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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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nen der wohlgestaltesten Edelleute, mit
Nahmen Don Ferdinand, aus
der in Andalusien berühmten Stadt
Ubeda kommen sahe. Er wollte in
Madrid dem damahls regierenden Kö-
nige, Philipp dem Vierten, die
Dienste seiner Vorfahren vorstellen,
und um den Orden des güldenen
Vliesses bitten. Der Gebrauch der
Welt verhinderte, daß er nicht durch
die Eitelkeit verblendet wurde, welche
alle Spanische Edelleute beherrschet.
Er trauete seinen eigenen Verdiensten
so viel nicht zu, daß er hoffte, die be-
schwerliche lange Zeit, die man an al-
len Höfen, die geringste Gnade zu er-
halten, warten muß, zu verkürzen.
Diese Gedanken brachten ihn auf den
Entschluß, seine Frau und sein gan-
zes Haus mit sich zu nehmen. Die-
ses war ohne Zweifel ein kluger Vor-
schlag, welcher machte, daß er den
Verdruß und die Beschwerlichkeiten der
Reise und des Aufenthaltes vermin-
derte. Don Ferdinand war kaum
fünf und zwanzig Jahr alt, er war
seiner Gestalt und seinem Verstande

nach

nen der wohlgeſtalteſten Edelleute, mit
Nahmen Don Ferdinand, aus
der in Andaluſien beruͤhmten Stadt
Ubeda kommen ſahe. Er wollte in
Madrid dem damahls regierenden Koͤ-
nige, Philipp dem Vierten, die
Dienſte ſeiner Vorfahren vorſtellen,
und um den Orden des guͤldenen
Vlieſſes bitten. Der Gebrauch der
Welt verhinderte, daß er nicht durch
die Eitelkeit verblendet wurde, welche
alle Spaniſche Edelleute beherrſchet.
Er trauete ſeinen eigenen Verdienſten
ſo viel nicht zu, daß er hoffte, die be-
ſchwerliche lange Zeit, die man an al-
len Hoͤfen, die geringſte Gnade zu er-
halten, warten muß, zu verkuͤrzen.
Dieſe Gedanken brachten ihn auf den
Entſchluß, ſeine Frau und ſein gan-
zes Haus mit ſich zu nehmen. Die-
ſes war ohne Zweifel ein kluger Vor-
ſchlag, welcher machte, daß er den
Verdruß und die Beſchwerlichkeiten der
Reiſe und des Aufenthaltes vermin-
derte. Don Ferdinand war kaum
fuͤnf und zwanzig Jahr alt, er war
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[4/0006] nen der wohlgeſtalteſten Edelleute, mit Nahmen Don Ferdinand, aus der in Andaluſien beruͤhmten Stadt Ubeda kommen ſahe. Er wollte in Madrid dem damahls regierenden Koͤ- nige, Philipp dem Vierten, die Dienſte ſeiner Vorfahren vorſtellen, und um den Orden des guͤldenen Vlieſſes bitten. Der Gebrauch der Welt verhinderte, daß er nicht durch die Eitelkeit verblendet wurde, welche alle Spaniſche Edelleute beherrſchet. Er trauete ſeinen eigenen Verdienſten ſo viel nicht zu, daß er hoffte, die be- ſchwerliche lange Zeit, die man an al- len Hoͤfen, die geringſte Gnade zu er- halten, warten muß, zu verkuͤrzen. Dieſe Gedanken brachten ihn auf den Entſchluß, ſeine Frau und ſein gan- zes Haus mit ſich zu nehmen. Die- ſes war ohne Zweifel ein kluger Vor- ſchlag, welcher machte, daß er den Verdruß und die Beſchwerlichkeiten der Reiſe und des Aufenthaltes vermin- derte. Don Ferdinand war kaum fuͤnf und zwanzig Jahr alt, er war ſeiner Geſtalt und ſeinem Verſtande nach

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/6>, abgerufen am 29.03.2024.