Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

Bild:
<< vorherige Seite

Art, so Köpfe, wie Schweine, hatten, und allerhand Töne von sich gaben, wann es wollte Sturm werden.

Eine artige Lust hatten wir mit einem weißen Bär, welcher mit zwei Jungen auf dem Eise daherkam, an das Schiff, zu dem toten Walfisch oder Kreng, wie sie es heißen. Mochte solches von weitem gerochen haben. Und weil er nicht gleich dazu konnte, vor dem Schiff, so wollte er, mit einer Not, hinauf. Die Jungen folgeten ihm auf dem Fuß.

Wir sahen ihm lange zu, wie er sich bemühete, und doch nicht wohl konnte. Darüber er oft gebrummet. Als wir ihm aber mit einem Bootshaken auf die Näse stießen, ward er gar bös und grimmig.

Weil er nun sehr groß, fast wie ein Pferd, war, und einen schönen weißen Pelz anhatte, dünkte uns wohl der Mühe wert zu sein: solchen zu fangen, und nicht zu schießen; damit der Pelz ja kein Loch bekäme; worauf sie sonderlich sehen.

Der Kapitän hieß acht Boots- oder Ruderknechte mit Haken und einer Strickschlinge hinunter zu dem Burschen steigen, welcher sich sogleich, wie ein Mann, auf die zwei Hinterpfoten entgegensetzte und die Stangen und Gabeln mit den Vorderpfoten von sich schmisse, daß es klapperte, und sich immer umb, nach den Jungen, sahe, welche stets hinter ihm waren. Der Streit währete lange, bis ein Bootsknecht ihm die Strickschlinge übern Kopf warf, mit einer Gabel, und sie ihn anfingen zu würgen. Da wollte er den Strick entzweibeißen; konnte es aber nicht. Da legete er's aufs Laufen; alleine diese Kerl würgeten ihn hart und schlugen ihm öfters mit Gewalt aufn Kopf, daß er ganz dumm ward. Die Jungen waren indeß davongelaufen. Sie schleppten und würgeten den Bär bis ans Schiff, da er mit einer Winde aufgezogen und geschlachtet ward.

Art, so Köpfe, wie Schweine, hatten, und allerhand Töne von sich gaben, wann es wollte Sturm werden.

Eine artige Lust hatten wir mit einem weißen Bär, welcher mit zwei Jungen auf dem Eise daherkam, an das Schiff, zu dem toten Walfisch oder Kreng, wie sie es heißen. Mochte solches von weitem gerochen haben. Und weil er nicht gleich dazu konnte, vor dem Schiff, so wollte er, mit einer Not, hinauf. Die Jungen folgeten ihm auf dem Fuß.

Wir sahen ihm lange zu, wie er sich bemühete, und doch nicht wohl konnte. Darüber er oft gebrummet. Als wir ihm aber mit einem Bootshaken auf die Näse stießen, ward er gar bös und grimmig.

Weil er nun sehr groß, fast wie ein Pferd, war, und einen schönen weißen Pelz anhatte, dünkte uns wohl der Mühe wert zu sein: solchen zu fangen, und nicht zu schießen; damit der Pelz ja kein Loch bekäme; worauf sie sonderlich sehen.

Der Kapitän hieß acht Boots- oder Ruderknechte mit Haken und einer Strickschlinge hinunter zu dem Burschen steigen, welcher sich sogleich, wie ein Mann, auf die zwei Hinterpfoten entgegensetzte und die Stangen und Gabeln mit den Vorderpfoten von sich schmisse, daß es klapperte, und sich immer umb, nach den Jungen, sahe, welche stets hinter ihm waren. Der Streit währete lange, bis ein Bootsknecht ihm die Strickschlinge übern Kopf warf, mit einer Gabel, und sie ihn anfingen zu würgen. Da wollte er den Strick entzweibeißen; konnte es aber nicht. Da legete er’s aufs Laufen; alleine diese Kerl würgeten ihn hart und schlugen ihm öfters mit Gewalt aufn Kopf, daß er ganz dumm ward. Die Jungen waren indeß davongelaufen. Sie schleppten und würgeten den Bär bis ans Schiff, da er mit einer Winde aufgezogen und geschlachtet ward.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0134"/>
Art, so Köpfe, wie Schweine, hatten, und allerhand Töne von sich gaben, wann es wollte Sturm werden.</p>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>ine artige Lust hatten wir mit einem weißen Bär, welcher mit zwei Jungen auf dem Eise daherkam, an das Schiff, zu dem toten Walfisch oder Kreng, wie sie es heißen. Mochte solches von weitem gerochen haben. Und weil er nicht gleich dazu konnte, vor dem Schiff, so wollte er, mit einer Not, hinauf. Die Jungen folgeten ihm auf dem Fuß.</p>
          <p>Wir sahen ihm lange zu, wie er sich bemühete, und doch nicht wohl konnte. Darüber er oft gebrummet. Als wir ihm aber mit einem Bootshaken auf die Näse stießen, ward er gar bös und grimmig.</p>
          <p>Weil er nun sehr groß, fast wie ein Pferd, war, und einen schönen weißen Pelz anhatte, dünkte uns wohl der Mühe wert zu sein: solchen zu fangen, und nicht zu schießen; damit der Pelz ja kein Loch bekäme; worauf sie sonderlich sehen.</p>
          <p>Der Kapitän hieß acht Boots- oder Ruderknechte mit Haken und einer Strickschlinge hinunter zu dem Burschen steigen, welcher sich sogleich, wie ein Mann, auf die zwei Hinterpfoten entgegensetzte und die Stangen und Gabeln mit den Vorderpfoten von sich schmisse, daß es klapperte, und sich immer umb, nach den Jungen, sahe, welche stets hinter ihm waren. Der Streit währete lange, bis ein Bootsknecht ihm die Strickschlinge übern Kopf warf, mit einer Gabel, und sie ihn anfingen zu würgen. Da wollte er den Strick entzweibeißen; konnte es aber nicht. Da legete er&#x2019;s aufs Laufen; alleine diese Kerl würgeten ihn hart und schlugen ihm öfters mit Gewalt aufn Kopf, daß er ganz dumm ward. Die Jungen waren indeß davongelaufen. Sie schleppten und würgeten den Bär bis ans Schiff, da er mit einer Winde aufgezogen und geschlachtet ward.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0134] Art, so Köpfe, wie Schweine, hatten, und allerhand Töne von sich gaben, wann es wollte Sturm werden. Eine artige Lust hatten wir mit einem weißen Bär, welcher mit zwei Jungen auf dem Eise daherkam, an das Schiff, zu dem toten Walfisch oder Kreng, wie sie es heißen. Mochte solches von weitem gerochen haben. Und weil er nicht gleich dazu konnte, vor dem Schiff, so wollte er, mit einer Not, hinauf. Die Jungen folgeten ihm auf dem Fuß. Wir sahen ihm lange zu, wie er sich bemühete, und doch nicht wohl konnte. Darüber er oft gebrummet. Als wir ihm aber mit einem Bootshaken auf die Näse stießen, ward er gar bös und grimmig. Weil er nun sehr groß, fast wie ein Pferd, war, und einen schönen weißen Pelz anhatte, dünkte uns wohl der Mühe wert zu sein: solchen zu fangen, und nicht zu schießen; damit der Pelz ja kein Loch bekäme; worauf sie sonderlich sehen. Der Kapitän hieß acht Boots- oder Ruderknechte mit Haken und einer Strickschlinge hinunter zu dem Burschen steigen, welcher sich sogleich, wie ein Mann, auf die zwei Hinterpfoten entgegensetzte und die Stangen und Gabeln mit den Vorderpfoten von sich schmisse, daß es klapperte, und sich immer umb, nach den Jungen, sahe, welche stets hinter ihm waren. Der Streit währete lange, bis ein Bootsknecht ihm die Strickschlinge übern Kopf warf, mit einer Gabel, und sie ihn anfingen zu würgen. Da wollte er den Strick entzweibeißen; konnte es aber nicht. Da legete er’s aufs Laufen; alleine diese Kerl würgeten ihn hart und schlugen ihm öfters mit Gewalt aufn Kopf, daß er ganz dumm ward. Die Jungen waren indeß davongelaufen. Sie schleppten und würgeten den Bär bis ans Schiff, da er mit einer Winde aufgezogen und geschlachtet ward.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/134
Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/134>, abgerufen am 19.04.2024.