Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

Fall allezeit überredet. Sie wurden
demnach ihrer Sachen eines, das ist,
sie wieß ihm ihre Kammer und ihr
Bette, und versicherte ihn, daß er
um zwölf Uhr zu ihr kommen könn-
te; eine Zeit, wo iedermann sich in
sein Haus begeben, und zu Bette ge-
gangen.

Nachdem Don Ferdinand sei-
ne Sachen so wohl eingerichtet, so
gieng er in seiner Frauen Kammer,
und schien so vergnügt, so aufgeklärt,
daß sie sich nicht enthalten konnte,
ihn um die Ursach zu fragen. Aber
er war gewohnt, diese Art von Wahr-
heiten ihr zu verheelen, und er hätte
leicht einen Vorwand ausgesonnen:
zum höchsten würde ihn die Ankunft
des Abendessens alsobald aus der Sor-
ge gezogen haben, wenn er deswegen
eine gehabt hätte.

Cataline, die ihnen bey der Ta-
fel aufwartete, schlug die Augen nie-
der, und unterstand sich nicht, den
Don Ferdinand anzusehen, aus

Furcht,

Fall allezeit uͤberredet. Sie wurden
demnach ihrer Sachen eines, das iſt,
ſie wieß ihm ihre Kammer und ihr
Bette, und verſicherte ihn, daß er
um zwoͤlf Uhr zu ihr kommen koͤnn-
te; eine Zeit, wo iedermann ſich in
ſein Haus begeben, und zu Bette ge-
gangen.

Nachdem Don Ferdinand ſei-
ne Sachen ſo wohl eingerichtet, ſo
gieng er in ſeiner Frauen Kammer,
und ſchien ſo vergnuͤgt, ſo aufgeklaͤrt,
daß ſie ſich nicht enthalten konnte,
ihn um die Urſach zu fragen. Aber
er war gewohnt, dieſe Art von Wahr-
heiten ihr zu verheelen, und er haͤtte
leicht einen Vorwand ausgeſonnen:
zum hoͤchſten wuͤrde ihn die Ankunft
des Abendeſſens alſobald aus der Sor-
ge gezogen haben, wenn er deswegen
eine gehabt haͤtte.

Cataline, die ihnen bey der Ta-
fel aufwartete, ſchlug die Augen nie-
der, und unterſtand ſich nicht, den
Don Ferdinand anzuſehen, aus

Furcht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="8"/>
Fall allezeit u&#x0364;berredet. Sie wurden<lb/>
demnach ihrer Sachen eines, das i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ie wieß ihm ihre Kammer und ihr<lb/>
Bette, und ver&#x017F;icherte ihn, daß er<lb/>
um zwo&#x0364;lf Uhr zu ihr kommen ko&#x0364;nn-<lb/>
te; eine Zeit, wo iedermann &#x017F;ich in<lb/>
&#x017F;ein Haus begeben, und zu Bette ge-<lb/>
gangen.</p><lb/>
        <p>Nachdem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi> &#x017F;ei-<lb/>
ne Sachen &#x017F;o wohl eingerichtet, &#x017F;o<lb/>
gieng er in &#x017F;einer Frauen Kammer,<lb/>
und &#x017F;chien &#x017F;o vergnu&#x0364;gt, &#x017F;o aufgekla&#x0364;rt,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht enthalten konnte,<lb/>
ihn um die Ur&#x017F;ach zu fragen. Aber<lb/>
er war gewohnt, die&#x017F;e Art von Wahr-<lb/>
heiten ihr zu verheelen, und er ha&#x0364;tte<lb/>
leicht einen Vorwand ausge&#x017F;onnen:<lb/>
zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten wu&#x0364;rde ihn die Ankunft<lb/>
des Abende&#x017F;&#x017F;ens al&#x017F;obald aus der Sor-<lb/>
ge gezogen haben, wenn er deswegen<lb/>
eine gehabt ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi>, die ihnen bey der Ta-<lb/>
fel aufwartete, &#x017F;chlug die Augen nie-<lb/>
der, und unter&#x017F;tand &#x017F;ich nicht, den<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi> anzu&#x017F;ehen, aus<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Furcht,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0010] Fall allezeit uͤberredet. Sie wurden demnach ihrer Sachen eines, das iſt, ſie wieß ihm ihre Kammer und ihr Bette, und verſicherte ihn, daß er um zwoͤlf Uhr zu ihr kommen koͤnn- te; eine Zeit, wo iedermann ſich in ſein Haus begeben, und zu Bette ge- gangen. Nachdem Don Ferdinand ſei- ne Sachen ſo wohl eingerichtet, ſo gieng er in ſeiner Frauen Kammer, und ſchien ſo vergnuͤgt, ſo aufgeklaͤrt, daß ſie ſich nicht enthalten konnte, ihn um die Urſach zu fragen. Aber er war gewohnt, dieſe Art von Wahr- heiten ihr zu verheelen, und er haͤtte leicht einen Vorwand ausgeſonnen: zum hoͤchſten wuͤrde ihn die Ankunft des Abendeſſens alſobald aus der Sor- ge gezogen haben, wenn er deswegen eine gehabt haͤtte. Cataline, die ihnen bey der Ta- fel aufwartete, ſchlug die Augen nie- der, und unterſtand ſich nicht, den Don Ferdinand anzuſehen, aus Furcht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/10
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/10>, abgerufen am 25.04.2024.