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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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schuld auf ihrer Seite hatte rächen
können. Aber wie sie hernach sa-
he, daß ihr Mann nicht wieder kam,
so klagte sie ihre Einfalt an, und
bestrafte sich selbst, daß sie den Va-
lerio
so geschwind weggehen las-
sen, dessen Verrichtungen einen län-
gern Aufenthalt verdienten. Der
Edelknabe und sie endigten ihre an-
genehme Gedanken mit einem süssen
Schlafe, der auf die Ergötzungen
folget.

Lasset uns wieder auf Don Fer-
dinand
kommen. Er war noch kei-
ne zwo Stunden bey der Cataline
gewesen, als ihr Mann Roderige
an die Pferdstall-Thür pochte; sie
war so weit von seiner Frauen Kam-
mer, daß sie ihn nicht hören konnte.
Der Stall-Knecht, der ihn an der
Stimme erkannte, öfnete ihm eiligst
die Thür. Diesem gab er sein Pferd,
band seinen Mantel-Sack ab, nahm
ein Licht, und giengt geschwinde nach
seiner Kammer, wo unsere Verlieb-
ten ihn nicht erwarteten. Sie gedach-

ten
B 3

ſchuld auf ihrer Seite hatte raͤchen
koͤnnen. Aber wie ſie hernach ſa-
he, daß ihr Mann nicht wieder kam,
ſo klagte ſie ihre Einfalt an, und
beſtrafte ſich ſelbſt, daß ſie den Va-
lerio
ſo geſchwind weggehen laſ-
ſen, deſſen Verrichtungen einen laͤn-
gern Aufenthalt verdienten. Der
Edelknabe und ſie endigten ihre an-
genehme Gedanken mit einem ſuͤſſen
Schlafe, der auf die Ergoͤtzungen
folget.

Laſſet uns wieder auf Don Fer-
dinand
kommen. Er war noch kei-
ne zwo Stunden bey der Cataline
geweſen, als ihr Mann Roderige
an die Pferdſtall-Thuͤr pochte; ſie
war ſo weit von ſeiner Frauen Kam-
mer, daß ſie ihn nicht hoͤren konnte.
Der Stall-Knecht, der ihn an der
Stimme erkannte, oͤfnete ihm eiligſt
die Thuͤr. Dieſem gab er ſein Pferd,
band ſeinen Mantel-Sack ab, nahm
ein Licht, und giengt geſchwinde nach
ſeiner Kammer, wo unſere Verlieb-
ten ihn nicht erwarteten. Sie gedach-

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[21/0023] ſchuld auf ihrer Seite hatte raͤchen koͤnnen. Aber wie ſie hernach ſa- he, daß ihr Mann nicht wieder kam, ſo klagte ſie ihre Einfalt an, und beſtrafte ſich ſelbſt, daß ſie den Va- lerio ſo geſchwind weggehen laſ- ſen, deſſen Verrichtungen einen laͤn- gern Aufenthalt verdienten. Der Edelknabe und ſie endigten ihre an- genehme Gedanken mit einem ſuͤſſen Schlafe, der auf die Ergoͤtzungen folget. Laſſet uns wieder auf Don Fer- dinand kommen. Er war noch kei- ne zwo Stunden bey der Cataline geweſen, als ihr Mann Roderige an die Pferdſtall-Thuͤr pochte; ſie war ſo weit von ſeiner Frauen Kam- mer, daß ſie ihn nicht hoͤren konnte. Der Stall-Knecht, der ihn an der Stimme erkannte, oͤfnete ihm eiligſt die Thuͤr. Dieſem gab er ſein Pferd, band ſeinen Mantel-Sack ab, nahm ein Licht, und giengt geſchwinde nach ſeiner Kammer, wo unſere Verlieb- ten ihn nicht erwarteten. Sie gedach- ten B 3

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/23>, abgerufen am 19.04.2024.