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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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eine Neugier. Sie stand stille, um
sie zu betrachten, und wurde billig
von der schönen Leibes-Gestalt, von
dem artigen Wesen und von der gu-
ten Wahl der Kleider dieser Frau
eingenommen. Sie ritte einen weis-
sen Zelter, dessen von Gold reicher
Sattel von viel röthern, als Coral-
len, Brasilien-Holz war. Das Küs-
sen, auf dem sie saß, war von kar-
mesin Tassent, mit durchgeneheten
Spitzen besetzt. Sie hatte ein Wams
von Silber-Damast mit sechs Bor-
ten von Gold; ihr Rock war von
eben dem Zeuge. Die Brust bedeck-
te ein mit Gold durchwirktes Tuch,
und ihr Hut war ganz mit Federn
bedeckt. Dieser Haufe gieng eines
nach dem andern vor der Donne
Marie
her. Aber eine Haube von
weissen Taffent, welche das Gesicht
der Frau bedeckte, verhinderte, daß
die Neugier der Donne Marie
nicht vergnüget wurde. Sie konnte
sich nicht anders einbilden, als daß
ihre Schönheit mit alle dem, was sie
an ihr bemerkte, übereinstimmen wür-

de.
C 5

eine Neugier. Sie ſtand ſtille, um
ſie zu betrachten, und wurde billig
von der ſchoͤnen Leibes-Geſtalt, von
dem artigen Weſen und von der gu-
ten Wahl der Kleider dieſer Frau
eingenommen. Sie ritte einen weiſ-
ſen Zelter, deſſen von Gold reicher
Sattel von viel roͤthern, als Coral-
len, Braſilien-Holz war. Das Kuͤſ-
ſen, auf dem ſie ſaß, war von kar-
meſin Taſſent, mit durchgeneheten
Spitzen beſetzt. Sie hatte ein Wams
von Silber-Damaſt mit ſechs Bor-
ten von Gold; ihr Rock war von
eben dem Zeuge. Die Bruſt bedeck-
te ein mit Gold durchwirktes Tuch,
und ihr Hut war ganz mit Federn
bedeckt. Dieſer Haufe gieng eines
nach dem andern vor der Donne
Marie
her. Aber eine Haube von
weiſſen Taffent, welche das Geſicht
der Frau bedeckte, verhinderte, daß
die Neugier der Donne Marie
nicht vergnuͤget wurde. Sie konnte
ſich nicht anders einbilden, als daß
ihre Schoͤnheit mit alle dem, was ſie
an ihr bemerkte, uͤbereinſtimmen wuͤr-

de.
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[41/0043] eine Neugier. Sie ſtand ſtille, um ſie zu betrachten, und wurde billig von der ſchoͤnen Leibes-Geſtalt, von dem artigen Weſen und von der gu- ten Wahl der Kleider dieſer Frau eingenommen. Sie ritte einen weiſ- ſen Zelter, deſſen von Gold reicher Sattel von viel roͤthern, als Coral- len, Braſilien-Holz war. Das Kuͤſ- ſen, auf dem ſie ſaß, war von kar- meſin Taſſent, mit durchgeneheten Spitzen beſetzt. Sie hatte ein Wams von Silber-Damaſt mit ſechs Bor- ten von Gold; ihr Rock war von eben dem Zeuge. Die Bruſt bedeck- te ein mit Gold durchwirktes Tuch, und ihr Hut war ganz mit Federn bedeckt. Dieſer Haufe gieng eines nach dem andern vor der Donne Marie her. Aber eine Haube von weiſſen Taffent, welche das Geſicht der Frau bedeckte, verhinderte, daß die Neugier der Donne Marie nicht vergnuͤget wurde. Sie konnte ſich nicht anders einbilden, als daß ihre Schoͤnheit mit alle dem, was ſie an ihr bemerkte, uͤbereinſtimmen wuͤr- de. C 5

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/43>, abgerufen am 25.04.2024.