende der&#x017F;elben &#x017F;etzet/ mit <hi rendition="#aq">Origano</hi> die<lb/>
Hundstage halte/ &#x017F;o lang die Sonn im Lewen leufft. <hi rendition="#aq">Qui eo&#x017F;dem dies (Mar-<lb/>
garetæ &amp; Laurentij) in Calendario novo ob&#x017F;ervant,</hi> &#x017F;pricht <hi rendition="#aq">Origanus</hi> wei-<lb/>
ter/ <hi rendition="#aq">Politicè potius, quàm A&#x017F;trologicè tempus Canicularium definiunt;</hi><lb/>
das i&#x017F;t/ welche die Hundstage zwi&#x017F;chen Margareth<hi rendition="#aq">æ</hi> vnd Laurentij newes Ca-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C ij</fw><fw place="bottom" type="catch">lenders</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0037] X. Sol der Hundsſtern von der Sonnen ſo weit abgelegen ſein? kan man jhn doch in den Hundstagen in einem becken voll Waſſers neben der Sonnen ſehen? ANtwort: Warumb nicht gar in einem Spiegel? Jch weiß wol das jhrer viel diß vorgeben/ beruffen ſich auch auff das gezeugniß jhrer Augen. Aber vergeblich. Denn wenn gleich der Hundsſtern ſo nah an der Ecliptica ſtuͤnde/ wuͤrd man doch weder durch dieſes noch durch andere mittel jhn in gegenwart des Sonnenſcheins ſehen. Wollen ſie aber wiſſen/ was das ſey/ das jhnen auſm Waſſer fuͤr die Augen ſcheuſt? Es iſt die verblendung des Geſichts/ dieweil die wiederprallung der Sonnenſtralen eben in die Augen ſtoͤſſet/ vnd deſto hefftiger iſt/ je ſtiller das Waſſer iſt. Dadurch einem/ der die Sonn im Waſſer anſcha- wet/ bald licht bald finſterniß/ bald braun vnnd blaw vorkoͤmt/ vnd jhm duͤnckt das er bißweilen kleine Liechtlein ſehe. Weil nun die perſuaſion vorhergan- gen/ das er gewiß den Hundsſtern ſehen werde/ bildet man ſich ein/ wenn man dergleichen Liechtlein gewar wird/ das man jhn geſehen habe. Gleich wie An. 1614 in der Faſten der Abendſtern von vielen fuͤr einen wunderlich geſchwentz- ten Cometen angeſehen vnd ſteiff dafuͤr gehalten ward/ ſo das ſie mich auch/ da ichs verneinete/ auslachten. Zum beſchluß wird gefragt/ wenn doch eigentlich der Anfang vnd das En- de der Hundstage ſey? Hievon iſt ein alter Klippelverß: Margar: Caniculas, Aſſumtio terminat illas, das iſt/ ſie ſollen auff Margarethæ anfahn/ vnd auff Marien Himmelfarth auffhoͤren. Vnd ein ander: Margaris Os Canis eſt, Caudam Laurentius adfert, das iſt/ jhr anfang ſol auff Margarethæ ſein/ das ende auff Laurentij. Jn beyden hat man nicht ſo eigentlich geſehen auff den Ortum Coſmicum Sirij, ſondern auff den Lauff der Sonnen durch den Lewẽ/ da die zeit gemeiniglich am hitzigſten iſt. Denn nachm alten Calender (Sinte- mal dieſe verſe wol hundert Jahr vorm newen Calender gemacht ſind) trit die Sonne in den ♌ auff Margaretae/ vnd trit aus dem Lewen 3. tage nach Lau- rentii/ oder 2. tage vor Mar. Himmelfarth. Derhalben ich auch/ vngeachtet ei- ner hie der ander da den anfang vnnd ende derſelben ſetzet/ mit Origano die Hundstage halte/ ſo lang die Sonn im Lewen leufft. Qui eoſdem dies (Mar- garetæ & Laurentij) in Calendario novo obſervant, ſpricht Origanus wei- ter/ Politicè potius, quàm Aſtrologicè tempus Canicularium definiunt; das iſt/ welche die Hundstage zwiſchen Margarethæ vnd Laurentij newes Ca- lenders C ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/37
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/37>, abgerufen am 25.04.2024.