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Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711.

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Erklärung des Titul-Kupffers.

DAmit der Geneigte Leser meine Gedancken/ von dem Titul-Kupffer/ so dem gantzen Werck
voran stehet/ und am ersten in die Augen fället/ nur ein wenig wissen möge/ so stellet sich hier
die Gottheit für/ mit einer Flamme auf dem Haupt und in Wolcken/ durch eine Glorie, sich
hernieder lassend; in der einen Hand hält sie den Scepter/ als Regentin der Welt/ benebenst einer
Tafel/ auf welcher die Abzeichnung eines Gebäudes zu sehen ist; mit der andern Hand/ überreicht
Sie der Ihr zur Seiten stehenden Architectur, einen Circul und Winckel-Maaß/ anzudeuten/ Sie
pflantze Ihr hiemit den gehörigen Verstand und Weißheit ein/ allerley Sachen schicklich und zier-
lich auszuarbeiten. Die Architectur begleitet ein Genius, tragende ein Wasser-Waage in der
Hand/ und haltende eine andere Tafel in der Hand/ worauff der Grund-Riß eines Gebäudes ste-
het; der Genius selbst sieht mit seinen Augen auf einen zu seinen Füssen liegenden Quadraten. Die
Mahlerey/ als der Architectur getreue Gehülffin/ welche die angelegten Wercke und Gebäude an-
schnlich schmücket und zieret/ kniet neben der Architectur, und um sie herum liegen ihre bekandte
und gewöhnliche Werck-Zeuge. Der Drey-Fuß/ auf welchem besagte Künste/ der Gottheit ein
wolriechendes Opffer bringen/ zielet dahin/ daß diese edle Künste sich GOtt widmen/ und Ihm zu
Ehren allerhand Gebäude/ z. E. Tempel/ Schulen/ Altäre u. s. f. auffrichten. Neben dem Drey-
Fuß findet sich ein alter Mann/ mit einem Spiegel in der Hand/ welcher die kluge Anweisung/
durch die man zu den Künsten gelangen muß/ vorstellig macht. Hart an ihm kommt die Bild-
hauer-Kunst hastig herzu gelauffen und herzu geeilet/ und hält in ihren Armen ein Modell von ei-
ner Statua, zu bemercken/ daß schöne Gebäude durch die Statuen am besten ausgeschmückt und le-
bendig gemacht werden. Zunächst der Gottheit zeigen sich zwey Engel in einer Glorie, und tra-
gen eine Sternen-Crone/ anzudeuten/ die wahren Virtuosen erlangten nicht allein in ihrem Leben
allbereit grosse Ehr und Estime; sondern ihr Ruhm bleibe/ nach ihrem Tod/ unsterblich. Noch
mehr oben folget ein anderer Engel in der Gloric, und trägt in einer Hand ein Cornu-Copiae mit
verschiedenen Früchten; in der andern aber hält er eine guldene Kette/ daran kostbahre Medail-
len hangen/ und geht seine Absicht dahin/ daß wahre Virtuosen/ durch ihre Geschicklichkeit grosser
Herren Gnade erlangen/ und nicht selten Reichthum und Vergnügen sich erwerben. In der Fer-
ne ist auf der einen Seite/ der Tempel der Ehren/ auf der andern ein Lust-
Gebäude entworffen.



Vorrede des Inventoris.
Hochgeneigter und Hochgeehrter Leser!

JNdem die heutige Civil Bau-Kunst/ nicht nur bloß und allein/ wie bey ihrem ersten Ursprung
und vor uralten Zeiten geschehen ist/ auf die unentbehrliche Nothdurfft und auf etwelche
Bequemlichkeit des Menschlichen Lebens/ ihr Absehen richtet; sondern sich auch höchsten Fleisses
angelegen seyn lässet/ die auffzuführende Gebäude/ in einer netten Zierlichkeit vorzustellen; so thut
sie dieses Letztere absonderlich/ wann für einen grossen Herrn ein Pallast anzulegen und auffzurich-
ten ist/ der über Land und Leute zu gebieten hat/ und dessen hoher Character, welcher Ihm von
GOtt dem HErrn beygeleget worden/ auch an der äusserlichen Magnificence seines Staats und
Aufführens/ sich erkenntlich zeiget. Dann weil Regierende Fürsten und Herren/ in allen Stücken/
vor andern Leuten/ einen grossen Vorzug haben/ so ist nichts billichers/ als daß man Ihnen auch
solche Wohnungen zurichte/ in denen die Kunst so hoch gestiegen/ um wie hoch Durchleuchtige
Printzen die übrige Menschen in der Welt/ an Hoheit überstiegen haben. Ob ich mir nun wol
die ehrgeitzige Gedancken nicht beykommen lasse/ daß ich mich für einen besondern vornehmen und
ausgelernten Fürstlichen Bau-Meister ausgeben wolte/ da ich vielmehr eine Ehre daraus suche/
wann ich anderer Virtuosen und vollkomnere Künstler/ emsigen Nacheyferer mich nennen darff;
so habe ich mich doch/ auf des Herrn Verlegers Ansinnen und Ersuchen/ endlich bereden lassen/
gegenwärtige Einleitung zur Civil-Bau-Kunst/ insonderheit hoher Häupter der Welt Palläste
[Spaltenumbruch][s]chicklich anzulegen/ der Welt mitzutheilen/ mit der redlichen und hoffentlich von allen unparthey-
ischen für Lobens-würdig zu haltenden Intention, ut doc[e]ndo discam, daß ich noch immer meh-
rers zu lernen mich befleisse/ wann ich andern zu dieser hichst-gepriesenen Kunst mich zu einem
Anweiser darbiete. Der Augenschein wird es geben/ daß es nicht alltägliche/ gemeine und über-
all vorkommende Erfindungen seyn; sondern solche/ in we[lc]hen die Reglen der Symmetric so wol/
als die Abwechßlung in den Zierathen in Obacht genomnen worden; damit die jenigen/ welchen
dieses Werck sonderbahr dienen soll/ durchgehends in ihr[e]m Vorhaben/ einen zulänglichen Be-
huff/ und merckliche Erleichterung finden. Im gegenwä[r]tigen Werck stelle ich vor die Anlegung
eines Pallastes/ welchen ein grosser Herr/ der entweder S[e]lbsten in seinen Landen Krieg geführet/
oder der auch nur sonsten eines gewaltigen Fürsten Arme[e] commandirt hat/ sich zur Wohnung
erbauen könte. Ich habe die Mittel-Grösse mit Fleiß ervöhlet/ und den besagten Pallast weder
allzu groß noch gar zu klein machen wollen/ weil ich mich beduncken lassen/ diese Art komme am
öfftern und gemeiniglich vor/ und es seyen die Unkosten/ zu desselben Auffrichtung/ noch wol zu
bestreiten. Es wird erwehnter Pallast beedes von ausse[n]/ in seiner Facade, und von innen mit
seinen vornehmsten Gemächern/ zusamt denen darzu gehörigen Ornamenten/ auf allen Seiten vor
Augen geleget; er hat einen Vorhoff/ welcher mit einethalben Oval-Rundung/ von eissernen
Getter-Werck/ eingefasst wird/ und in dieses Vorhoffes Mitte/ just gegen dem Haupt-Portal
über/ kommt ein halb-runder Triumph-Bogen/ mit dr[ey]en grossen Thüren oder Durchfahrten/
zu sehen; die beeden Ecke desselben aber schliessen zwey ge[ge]n einander überstehende grosse Thürne/
welche mit ihren darauff gesetzten Glocken-Spielen den g[a]ntzen Vorhoff völlig ausmachen. Die
beeden Seiten-Höffe werden von Säulen und Laub-Vercken/ nach der Dorischen Ordnung/
umfassct. In deren einen kan man des Regierenden Pintzen Gemahlin/ nebst ihrem Frauen-
Zimmer/ logiren; in dem andern haben die geheime Rat[h]s-Cammern/ die Collegia, die Cantzley
mit dem Archiv u.s.w. ihren gehörigen und räumlichen Platz. An diesem Pallast befindet sich
ingleichen ein schöner und grosser Garten/ mit seinen da[rz]u erforderten Gebäuden/ den ich zwar
bißhero noch nicht im Kupffer vorgestellet; sondern ihn/ mit noch mehr andern Fürstlichen Pallä-
sten und Lust-Häusern/ biß zu dem Anhang dieses erster Theils verspahret/ weil ich dem Herrn
Verleger/ in Herausgebung dieses Wercks/ nicht länge[ v]erhinderlich seyn wollen/ welches noth-
wendig hätte seyn müssen/ wo ich alles/ was in bemeld[te]m Anhang vorkommen wird/ noch all-
hier beygefügt hätte. Nach Vollendung und völliger Ausfertigung des jetzt gleich versproche-
nen Anhangs/ mache ich mich anheischig/ in dem ander[n] Theil dieses Wercks einen Königlichen
Pallast zu praesentiren/ und mit demselbigen auf eine gliche Art/ als in diesem Werck geschehen
ist/ zu verfahren/ nemlich die unterschiedliche Arten dess[el]ben/ mit allen Durchschnitten/ Grund-
Rissen/ vornehmsten Säälen/ und derselbigen anständige Zierathen/ abzubilden; worzu ein An-
hang kommen soll/ von Triumph-Bögen/ Ehren-Säulen Castris doloris &c. Hülfft mir GOtt
weiter/ so soll darnach ein dritter Theil folgen/ der unt[er]schiedliche Lust-Häuser/ Gärten/ Oran-
geri
en/ Grotten und Grotten-Häuser/ mit allem Zugeht/ in sich halten soll. Der vierdte Theil
soll die Risse von Kirchen und Capellen begreiffen: und [le]tztlich der fünffte Rath-Häuser/ Schu-
len/ Spittäle/ Beursen/ Zeug-Häuser/ etc. vor Augen leg[en]. Der geneigte Leser wird mit seiner
gütigen Approbation meinen Fleiß mercklich ermunter/ und mich zur unverdroßnen Verfer-
tigung des Wercks anfrischen: der ich Ihn Göttlicher [O]bhut/ und mich seiner guten Gewogen-
heit bestermassen empfehle.


P. Decker/ Architect.
[Abbildung]

I. Zum
A
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Erklaͤrung des Titul-Kupffers.

DAmit der Geneigte Leſer meine Gedancken/ von dem Titul-Kupffer/ ſo dem gantzen Werck
voran ſtehet/ und am erſten in die Augen faͤllet/ nur ein wenig wiſſen moͤge/ ſo ſtellet ſich hier
die Gottheit fuͤr/ mit einer Flamme auf dem Haupt und in Wolcken/ durch eine Glorie, ſich
hernieder laſſend; in der einen Hand haͤlt ſie den Scepter/ als Regentin der Welt/ benebenſt einer
Tafel/ auf welcher die Abzeichnung eines Gebaͤudes zu ſehen iſt; mit der andern Hand/ uͤberreicht
Sie der Ihr zur Seiten ſtehenden Architectur, einen Circul und Winckel-Maaß/ anzudeuten/ Sie
pflantze Ihr hiemit den gehoͤrigen Verſtand und Weißheit ein/ allerley Sachen ſchicklich und zier-
lich auszuarbeiten. Die Architectur begleitet ein Genius, tragende ein Waſſer-Waage in der
Hand/ und haltende eine andere Tafel in der Hand/ worauff der Grund-Riß eines Gebaͤudes ſte-
het; der Genius ſelbſt ſieht mit ſeinen Augen auf einen zu ſeinen Fuͤſſen liegenden Quadraten. Die
Mahlerey/ als der Architectur getreue Gehuͤlffin/ welche die angelegten Wercke und Gebaͤude an-
ſchnlich ſchmuͤcket und zieret/ kniet neben der Architectur, und um ſie herum liegen ihre bekandte
und gewoͤhnliche Werck-Zeuge. Der Drey-Fuß/ auf welchem beſagte Kuͤnſte/ der Gottheit ein
wolriechendes Opffer bringen/ zielet dahin/ daß dieſe edle Kuͤnſte ſich GOtt widmen/ und Ihm zu
Ehren allerhand Gebaͤude/ z. E. Tempel/ Schulen/ Altaͤre u. ſ. f. auffrichten. Neben dem Drey-
Fuß findet ſich ein alter Mann/ mit einem Spiegel in der Hand/ welcher die kluge Anweiſung/
durch die man zu den Kuͤnſten gelangen muß/ vorſtellig macht. Hart an ihm kommt die Bild-
hauer-Kunſt haſtig herzu gelauffen und herzu geeilet/ und haͤlt in ihren Armen ein Modell von ei-
ner Statua, zu bemercken/ daß ſchoͤne Gebaͤude durch die Statuen am beſten ausgeſchmuͤckt und le-
bendig gemacht werden. Zunaͤchſt der Gottheit zeigen ſich zwey Engel in einer Glorie, und tra-
gen eine Sternen-Crone/ anzudeuten/ die wahren Virtuoſen erlangten nicht allein in ihrem Leben
allbereit groſſe Ehr und Eſtime; ſondern ihr Ruhm bleibe/ nach ihrem Tod/ unſterblich. Noch
mehr oben folget ein anderer Engel in der Gloric, und traͤgt in einer Hand ein Cornu-Copiæ mit
verſchiedenen Fruͤchten; in der andern aber haͤlt er eine guldene Kette/ daran koſtbahre Medail-
len hangen/ und geht ſeine Abſicht dahin/ daß wahre Virtuoſen/ durch ihre Geſchicklichkeit groſſer
Herren Gnade erlangen/ und nicht ſelten Reichthum und Vergnuͤgen ſich erwerben. In der Fer-
ne iſt auf der einen Seite/ der Tempel der Ehren/ auf der andern ein Luſt-
Gebaͤude entworffen.



Vorrede des Inventoris.
Hochgeneigter und Hochgeehrter Leſer!

JNdem die heutige Civil Bau-Kunſt/ nicht nur bloß und allein/ wie bey ihrem erſten Urſprung
und vor uralten Zeiten geſchehen iſt/ auf die unentbehrliche Nothdurfft und auf etwelche
Bequemlichkeit des Menſchlichen Lebens/ ihr Abſehen richtet; ſondern ſich auch hoͤchſten Fleiſſes
angelegen ſeyn laͤſſet/ die auffzufuͤhrende Gebaͤude/ in einer netten Zierlichkeit vorzuſtellen; ſo thut
ſie dieſes Letztere abſonderlich/ wann fuͤr einen groſſen Herrn ein Pallaſt anzulegen und auffzurich-
ten iſt/ der uͤber Land und Leute zu gebieten hat/ und deſſen hoher Character, welcher Ihm von
GOtt dem HErrn beygeleget worden/ auch an der aͤuſſerlichen Magnificence ſeines Staats und
Auffuͤhrens/ ſich erkenntlich zeiget. Dann weil Regierende Fuͤrſten und Herren/ in allen Stuͤcken/
vor andern Leuten/ einen groſſen Vorzug haben/ ſo iſt nichts billichers/ als daß man Ihnen auch
ſolche Wohnungen zurichte/ in denen die Kunſt ſo hoch geſtiegen/ um wie hoch Durchleuchtige
Printzen die uͤbrige Menſchen in der Welt/ an Hoheit uͤberſtiegen haben. Ob ich mir nun wol
die ehrgeitzige Gedancken nicht beykommen laſſe/ daß ich mich fuͤr einen beſondern vornehmen und
ausgelernten Fuͤrſtlichen Bau-Meiſter ausgeben wolte/ da ich vielmehr eine Ehre daraus ſuche/
wann ich anderer Virtuoſen und vollkomnere Kuͤnſtler/ emſigen Nacheyferer mich nennen darff;
ſo habe ich mich doch/ auf des Herrn Verlegers Anſinnen und Erſuchen/ endlich bereden laſſen/
gegenwaͤrtige Einleitung zur Civil-Bau-Kunſt/ inſonderheit hoher Haͤupter der Welt Pallaͤſte
[Spaltenumbruch][ſ]chicklich anzulegen/ der Welt mitzutheilen/ mit der redlichen und hoffentlich von allen unparthey-
iſchen fuͤr Lobens-wuͤrdig zu haltenden Intention, ut doc[e]ndo diſcam, daß ich noch immer meh-
rers zu lernen mich befleiſſe/ wann ich andern zu dieſer hichſt-geprieſenen Kunſt mich zu einem
Anweiſer darbiete. Der Augenſchein wird es geben/ daß es nicht alltaͤgliche/ gemeine und uͤber-
all vorkommende Erfindungen ſeyn; ſondern ſolche/ in we[lc]hen die Reglen der Symmetric ſo wol/
als die Abwechßlung in den Zierathen in Obacht genomnen worden; damit die jenigen/ welchen
dieſes Werck ſonderbahr dienen ſoll/ durchgehends in ihr[e]m Vorhaben/ einen zulaͤnglichen Be-
huff/ und merckliche Erleichterung finden. Im gegenwaͤ[r]tigen Werck ſtelle ich vor die Anlegung
eines Pallaſtes/ welchen ein groſſer Herr/ der entweder S[e]lbſten in ſeinen Landen Krieg gefuͤhret/
oder der auch nur ſonſten eines gewaltigen Fuͤrſten Armé[e] commandirt hat/ ſich zur Wohnung
erbauen koͤnte. Ich habe die Mittel-Groͤſſe mit Fleiß ervoͤhlet/ und den beſagten Pallaſt weder
allzu groß noch gar zu klein machen wollen/ weil ich mich beduncken laſſen/ dieſe Art komme am
oͤfftern und gemeiniglich vor/ und es ſeyen die Unkoſten/ zu deſſelben Auffrichtung/ noch wol zu
beſtreiten. Es wird erwehnter Pallaſt beedes von auſſe[n]/ in ſeiner Façade, und von innen mit
ſeinen vornehmſten Gemaͤchern/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Ornamenten/ auf allen Seiten vor
Augen geleget; er hat einen Vorhoff/ welcher mit einethalben Oval-Rundung/ von eiſſernen
Getter-Werck/ eingefaſſt wird/ und in dieſes Vorhoffes Mitte/ juſt gegen dem Haupt-Portal
uͤber/ kommt ein halb-runder Triumph-Bogen/ mit dr[ey]en groſſen Thuͤren oder Durchfahrten/
zu ſehen; die beeden Ecke deſſelben aber ſchlieſſen zwey ge[ge]n einander uͤberſtehende groſſe Thuͤrne/
welche mit ihren darauff geſetzten Glocken-Spielen den g[a]ntzen Vorhoff voͤllig ausmachen. Die
beeden Seiten-Hoͤffe werden von Saͤulen und Laub-Vercken/ nach der Doriſchen Ordnung/
umfaſſct. In deren einen kan man des Regierenden Pintzen Gemahlin/ nebſt ihrem Frauen-
Zimmer/ logiren; in dem andern haben die geheime Rat[h]s-Cammern/ die Collegia, die Cantzley
mit dem Archiv u.ſ.w. ihren gehoͤrigen und raͤumlichen Platz. An dieſem Pallaſt befindet ſich
ingleichen ein ſchoͤner und groſſer Garten/ mit ſeinen da[rz]u erforderten Gebaͤuden/ den ich zwar
bißhero noch nicht im Kupffer vorgeſtellet; ſondern ihn/ mit noch mehr andern Fuͤrſtlichen Pallaͤ-
ſten und Luſt-Haͤuſern/ biß zu dem Anhang dieſes erſter Theils verſpahret/ weil ich dem Herrn
Verleger/ in Herausgebung dieſes Wercks/ nicht laͤnge[ v]erhinderlich ſeyn wollen/ welches noth-
wendig haͤtte ſeyn muͤſſen/ wo ich alles/ was in bemeld[te]m Anhang vorkommen wird/ noch all-
hier beygefuͤgt haͤtte. Nach Vollendung und voͤlliger Ausfertigung des jetzt gleich verſproche-
nen Anhangs/ mache ich mich anheiſchig/ in dem ander[n] Theil dieſes Wercks einen Koͤniglichen
Pallaſt zu præſentiren/ und mit demſelbigen auf eine gliche Art/ als in dieſem Werck geſchehen
iſt/ zu verfahren/ nemlich die unterſchiedliche Arten deſſ[el]ben/ mit allen Durchſchnitten/ Grund-
Riſſen/ vornehmſten Saͤaͤlen/ und derſelbigen anſtaͤndige Zierathen/ abzubilden; worzu ein An-
hang kommen ſoll/ von Triumph-Boͤgen/ Ehren-Saͤulen Caſtris doloris &c. Huͤlfft mir GOtt
weiter/ ſo ſoll darnach ein dritter Theil folgen/ der unt[er]ſchiedliche Luſt-Haͤuſer/ Gaͤrten/ Oran-
geri
en/ Grotten und Grotten-Haͤuſer/ mit allem Zugeht/ in ſich halten ſoll. Der vierdte Theil
ſoll die Riſſe von Kirchen und Capellen begreiffen: und [le]tztlich der fuͤnffte Rath-Haͤuſer/ Schu-
len/ Spittaͤle/ Beurſen/ Zeug-Haͤuſer/ ꝛc. vor Augen leg[en]. Der geneigte Leſer wird mit ſeiner
guͤtigen Approbation meinen Fleiß mercklich ermunter/ und mich zur unverdroßnen Verfer-
tigung des Wercks anfriſchen: der ich Ihn Goͤttlicher [O]bhut/ und mich ſeiner guten Gewogen-
heit beſtermaſſen empfehle.


P. Decker/ Architect.
[Abbildung]

I. Zum
A
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[0005] Erklaͤrung des Titul-Kupffers. DAmit der Geneigte Leſer meine Gedancken/ von dem Titul-Kupffer/ ſo dem gantzen Werck voran ſtehet/ und am erſten in die Augen faͤllet/ nur ein wenig wiſſen moͤge/ ſo ſtellet ſich hier die Gottheit fuͤr/ mit einer Flamme auf dem Haupt und in Wolcken/ durch eine Glorie, ſich hernieder laſſend; in der einen Hand haͤlt ſie den Scepter/ als Regentin der Welt/ benebenſt einer Tafel/ auf welcher die Abzeichnung eines Gebaͤudes zu ſehen iſt; mit der andern Hand/ uͤberreicht Sie der Ihr zur Seiten ſtehenden Architectur, einen Circul und Winckel-Maaß/ anzudeuten/ Sie pflantze Ihr hiemit den gehoͤrigen Verſtand und Weißheit ein/ allerley Sachen ſchicklich und zier- lich auszuarbeiten. Die Architectur begleitet ein Genius, tragende ein Waſſer-Waage in der Hand/ und haltende eine andere Tafel in der Hand/ worauff der Grund-Riß eines Gebaͤudes ſte- het; der Genius ſelbſt ſieht mit ſeinen Augen auf einen zu ſeinen Fuͤſſen liegenden Quadraten. Die Mahlerey/ als der Architectur getreue Gehuͤlffin/ welche die angelegten Wercke und Gebaͤude an- ſchnlich ſchmuͤcket und zieret/ kniet neben der Architectur, und um ſie herum liegen ihre bekandte und gewoͤhnliche Werck-Zeuge. Der Drey-Fuß/ auf welchem beſagte Kuͤnſte/ der Gottheit ein wolriechendes Opffer bringen/ zielet dahin/ daß dieſe edle Kuͤnſte ſich GOtt widmen/ und Ihm zu Ehren allerhand Gebaͤude/ z. E. Tempel/ Schulen/ Altaͤre u. ſ. f. auffrichten. Neben dem Drey- Fuß findet ſich ein alter Mann/ mit einem Spiegel in der Hand/ welcher die kluge Anweiſung/ durch die man zu den Kuͤnſten gelangen muß/ vorſtellig macht. Hart an ihm kommt die Bild- hauer-Kunſt haſtig herzu gelauffen und herzu geeilet/ und haͤlt in ihren Armen ein Modell von ei- ner Statua, zu bemercken/ daß ſchoͤne Gebaͤude durch die Statuen am beſten ausgeſchmuͤckt und le- bendig gemacht werden. Zunaͤchſt der Gottheit zeigen ſich zwey Engel in einer Glorie, und tra- gen eine Sternen-Crone/ anzudeuten/ die wahren Virtuoſen erlangten nicht allein in ihrem Leben allbereit groſſe Ehr und Eſtime; ſondern ihr Ruhm bleibe/ nach ihrem Tod/ unſterblich. Noch mehr oben folget ein anderer Engel in der Gloric, und traͤgt in einer Hand ein Cornu-Copiæ mit verſchiedenen Fruͤchten; in der andern aber haͤlt er eine guldene Kette/ daran koſtbahre Medail- len hangen/ und geht ſeine Abſicht dahin/ daß wahre Virtuoſen/ durch ihre Geſchicklichkeit groſſer Herren Gnade erlangen/ und nicht ſelten Reichthum und Vergnuͤgen ſich erwerben. In der Fer- ne iſt auf der einen Seite/ der Tempel der Ehren/ auf der andern ein Luſt- Gebaͤude entworffen. Vorrede des Inventoris. Hochgeneigter und Hochgeehrter Leſer! JNdem die heutige Civil Bau-Kunſt/ nicht nur bloß und allein/ wie bey ihrem erſten Urſprung und vor uralten Zeiten geſchehen iſt/ auf die unentbehrliche Nothdurfft und auf etwelche Bequemlichkeit des Menſchlichen Lebens/ ihr Abſehen richtet; ſondern ſich auch hoͤchſten Fleiſſes angelegen ſeyn laͤſſet/ die auffzufuͤhrende Gebaͤude/ in einer netten Zierlichkeit vorzuſtellen; ſo thut ſie dieſes Letztere abſonderlich/ wann fuͤr einen groſſen Herrn ein Pallaſt anzulegen und auffzurich- ten iſt/ der uͤber Land und Leute zu gebieten hat/ und deſſen hoher Character, welcher Ihm von GOtt dem HErrn beygeleget worden/ auch an der aͤuſſerlichen Magnificence ſeines Staats und Auffuͤhrens/ ſich erkenntlich zeiget. Dann weil Regierende Fuͤrſten und Herren/ in allen Stuͤcken/ vor andern Leuten/ einen groſſen Vorzug haben/ ſo iſt nichts billichers/ als daß man Ihnen auch ſolche Wohnungen zurichte/ in denen die Kunſt ſo hoch geſtiegen/ um wie hoch Durchleuchtige Printzen die uͤbrige Menſchen in der Welt/ an Hoheit uͤberſtiegen haben. Ob ich mir nun wol die ehrgeitzige Gedancken nicht beykommen laſſe/ daß ich mich fuͤr einen beſondern vornehmen und ausgelernten Fuͤrſtlichen Bau-Meiſter ausgeben wolte/ da ich vielmehr eine Ehre daraus ſuche/ wann ich anderer Virtuoſen und vollkomnere Kuͤnſtler/ emſigen Nacheyferer mich nennen darff; ſo habe ich mich doch/ auf des Herrn Verlegers Anſinnen und Erſuchen/ endlich bereden laſſen/ gegenwaͤrtige Einleitung zur Civil-Bau-Kunſt/ inſonderheit hoher Haͤupter der Welt Pallaͤſte ſchicklich anzulegen/ der Welt mitzutheilen/ mit der redlichen und hoffentlich von allen unparthey- iſchen fuͤr Lobens-wuͤrdig zu haltenden Intention, ut docendo diſcam, daß ich noch immer meh- rers zu lernen mich befleiſſe/ wann ich andern zu dieſer hichſt-geprieſenen Kunſt mich zu einem Anweiſer darbiete. Der Augenſchein wird es geben/ daß es nicht alltaͤgliche/ gemeine und uͤber- all vorkommende Erfindungen ſeyn; ſondern ſolche/ in welchen die Reglen der Symmetric ſo wol/ als die Abwechßlung in den Zierathen in Obacht genomnen worden; damit die jenigen/ welchen dieſes Werck ſonderbahr dienen ſoll/ durchgehends in ihrem Vorhaben/ einen zulaͤnglichen Be- huff/ und merckliche Erleichterung finden. Im gegenwaͤrtigen Werck ſtelle ich vor die Anlegung eines Pallaſtes/ welchen ein groſſer Herr/ der entweder Selbſten in ſeinen Landen Krieg gefuͤhret/ oder der auch nur ſonſten eines gewaltigen Fuͤrſten Armée commandirt hat/ ſich zur Wohnung erbauen koͤnte. Ich habe die Mittel-Groͤſſe mit Fleiß ervoͤhlet/ und den beſagten Pallaſt weder allzu groß noch gar zu klein machen wollen/ weil ich mich beduncken laſſen/ dieſe Art komme am oͤfftern und gemeiniglich vor/ und es ſeyen die Unkoſten/ zu deſſelben Auffrichtung/ noch wol zu beſtreiten. Es wird erwehnter Pallaſt beedes von auſſen/ in ſeiner Façade, und von innen mit ſeinen vornehmſten Gemaͤchern/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Ornamenten/ auf allen Seiten vor Augen geleget; er hat einen Vorhoff/ welcher mit einethalben Oval-Rundung/ von eiſſernen Getter-Werck/ eingefaſſt wird/ und in dieſes Vorhoffes Mitte/ juſt gegen dem Haupt-Portal uͤber/ kommt ein halb-runder Triumph-Bogen/ mit dreyen groſſen Thuͤren oder Durchfahrten/ zu ſehen; die beeden Ecke deſſelben aber ſchlieſſen zwey gegen einander uͤberſtehende groſſe Thuͤrne/ welche mit ihren darauff geſetzten Glocken-Spielen den gantzen Vorhoff voͤllig ausmachen. Die beeden Seiten-Hoͤffe werden von Saͤulen und Laub-Vercken/ nach der Doriſchen Ordnung/ umfaſſct. In deren einen kan man des Regierenden Pintzen Gemahlin/ nebſt ihrem Frauen- Zimmer/ logiren; in dem andern haben die geheime Raths-Cammern/ die Collegia, die Cantzley mit dem Archiv u.ſ.w. ihren gehoͤrigen und raͤumlichen Platz. An dieſem Pallaſt befindet ſich ingleichen ein ſchoͤner und groſſer Garten/ mit ſeinen darzu erforderten Gebaͤuden/ den ich zwar bißhero noch nicht im Kupffer vorgeſtellet; ſondern ihn/ mit noch mehr andern Fuͤrſtlichen Pallaͤ- ſten und Luſt-Haͤuſern/ biß zu dem Anhang dieſes erſter Theils verſpahret/ weil ich dem Herrn Verleger/ in Herausgebung dieſes Wercks/ nicht laͤnge verhinderlich ſeyn wollen/ welches noth- wendig haͤtte ſeyn muͤſſen/ wo ich alles/ was in bemeldtem Anhang vorkommen wird/ noch all- hier beygefuͤgt haͤtte. Nach Vollendung und voͤlliger Ausfertigung des jetzt gleich verſproche- nen Anhangs/ mache ich mich anheiſchig/ in dem andern Theil dieſes Wercks einen Koͤniglichen Pallaſt zu præſentiren/ und mit demſelbigen auf eine gliche Art/ als in dieſem Werck geſchehen iſt/ zu verfahren/ nemlich die unterſchiedliche Arten deſſelben/ mit allen Durchſchnitten/ Grund- Riſſen/ vornehmſten Saͤaͤlen/ und derſelbigen anſtaͤndige Zierathen/ abzubilden; worzu ein An- hang kommen ſoll/ von Triumph-Boͤgen/ Ehren-Saͤulen Caſtris doloris &c. Huͤlfft mir GOtt weiter/ ſo ſoll darnach ein dritter Theil folgen/ der unterſchiedliche Luſt-Haͤuſer/ Gaͤrten/ Oran- gerien/ Grotten und Grotten-Haͤuſer/ mit allem Zugeht/ in ſich halten ſoll. Der vierdte Theil ſoll die Riſſe von Kirchen und Capellen begreiffen: und letztlich der fuͤnffte Rath-Haͤuſer/ Schu- len/ Spittaͤle/ Beurſen/ Zeug-Haͤuſer/ ꝛc. vor Augen legen. Der geneigte Leſer wird mit ſeiner guͤtigen Approbation meinen Fleiß mercklich ermunter/ und mich zur unverdroßnen Verfer- tigung des Wercks anfriſchen: der ich Ihn Goͤttlicher Obhut/ und mich ſeiner guten Gewogen- heit beſtermaſſen empfehle. Nuͤmberg den 30. Martii 1711. P. Decker/ Architect. [Abbildung] I. Zum A

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Zitationshilfe: Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/decker_baumeister01_1711/5>, abgerufen am 28.03.2024.