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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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zu mir? was fürchtest du? Deine Ge-
sellin ist unsere Vertraute; wenn sie
uns hörte, würde nicht viel daran ge-
legen seyn: Don Ferdinand muß
dir nicht die geringste Unruhe verursa-
chen, er ist ietzo in den Armen der
Nicht des Wirths: Donne Marie
ist in den tiefsten Schlaf versunken,
und weiß nichts von der Untreue, wel-
che ihr Mann gegen sie begehet. Die-
se mit Liebkosungen und Küssen beglei-
tete Worte liessen bey der Donne
Marie
gar keinen Zweifel. Da sie
aber sahe, daß sie nicht Unrecht hät-
te, und daß der Himmel ihren Mann
auf eben die Weise hätte strafen wol-
len, als er sie beleidiget, so gab sie
dem Valerio einen von ihren Ohr-
ringen; denn sie hatte vergessen, sel-
bige beym Bettegehen abzunehmen,
und sagte zu ihm so leise als es ihr
möglich war: Nimm, glückseliger
Jüngling, diesen Zeugen, und mor-
gen solt du dasjenige erfahren, was
dir begegnet ist: sey verschwiegen über
dein gutes Glück, wenn du nicht
willst grausam gestraft werden - - - -

Der
B 2

zu mir? was fuͤrchteſt du? Deine Ge-
ſellin iſt unſere Vertraute; wenn ſie
uns hoͤrte, wuͤrde nicht viel daran ge-
legen ſeyn: Don Ferdinand muß
dir nicht die geringſte Unruhe verurſa-
chen, er iſt ietzo in den Armen der
Nicht des Wirths: Donne Marie
iſt in den tiefſten Schlaf verſunken,
und weiß nichts von der Untreue, wel-
che ihr Mann gegen ſie begehet. Die-
ſe mit Liebkoſungen und Kuͤſſen beglei-
tete Worte lieſſen bey der Donne
Marie
gar keinen Zweifel. Da ſie
aber ſahe, daß ſie nicht Unrecht haͤt-
te, und daß der Himmel ihren Mann
auf eben die Weiſe haͤtte ſtrafen wol-
len, als er ſie beleidiget, ſo gab ſie
dem Valerio einen von ihren Ohr-
ringen; denn ſie hatte vergeſſen, ſel-
bige beym Bettegehen abzunehmen,
und ſagte zu ihm ſo leiſe als es ihr
moͤglich war: Nimm, gluͤckſeliger
Juͤngling, dieſen Zeugen, und mor-
gen ſolt du dasjenige erfahren, was
dir begegnet iſt: ſey verſchwiegen uͤber
dein gutes Gluͤck, wenn du nicht
willſt grauſam geſtraft werden - - - -

Der
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[19/0021] zu mir? was fuͤrchteſt du? Deine Ge- ſellin iſt unſere Vertraute; wenn ſie uns hoͤrte, wuͤrde nicht viel daran ge- legen ſeyn: Don Ferdinand muß dir nicht die geringſte Unruhe verurſa- chen, er iſt ietzo in den Armen der Nicht des Wirths: Donne Marie iſt in den tiefſten Schlaf verſunken, und weiß nichts von der Untreue, wel- che ihr Mann gegen ſie begehet. Die- ſe mit Liebkoſungen und Kuͤſſen beglei- tete Worte lieſſen bey der Donne Marie gar keinen Zweifel. Da ſie aber ſahe, daß ſie nicht Unrecht haͤt- te, und daß der Himmel ihren Mann auf eben die Weiſe haͤtte ſtrafen wol- len, als er ſie beleidiget, ſo gab ſie dem Valerio einen von ihren Ohr- ringen; denn ſie hatte vergeſſen, ſel- bige beym Bettegehen abzunehmen, und ſagte zu ihm ſo leiſe als es ihr moͤglich war: Nimm, gluͤckſeliger Juͤngling, dieſen Zeugen, und mor- gen ſolt du dasjenige erfahren, was dir begegnet iſt: ſey verſchwiegen uͤber dein gutes Gluͤck, wenn du nicht willſt grauſam geſtraft werden - - - - Der B 2

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/21>, abgerufen am 25.04.2024.