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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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gehoben habe mit einer Keule von ei-
nem Rebhune in einer porcellanen
Schüssel. Und woher kommt mir die-
se schöne Mahlzeit, versetzte Rode-
rige
, der wenigstens eben so fräßig
als diebisch war. Sie antwortete:
Die Frau eines Herrn, welche hier
schläft, hat es mir gegeben, da ich ihr
beym Abendessen aufgewartet. Jst die-
se Frau alleine hier? versetzte der Mann.
Sie frug: Was soll diese Frage?
Wenn keiner bey ihr wäre, sagte er,
so wollte ich mein Glück versuchen.
Und was für ein Glück? unterbrach
ihm die Frau, indem sie sich unwillig
anstellte; wenn du dich bey ihr se-
hen liessest, so würden dich ihre Die-
ner hundert Schläge mit dem Steig-
Riemen geben. Du gute Frau, Ca-
taline
, versetzte Roderige, ich
würde ihren Hahnrey von Mann bey
ihr antreffen, der sich vielleicht nicht
unterstehen würde, mir etwas davon
zu sagen. Aber da ich seit einer vier-
tel Stunde trocke schwatze, so wer-
de ich durstig, und das Andenken des
guten Weins macht mir einen so gros-

sen

gehoben habe mit einer Keule von ei-
nem Rebhune in einer porcellanen
Schuͤſſel. Und woher kommt mir die-
ſe ſchoͤne Mahlzeit, verſetzte Rode-
rige
, der wenigſtens eben ſo fraͤßig
als diebiſch war. Sie antwortete:
Die Frau eines Herrn, welche hier
ſchlaͤft, hat es mir gegeben, da ich ihr
beym Abendeſſen aufgewartet. Jſt die-
ſe Frau alleine hier? verſetzte der Mann.
Sie frug: Was ſoll dieſe Frage?
Wenn keiner bey ihr waͤre, ſagte er,
ſo wollte ich mein Gluͤck verſuchen.
Und was fuͤr ein Gluͤck? unterbrach
ihm die Frau, indem ſie ſich unwillig
anſtellte; wenn du dich bey ihr ſe-
hen lieſſeſt, ſo wuͤrden dich ihre Die-
ner hundert Schlaͤge mit dem Steig-
Riemen geben. Du gute Frau, Ca-
taline
, verſetzte Roderige, ich
wuͤrde ihren Hahnrey von Mann bey
ihr antreffen, der ſich vielleicht nicht
unterſtehen wuͤrde, mir etwas davon
zu ſagen. Aber da ich ſeit einer vier-
tel Stunde trocke ſchwatze, ſo wer-
de ich durſtig, und das Andenken des
guten Weins macht mir einen ſo groſ-

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[30/0032] gehoben habe mit einer Keule von ei- nem Rebhune in einer porcellanen Schuͤſſel. Und woher kommt mir die- ſe ſchoͤne Mahlzeit, verſetzte Rode- rige, der wenigſtens eben ſo fraͤßig als diebiſch war. Sie antwortete: Die Frau eines Herrn, welche hier ſchlaͤft, hat es mir gegeben, da ich ihr beym Abendeſſen aufgewartet. Jſt die- ſe Frau alleine hier? verſetzte der Mann. Sie frug: Was ſoll dieſe Frage? Wenn keiner bey ihr waͤre, ſagte er, ſo wollte ich mein Gluͤck verſuchen. Und was fuͤr ein Gluͤck? unterbrach ihm die Frau, indem ſie ſich unwillig anſtellte; wenn du dich bey ihr ſe- hen lieſſeſt, ſo wuͤrden dich ihre Die- ner hundert Schlaͤge mit dem Steig- Riemen geben. Du gute Frau, Ca- taline, verſetzte Roderige, ich wuͤrde ihren Hahnrey von Mann bey ihr antreffen, der ſich vielleicht nicht unterſtehen wuͤrde, mir etwas davon zu ſagen. Aber da ich ſeit einer vier- tel Stunde trocke ſchwatze, ſo wer- de ich durſtig, und das Andenken des guten Weins macht mir einen ſo groſ- ſen

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/32>, abgerufen am 29.03.2024.