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Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

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gemeint/ es würden andere Astrologi mit mir davon conferiren. Weil es a-
ber nicht geschehen/ wil ich sehen/ ob sichs vffs Jahr wils Gott schicken wolle/
(wie es sich dann wol schicken wird) der alten Christen Einkömlinge/ wie auch
Herr Bartholomaeus Scultetus thut/ wiederumb einzuführen. Solchs hab
ich hie vorher anzeigen wollen/ damit man hernach nicht meine/ es werde in er-
kündigung deß Gewitters eine vngewißheit machen.

X.
Warumb die Astrologi das Caput Medusae, Saturnum,
Martem,
vnd etliche andere Sternen offtmals boßhafftige Sternen

nennen? Wircken dann die Sternen/ so herrliche vnd gute geschöpffe
Gottes/ von natur auch böses?

GOTT sahe an alles was er gemacht hatte/ vnd sihe da/ es war alles sehr
gut/ Genesis am ersten Capittel. Daher auff ein zeit ein Vornehmer
Mann nicht vnrecht gepredigt/ da er gesagt: Wann Gott gesehen/ das Satur-
nus ein boßhafftiger Stern were gewest/ er hette jhn eben so wol als den Luci-
fer vom Himmel gestürtzt. So sind nun / etc. von natur nicht böse/ wir-
cken auch an vnd für sich selbs nichts böses: Aber gleichwol bleibt das an jhnen
war/ das sie wircken secundum conditionem recipientis nach dem die eigen-
schafft vnd Natur deß dings ist/ (zum exempel deß Menschen) in welches sie
jhre wirckung ergiessen/ Secundum merita materiae infunduntur vires coele-
stes
/ spricht Plato. Were der Mensch im Stande der vollkommenheit geblie-
ben/ ohne zweiffel hette etc. in jhm nichts dann lauter gutes gewircket: Nun
aber deß Menschen natur verderbet/ vnd die Sternen gleichwol jhre einmal ein
gepflantzte wirckung vollnziehen/ geschichts das etliche auch die böse natur im
Menschen erregen/ nicht anderst als wie ein guter Reuter offt ein vernageltes
Pferdt reitet/ welches aber an stat eines guten ganges nur hincket. Sind dem
nach etlicher Sternen wirckungen offtmals schädlich/ nicht aus der sternen
sondern auß deß Menschen verderbten Natur. Deswegen auch der Mensch
so die Sternen etwas böses in jhm wircken/ dasselbe nicht jhnen sondern jhm
selbs bey zumeßen hat. Ochsenblut getruncken ist dem Menschen eine gifft:
Wil man aber darumb sprechen/ das ein Ochs an jhm selbs einschädlichs giff-
tigs Thier sey/ Oder wölle man auch wünschen/ das ein Ochs lieber kein Blut
im Leib hette? spricht Basilius in hexaem: Da aber weiter möcht gefragt wer-
den/ warumb die Sternen nicht alle nach deß Jupiters natur von Gott erschaf-
fen/ so hetten sie alle auch nach dem fall lauter gutes gewircket/ darauff antwort

ich/
E iij

gemeint/ es wuͤrden andere Aſtrologi mit mir davon conferiren. Weil es a-
ber nicht geſchehen/ wil ich ſehen/ ob ſichs vffs Jahr wils Gott ſchicken wolle/
(wie es ſich dann wol ſchicken wird) der alten Chriſten Einkoͤmlinge/ wie auch
Herr Bartholomæus Scultetus thut/ wiederumb einzufuͤhren. Solchs hab
ich hie vorher anzeigen wollen/ damit man hernach nicht meine/ es werde in er-
kuͤndigung deß Gewitters eine vngewißheit machen.

X.
Warumb die Aſtrologi das Caput Meduſæ, Saturnum,
Martem,
vnd etliche andere Sternen offtmals boßhafftige Sternen

nennen? Wircken dann die Sternen/ ſo herrliche vnd gute geſchoͤpffe
Gottes/ von natur auch boͤſes?

GOTT ſahe an alles was er gemacht hatte/ vnd ſihe da/ es war alles ſehr
gut/ Geneſis am erſten Capittel. Daher auff ein zeit ein Vornehmer
Mann nicht vnrecht gepredigt/ da er geſagt: Wann Gott geſehen/ das Satur-
nus ein boßhafftiger Stern were geweſt/ er hette jhn eben ſo wol als den Luci-
fer vom Himmel geſtuͤrtzt. So ſind nun ♄/ ♂ etc. von natur nicht boͤſe/ wir-
cken auch an vnd fuͤr ſich ſelbs nichts boͤſes: Aber gleichwol bleibt das an jhnẽ
war/ das ſie wircken ſecundum conditionem recipientis nach dem die eigen-
ſchafft vnd Natur deß dings iſt/ (zum exempel deß Menſchen) in welches ſie
jhre wirckung ergieſſen/ Secundum merita materiæ infunduntur vires cœle-
ſtes
/ ſpricht Plato. Were der Menſch im Stande der vollkommenheit geblie-
ben/ ohne zweiffel hette ♄ etc. in jhm nichts dann lauter gutes gewircket: Nun
aber deß Menſchen natur verderbet/ vnd die Sternen gleichwol jhre einmal ein
gepflantzte wirckung vollnziehen/ geſchichts das etliche auch die boͤſe natur im
Menſchen erregen/ nicht anderſt als wie ein guter Reuter offt ein vernageltes
Pferdt reitet/ welches aber an ſtat eines guten ganges nur hincket. Sind dem
nach etlicher Sternen wirckungen offtmals ſchaͤdlich/ nicht aus der ſternen
ſondern auß deß Menſchen verderbten Natur. Deswegen auch der Menſch
ſo die Sternen etwas boͤſes in jhm wircken/ daſſelbe nicht jhnen ſondern jhm
ſelbs bey zumeßen hat. Ochſenblut getruncken iſt dem Menſchen eine gifft:
Wil man aber darumb ſprechen/ das ein Ochs an jhm ſelbs einſchaͤdlichs giff-
tigs Thier ſey/ Oder woͤlle man auch wuͤnſchen/ das ein Ochs lieber kein Blut
im Leib hette? ſpricht Baſilius in hexaem: Da aber weiter moͤcht gefragt wer-
den/ warumb die Sternen nicht alle nach deß Jupiters natur von Gott erſchaf-
fen/ ſo hetten ſie alle auch nach dem fall lauter gutes gewircket/ darauff antwort

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Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/55>, abgerufen am 24.04.2024.