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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Freunde wären. - Ich ließ mir es gefallen, bezeigete ihr alle Ehre, fragte sie: wie ihr's ginge? - "Wohl, sagte sie, ich habe Herrn Eberlein und drei Kinder mit ihm". - Deß erfreuete ich mich. - Sie blieb des Nachtes da bei der Jungfer, und des Morgens reisete sie wieder nach Spandau. Und habe ich sie nie wieder gesehen.

Mittlerweile kam mein Vater nach Berlin zu mir und gab den Rat (weil doch zu Hofe so manches erlanget und praktizieret würde), ob es nicht anginge: eine Frei-Hofbarbierstube in Halle vor mich zu erhalten. Er hätte ja so manches bei dem Herrn Geheimbten Rath Fuchs durchgebracht.

Ich ließ mir's gefallen. Und ließ er bei Herrn Katschen, welcher damals noch ein schlechter Advokat war, nachgehends aber der vornehmbste Geheimbte Rath wurde, ein Supplikat verfertigen. Damit wanderten wir fort, beim Geheimbten Rath Fuchs.

Als er aber, gleich zugegen, unser Anbringen hörete, fuhr er uns greulich an: "Ei, was? sagte er, die Leute in Halle haben eine privilegierte Innung. Man kann ihn'n nichts nehmen und andern geben. Ihr seid ein junger Mensch, könnt euch noch was versuchen." - Da half kein Remonstrieren. Wir mußten wieder fortgehen, wie die Katze von'n Taubenschlag. Das war recht. Wollte GOtt, es wäre noch so ec. - Da war unser Muth weggefallen. Und mein Vater reisete wieder nach Hause.

Es könnte sein, daß der Herr Geheimbte Rath, oder ein anderer, mich bei Ihro Durchläuchten dem Herrn-Meister in Sonnenburg, unsers Königes Herrn Bruder, vorgeschlagen. Gnung, der Herr Schmieling, welcher sein Kammerdiener und gerne weg wollte, ließ mich zu sich

Freunde wären. – Ich ließ mir es gefallen, bezeigete ihr alle Ehre, fragte sie: wie ihr’s ginge? – „Wohl, sagte sie, ich habe Herrn Eberlein und drei Kinder mit ihm“. – Deß erfreuete ich mich. – Sie blieb des Nachtes da bei der Jungfer, und des Morgens reisete sie wieder nach Spandau. Und habe ich sie nie wieder gesehen.

Mittlerweile kam mein Vater nach Berlin zu mir und gab den Rat (weil doch zu Hofe so manches erlanget und praktizieret würde), ob es nicht anginge: eine Frei-Hofbarbierstube in Halle vor mich zu erhalten. Er hätte ja so manches bei dem Herrn Geheimbten Rath Fuchs durchgebracht.

Ich ließ mir’s gefallen. Und ließ er bei Herrn Katschen, welcher damals noch ein schlechter Advokat war, nachgehends aber der vornehmbste Geheimbte Rath wurde, ein Supplikat verfertigen. Damit wanderten wir fort, beim Geheimbten Rath Fuchs.

Als er aber, gleich zugegen, unser Anbringen hörete, fuhr er uns greulich an: „Ei, was? sagte er, die Leute in Halle haben eine privilegierte Innung. Man kann ihn’n nichts nehmen und andern geben. Ihr seid ein junger Mensch, könnt euch noch was versuchen.“ – Da half kein Remonstrieren. Wir mußten wieder fortgehen, wie die Katze von’n Taubenschlag. Das war recht. Wollte GOtt, es wäre noch so ec. – Da war unser Muth weggefallen. Und mein Vater reisete wieder nach Hause.

Es könnte sein, daß der Herr Geheimbte Rath, oder ein anderer, mich bei Ihro Durchläuchten dem Herrn-Meister in Sonnenburg, unsers Königes Herrn Bruder, vorgeschlagen. Gnung, der Herr Schmieling, welcher sein Kammerdiener und gerne weg wollte, ließ mich zu sich

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/215>, abgerufen am 25.04.2024.