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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Vber den Propheten Haggai.
ihm lesset einreden/ und/ was zu eines Besserung geredet wird/ fleis-
sig beobachtet. Jn einer Policey ist es traun eine grosse Zierde/
so in derselbigen ein kluger Mann wird angetroffen/ der da mit
Vernunfft iemand etwas verweisen/ und ihn wieder auff den
rechten Weg bringen kan. O wie klüglich handelt auch der jeni-
ge/ welcher es im besten vermercket/ und solche Erinnerung wil-
lig annimmet[!] Allen beyden stehet es gewiß so wol an/ als irgend
haben fein angestanden der Rebecken ihre Arm-Ringe/ Gen. 24.Gen. 24, 48.
vers. 48. und den Jßmaelitern ihre güldene Stirn-Bande/
Jud. 8. v. 24. Jnsonderheit erlanget der jenige das Lob der discre-Jud. 8, 24.
tion und Bescheidenheit/ welcher des Nechsten Zureden/ das zu sei-
ner Erbawung geschicht/ ihme lesset lieb seyn. Eine grausame Vn-
art ists hingegen/ so einer sich sperret/ und niemande/ der ihm gutes
rathen thut/ Folge leistet. Beyderley Gemüther beschreibet der
weise Mann Sirach im 21. Capitel seines Zucht Büchleins/ v. 22. 23.Sir. 21, 22.
23.

dermassen: Wenn man den Narren ziehen wil/ so stellet er
sich/ als wolte man ihm Fessel an seine Hände und Füsse
legen: Aber ein Weiser achtets für einen güldenen
Schmuck/ und für ein Geschmeide am rechten Arm.
Jst
nun in gemeiner Stadt/ und im Hauswesen so viel dran gelegen/
daß einer gerne sich züchtigen lesset/ wie vielmehr wird in der Kir-
chen/ da man eigentlich und vornemlich mit der Seelen Cur umb-
gehet/ daran gelegen seyn. Sind jene weise/ die in gemein der Zucht
sich unter werffen: Wie vielmehr sind diese für weise zu halten/
welche die Straffpredigten lieb haben/ und dem Munde des Herrn
gehorsam sind? Ein solcher weiser Mann war dissals der alte
Priester Eli/ als derselbige von dem jungen Samuel ver-
nahm/ welche schwere Straffen GOtt der Allmächtige
drewete/ sprach er: Es ist der Herr/ er thue was Jhm
wolgefellet/
1. Samuel. 3. v. 18. Ein solcher weiser Mann war der1. Sam. 3, 18.
König und Prophet David/ welcher sprach: Der Gerechte
schlage mich freundlich/ und straffe mich/ das wird mir so
wol thun/ als ein Balsam auff meinem Häupt/
wie zu lesenPsal. 141, 5.

ist
N 2

Vber den Propheten Haggai.
ihm leſſet einreden/ und/ was zu eines Beſſerung geredet wird/ fleis-
ſig beobachtet. Jn einer Policey iſt es traun eine groſſe Zierde/
ſo in derſelbigen ein kluger Mann wird angetroffen/ der da mit
Vernunfft iemand etwas verweiſen/ und ihn wieder auff den
rechten Weg bringen kan. O wie kluͤglich handelt auch der jeni-
ge/ welcher es im beſten vermercket/ und ſolche Erinnerung wil-
lig annimmet[!] Allen beyden ſtehet es gewiß ſo wol an/ als irgend
haben fein angeſtanden der Rebecken ihre Arm-Ringe/ Gen. 24.Gen. 24, 48.
verſ. 48. und den Jßmaelitern ihre guͤldene Stirn-Bande/
Jud. 8. v. 24. Jnſonderheit erlanget der jenige das Lob der diſcre-Jud. 8, 24.
tion und Beſcheidenheit/ welcher des Nechſten Zureden/ das zu ſei-
ner Erbawung geſchicht/ ihme leſſet lieb ſeyn. Eine grauſame Vn-
art iſts hingegen/ ſo einer ſich ſperret/ und niemande/ der ihm gutes
rathen thut/ Folge leiſtet. Beyderley Gemüther beſchreibet der
weiſe Mann Sirach im 21. Capitel ſeines Zucht Buͤchleins/ v. 22. 23.Sir. 21, 22.
23.

dermaſſen: Wenn man den Narren ziehen wil/ ſo ſtellet er
ſich/ als wolte man ihm Feſſel an ſeine Haͤnde und Fuͤſſe
legen: Aber ein Weiſer achtets fuͤr einen guͤldenen
Schmuck/ und fuͤr ein Geſchmeide am rechten Arm.
Jſt
nun in gemeiner Stadt/ und im Hausweſen ſo viel dran gelegen/
daß einer gerne ſich zuͤchtigen leſſet/ wie vielmehr wird in der Kir-
chen/ da man eigentlich und vornemlich mit der Seelen Cur umb-
gehet/ daran gelegen ſeyn. Sind jene weiſe/ die in gemein der Zucht
ſich unter werffen: Wie vielmehr ſind dieſe fuͤr weiſe zu halten/
welche die Straffpredigten lieb haben/ und dem Munde des Herrn
gehorſam ſind? Ein ſolcher weiſer Mann war disſals der alte
Prieſter Eli/ als derſelbige von dem jungen Samuel ver-
nahm/ welche ſchwere Straffen GOtt der Allmaͤchtige
drewete/ ſprach er: Es iſt der Herr/ er thue was Jhm
wolgefellet/
1. Samuel. 3. v. 18. Ein ſolcher weiſer Mann war der1. Sam. 3, 18.
Koͤnig und Prophet David/ welcher ſprach: Der Gerechte
ſchlage mich freundlich/ und ſtraffe mich/ das wird mir ſo
wol thun/ als ein Balſam auff meinem Haͤupt/
wie zu leſenPſal. 141, 5.

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[99/0119] Vber den Propheten Haggai. ihm leſſet einreden/ und/ was zu eines Beſſerung geredet wird/ fleis- ſig beobachtet. Jn einer Policey iſt es traun eine groſſe Zierde/ ſo in derſelbigen ein kluger Mann wird angetroffen/ der da mit Vernunfft iemand etwas verweiſen/ und ihn wieder auff den rechten Weg bringen kan. O wie kluͤglich handelt auch der jeni- ge/ welcher es im beſten vermercket/ und ſolche Erinnerung wil- lig annimmet! Allen beyden ſtehet es gewiß ſo wol an/ als irgend haben fein angeſtanden der Rebecken ihre Arm-Ringe/ Gen. 24. verſ. 48. und den Jßmaelitern ihre guͤldene Stirn-Bande/ Jud. 8. v. 24. Jnſonderheit erlanget der jenige das Lob der diſcre- tion und Beſcheidenheit/ welcher des Nechſten Zureden/ das zu ſei- ner Erbawung geſchicht/ ihme leſſet lieb ſeyn. Eine grauſame Vn- art iſts hingegen/ ſo einer ſich ſperret/ und niemande/ der ihm gutes rathen thut/ Folge leiſtet. Beyderley Gemüther beſchreibet der weiſe Mann Sirach im 21. Capitel ſeines Zucht Buͤchleins/ v. 22. 23. dermaſſen: Wenn man den Narren ziehen wil/ ſo ſtellet er ſich/ als wolte man ihm Feſſel an ſeine Haͤnde und Fuͤſſe legen: Aber ein Weiſer achtets fuͤr einen guͤldenen Schmuck/ und fuͤr ein Geſchmeide am rechten Arm. Jſt nun in gemeiner Stadt/ und im Hausweſen ſo viel dran gelegen/ daß einer gerne ſich zuͤchtigen leſſet/ wie vielmehr wird in der Kir- chen/ da man eigentlich und vornemlich mit der Seelen Cur umb- gehet/ daran gelegen ſeyn. Sind jene weiſe/ die in gemein der Zucht ſich unter werffen: Wie vielmehr ſind dieſe fuͤr weiſe zu halten/ welche die Straffpredigten lieb haben/ und dem Munde des Herrn gehorſam ſind? Ein ſolcher weiſer Mann war disſals der alte Prieſter Eli/ als derſelbige von dem jungen Samuel ver- nahm/ welche ſchwere Straffen GOtt der Allmaͤchtige drewete/ ſprach er: Es iſt der Herr/ er thue was Jhm wolgefellet/ 1. Samuel. 3. v. 18. Ein ſolcher weiſer Mann war der Koͤnig und Prophet David/ welcher ſprach: Der Gerechte ſchlage mich freundlich/ und ſtraffe mich/ das wird mir ſo wol thun/ als ein Balſam auff meinem Haͤupt/ wie zu leſen iſt Gen. 24, 48. Jud. 8, 24. Sir. 21, 22. 23. 1. Sam. 3, 18. Pſal. 141, 5. N 2

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/119>, abgerufen am 28.03.2024.