Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

schmeichelt, daß der Schlaf nach dem
Abendessen den Don Ferdinand
nur munterer würde gemacht haben.
Es verdroß ihr: aber weil sie seine
böse Weise befürchtete, wenn sie ihn
aufweckte, so verschob sie das Spiel
auf den folgenden Morgen, und
schlief in einer so angenehmen Hof-
nung ein.

Es war diesen Tag in dem Gast-
hofe zu Viso keiner als Don Fer-
dinand
und seine Leute: Alles
schlief um eilf Uhr, wie es Cata-
line
vorhergesehen. Lange vorher,
ehe die Glocke geschlagen, hatte sie ge-
horchet, ob derjenige, nach welchen
sie sich mit so vielem Eifer sehnte,
nicht ankäme, und ob er nicht an
ihre Thür schlüge. Aber Don Fer-
dinand
, der eben die Ungeduld aus-
stand, ließ sie nicht lange warten.
Er stand von seiner Frauen auf,
nahm seinen Mangel, öfnete die
Thür wie ein Dieb, ließ sie offen,
und gieng hinaus. Da er an der
Thür der Catalein war, so rufte

er

ſchmeichelt, daß der Schlaf nach dem
Abendeſſen den Don Ferdinand
nur munterer wuͤrde gemacht haben.
Es verdroß ihr: aber weil ſie ſeine
boͤſe Weiſe befuͤrchtete, wenn ſie ihn
aufweckte, ſo verſchob ſie das Spiel
auf den folgenden Morgen, und
ſchlief in einer ſo angenehmen Hof-
nung ein.

Es war dieſen Tag in dem Gaſt-
hofe zu Viſo keiner als Don Fer-
dinand
und ſeine Leute: Alles
ſchlief um eilf Uhr, wie es Cata-
line
vorhergeſehen. Lange vorher,
ehe die Glocke geſchlagen, hatte ſie ge-
horchet, ob derjenige, nach welchen
ſie ſich mit ſo vielem Eifer ſehnte,
nicht ankaͤme, und ob er nicht an
ihre Thuͤr ſchluͤge. Aber Don Fer-
dinand
, der eben die Ungeduld aus-
ſtand, ließ ſie nicht lange warten.
Er ſtand von ſeiner Frauen auf,
nahm ſeinen Mangel, oͤfnete die
Thuͤr wie ein Dieb, ließ ſie offen,
und gieng hinaus. Da er an der
Thuͤr der Catalein war, ſo rufte

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="11"/>
&#x017F;chmeichelt, daß der Schlaf nach dem<lb/>
Abende&#x017F;&#x017F;en den <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi><lb/>
nur munterer wu&#x0364;rde gemacht haben.<lb/>
Es verdroß ihr: aber weil &#x017F;ie &#x017F;eine<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Wei&#x017F;e befu&#x0364;rchtete, wenn &#x017F;ie ihn<lb/>
aufweckte, &#x017F;o ver&#x017F;chob &#x017F;ie das Spiel<lb/>
auf den folgenden Morgen, und<lb/>
&#x017F;chlief in einer &#x017F;o angenehmen Hof-<lb/>
nung ein.</p><lb/>
        <p>Es war die&#x017F;en Tag in dem Ga&#x017F;t-<lb/>
hofe zu Vi&#x017F;o keiner als <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Fer-<lb/>
dinand</hi></hi> und &#x017F;eine Leute: Alles<lb/>
&#x017F;chlief um eilf Uhr, wie es <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cata-<lb/>
line</hi></hi> vorherge&#x017F;ehen. Lange vorher,<lb/>
ehe die Glocke ge&#x017F;chlagen, hatte &#x017F;ie ge-<lb/>
horchet, ob derjenige, nach welchen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich mit &#x017F;o vielem Eifer &#x017F;ehnte,<lb/>
nicht anka&#x0364;me, und ob er nicht an<lb/>
ihre Thu&#x0364;r &#x017F;chlu&#x0364;ge. Aber <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Fer-<lb/>
dinand</hi></hi>, der eben die Ungeduld aus-<lb/>
&#x017F;tand, ließ &#x017F;ie nicht lange warten.<lb/>
Er &#x017F;tand von &#x017F;einer Frauen auf,<lb/>
nahm &#x017F;einen Mangel, o&#x0364;fnete die<lb/>
Thu&#x0364;r wie ein Dieb, ließ &#x017F;ie offen,<lb/>
und gieng hinaus. Da er an der<lb/>
Thu&#x0364;r der <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Catalein</hi></hi> war, &#x017F;o rufte<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0013] ſchmeichelt, daß der Schlaf nach dem Abendeſſen den Don Ferdinand nur munterer wuͤrde gemacht haben. Es verdroß ihr: aber weil ſie ſeine boͤſe Weiſe befuͤrchtete, wenn ſie ihn aufweckte, ſo verſchob ſie das Spiel auf den folgenden Morgen, und ſchlief in einer ſo angenehmen Hof- nung ein. Es war dieſen Tag in dem Gaſt- hofe zu Viſo keiner als Don Fer- dinand und ſeine Leute: Alles ſchlief um eilf Uhr, wie es Cata- line vorhergeſehen. Lange vorher, ehe die Glocke geſchlagen, hatte ſie ge- horchet, ob derjenige, nach welchen ſie ſich mit ſo vielem Eifer ſehnte, nicht ankaͤme, und ob er nicht an ihre Thuͤr ſchluͤge. Aber Don Fer- dinand, der eben die Ungeduld aus- ſtand, ließ ſie nicht lange warten. Er ſtand von ſeiner Frauen auf, nahm ſeinen Mangel, oͤfnete die Thuͤr wie ein Dieb, ließ ſie offen, und gieng hinaus. Da er an der Thuͤr der Catalein war, ſo rufte er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/13
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/13>, abgerufen am 25.04.2024.