Einwürfe, die nicht nur zu erwarten, die von achtungs- werthester Seite bereits in der That gemacht worden sind, veranlassen uns zu folgenden näheren Erörterungen über das Verhältniß der stoischen Philosophie zum Christenthum.
Bei der am Ende unseres II. Capitels angestellten Vergleichung der beiderseitigen Lehre und Denkweise war es nicht unsere Absicht, die hier eben so sehr auch Statt findenden großen und wesentlichen Differenzen zu läugnen. Eine zu weit getriebene Verähnlichung heidnischer und christ- licher Dinge liegt überhaupt gar nicht in unserem Inte- resse; die Verwischung des Unterschieds ist ein eben so gro- ßer Fehler, als die totale Auseinanderreißung; und wir brauchen, um unserer Tendenz zu genügen, nicht weiter zu gehen, als der Apostel Paulus, die Kirchenväter und neuere katholische Theologen und Historiker gethan. Was die von uns selbst durchaus anerkannte eigenthümliche Na- tur des Christenthums betrifft, so kommt diesem bei all
B. Stoa und Chriſtenthum. Zu II.
Einwürfe, die nicht nur zu erwarten, die von achtungs- wertheſter Seite bereits in der That gemacht worden ſind, veranlaſſen uns zu folgenden näheren Erörterungen über das Verhältniß der ſtoiſchen Philoſophie zum Chriſtenthum.
Bei der am Ende unſeres II. Capitels angeſtellten Vergleichung der beiderſeitigen Lehre und Denkweiſe war es nicht unſere Abſicht, die hier eben ſo ſehr auch Statt findenden großen und weſentlichen Differenzen zu läugnen. Eine zu weit getriebene Verähnlichung heidniſcher und chriſt- licher Dinge liegt überhaupt gar nicht in unſerem Inte- reſſe; die Verwiſchung des Unterſchieds iſt ein eben ſo gro- ßer Fehler, als die totale Auseinanderreißung; und wir brauchen, um unſerer Tendenz zu genügen, nicht weiter zu gehen, als der Apoſtel Paulus, die Kirchenväter und neuere katholiſche Theologen und Hiſtoriker gethan. Was die von uns ſelbſt durchaus anerkannte eigenthümliche Na- tur des Chriſtenthums betrifft, ſo kommt dieſem bei all
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[[71]/0093]
B.
Stoa und Chriſtenthum.
Zu II.
Einwürfe, die nicht nur zu erwarten, die von achtungs-
wertheſter Seite bereits in der That gemacht worden ſind,
veranlaſſen uns zu folgenden näheren Erörterungen über
das Verhältniß der ſtoiſchen Philoſophie zum Chriſtenthum.
Bei der am Ende unſeres II. Capitels angeſtellten
Vergleichung der beiderſeitigen Lehre und Denkweiſe war
es nicht unſere Abſicht, die hier eben ſo ſehr auch Statt
findenden großen und weſentlichen Differenzen zu läugnen.
Eine zu weit getriebene Verähnlichung heidniſcher und chriſt-
licher Dinge liegt überhaupt gar nicht in unſerem Inte-
reſſe; die Verwiſchung des Unterſchieds iſt ein eben ſo gro-
ßer Fehler, als die totale Auseinanderreißung; und wir
brauchen, um unſerer Tendenz zu genügen, nicht weiter
zu gehen, als der Apoſtel Paulus, die Kirchenväter und
neuere katholiſche Theologen und Hiſtoriker gethan. Was
die von uns ſelbſt durchaus anerkannte eigenthümliche Na-
tur des Chriſtenthums betrifft, ſo kommt dieſem bei all
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Daumer, Georg Friedrich: Die dreifache Krone Rom's. Münster, 1859, S. [71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/daumer_krone_1859/93>, abgerufen am 09.08.2022.
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