Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

nach allen denen Romanen-Helden
gleich, von denen sich ein ieder Leser
schon wird einen Begriff gemacht ha-
ben. Der einzige Unterschied, wel-
chen er bey dieser Aehnlichkeit hatte,
war, daß er überhaupt alle Frauen
liebte. Sein groß Vermögen hatte
gemacht, daß er die Donne Marie
geheyrathet, welche ihm wenigstens an
Artigkeit, an Gebuhrt sowohl, als an
Reichthum gleich kam. Ob sie gleich
schon seit zwey Jahren verheyrathet
war, und dem Don Ferdinand
nach dem ersten Jahre einen Sohn
gegeben hatte, so war sie doch erst
siebenzehn Jahr alt. Jhr Gemahl,
der bey ihren Verdiensten wenig ge-
rührt war, suchte allezeit sein Glück
anderswo; er fand es oft ohne Mü-
he, und ließ eine der schönsten Frauen,
die Spanien gebohren worden, und
je gesehen, bey nahe täglich alleine zu
Bette gehen, da er indeß die Nacht
mit andern, die ihr das Gleichgewicht
bey weiten nicht hielten, zubrachte.
So wenig erstreckt sich der Geschmack
an dem, was uns eigen gehört, der

sonst
A 3

nach allen denen Romanen-Helden
gleich, von denen ſich ein ieder Leſer
ſchon wird einen Begriff gemacht ha-
ben. Der einzige Unterſchied, wel-
chen er bey dieſer Aehnlichkeit hatte,
war, daß er uͤberhaupt alle Frauen
liebte. Sein groß Vermoͤgen hatte
gemacht, daß er die Donne Marie
geheyrathet, welche ihm wenigſtens an
Artigkeit, an Gebuhrt ſowohl, als an
Reichthum gleich kam. Ob ſie gleich
ſchon ſeit zwey Jahren verheyrathet
war, und dem Don Ferdinand
nach dem erſten Jahre einen Sohn
gegeben hatte, ſo war ſie doch erſt
ſiebenzehn Jahr alt. Jhr Gemahl,
der bey ihren Verdienſten wenig ge-
ruͤhrt war, ſuchte allezeit ſein Gluͤck
anderswo; er fand es oft ohne Muͤ-
he, und ließ eine der ſchoͤnſten Frauen,
die Spanien gebohren worden, und
je geſehen, bey nahe taͤglich alleine zu
Bette gehen, da er indeß die Nacht
mit andern, die ihr das Gleichgewicht
bey weiten nicht hielten, zubrachte.
So wenig erſtreckt ſich der Geſchmack
an dem, was uns eigen gehoͤrt, der

ſonſt
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="5"/>
nach allen denen Romanen-Helden<lb/>
gleich, von denen &#x017F;ich ein ieder Le&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chon wird einen Begriff gemacht ha-<lb/>
ben. Der einzige Unter&#x017F;chied, wel-<lb/>
chen er bey die&#x017F;er Aehnlichkeit hatte,<lb/>
war, daß er u&#x0364;berhaupt alle Frauen<lb/>
liebte. Sein groß Vermo&#x0364;gen hatte<lb/>
gemacht, daß er die <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne Marie</hi></hi><lb/>
geheyrathet, welche ihm wenig&#x017F;tens an<lb/>
Artigkeit, an Gebuhrt &#x017F;owohl, als an<lb/>
Reichthum gleich kam. Ob &#x017F;ie gleich<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;eit zwey Jahren verheyrathet<lb/>
war, und dem <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi><lb/>
nach dem er&#x017F;ten Jahre einen Sohn<lb/>
gegeben hatte, &#x017F;o war &#x017F;ie doch er&#x017F;t<lb/>
&#x017F;iebenzehn Jahr alt. Jhr Gemahl,<lb/>
der bey ihren Verdien&#x017F;ten wenig ge-<lb/>
ru&#x0364;hrt war, &#x017F;uchte allezeit &#x017F;ein Glu&#x0364;ck<lb/>
anderswo; er fand es oft ohne Mu&#x0364;-<lb/>
he, und ließ eine der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Frauen,<lb/>
die Spanien gebohren worden, und<lb/>
je ge&#x017F;ehen, bey nahe ta&#x0364;glich alleine zu<lb/>
Bette gehen, da er indeß die Nacht<lb/>
mit andern, die ihr das Gleichgewicht<lb/>
bey weiten nicht hielten, zubrachte.<lb/>
So wenig er&#x017F;treckt &#x017F;ich der Ge&#x017F;chmack<lb/>
an dem, was uns eigen geho&#x0364;rt, der<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">A 3</fw> <fw type="catch" place="bottom">&#x017F;on&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0007] nach allen denen Romanen-Helden gleich, von denen ſich ein ieder Leſer ſchon wird einen Begriff gemacht ha- ben. Der einzige Unterſchied, wel- chen er bey dieſer Aehnlichkeit hatte, war, daß er uͤberhaupt alle Frauen liebte. Sein groß Vermoͤgen hatte gemacht, daß er die Donne Marie geheyrathet, welche ihm wenigſtens an Artigkeit, an Gebuhrt ſowohl, als an Reichthum gleich kam. Ob ſie gleich ſchon ſeit zwey Jahren verheyrathet war, und dem Don Ferdinand nach dem erſten Jahre einen Sohn gegeben hatte, ſo war ſie doch erſt ſiebenzehn Jahr alt. Jhr Gemahl, der bey ihren Verdienſten wenig ge- ruͤhrt war, ſuchte allezeit ſein Gluͤck anderswo; er fand es oft ohne Muͤ- he, und ließ eine der ſchoͤnſten Frauen, die Spanien gebohren worden, und je geſehen, bey nahe taͤglich alleine zu Bette gehen, da er indeß die Nacht mit andern, die ihr das Gleichgewicht bey weiten nicht hielten, zubrachte. So wenig erſtreckt ſich der Geſchmack an dem, was uns eigen gehoͤrt, der ſonſt A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/7
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/7>, abgerufen am 29.03.2024.