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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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vom Herrn Professor Gasserten; aber half so viel, als nichts; oder war mir vielmehr konträr und gab mir schlechten Trost.

Ich hin zum Geheimbten Rath von Fuchs. Aber der würzte mich schlecht ab, daß ich gern wieder fortlief. Ich ließ ein Supplikat machen. Aber die Vorstellung war auch umbsonst. Daß also alle Hoffnung verloren war! Ich flehete und seufzete zu GOtt, meine Hülfe, Trost und Rat, und der Herr erhörete mich von seinem heiligen Thron.

Denn, da ich des Morgens ausging, in die Krieges-Kanzlei, umb zu sehen, wie's stünde, ward ich berichtet: es wäre bereits ein hartes Dekret wieder mich abgefasset. - Ich gleich hin zu meinem Herrn Advokat, Herrn Katschen. Der sagte: wann er mir sollte einen Rat geben, wäre es dieser, daß ich hinausging auf des Herrn Geheimbten Rath von Fuchsen Gut nach Malchow. Da ließ er sich gut sprechen und wäre itzo draußen.

Ich machte mich auf den Weg, obwohl ich ihn nicht wußte und man vor Schnee und Wind kein Auge aufthun können. GOtt ist es bekannt, was auf diesem Weg vor Seufzen, ja Thränen geschahen. Es kame hinter mir eine Kutsche, auf welche ich mich vor Müdigkeit setzte und einschlief. Als ich von einem harten Stoß erwachte, sahe ich von fern ein Dorf und Schloß vor mir liegen, welches ich glaubte, Malchow zu sein.

Ich von der Kutsche querfeldein in'n Schnee. Zu meinem Glück stehet der Geheimbte Rath im Fenster; erkennt mich, daher gewatet kommen; befiehlet gleich seinem Diener, herunter zu gehen: was ich wolle?

Ich demütigte mich und bat, den Herrn Geheimbten Rath zu sprechen. Ich mußte hinauf zu ihm kommen. Da hätte man sehen sollen, wie demütig und bittseelig ich meine Sache vorstellete; wie sauer es mir geworden; was' mich gekostet; und wie mich die Barbier vertrieben und mir keine Barbierstube zukommen lassen wollen ec.

vom Herrn Professor Gasserten; aber half so viel, als nichts; oder war mir vielmehr konträr und gab mir schlechten Trost.

Ich hin zum Geheimbten Rath von Fuchs. Aber der würzte mich schlecht ab, daß ich gern wieder fortlief. Ich ließ ein Supplikat machen. Aber die Vorstellung war auch umbsonst. Daß also alle Hoffnung verloren war! Ich flehete und seufzete zu GOtt, meine Hülfe, Trost und Rat, und der Herr erhörete mich von seinem heiligen Thron.

Denn, da ich des Morgens ausging, in die Krieges-Kanzlei, umb zu sehen, wie’s stünde, ward ich berichtet: es wäre bereits ein hartes Dekret wieder mich abgefasset. – Ich gleich hin zu meinem Herrn Advokat, Herrn Katschen. Der sagte: wann er mir sollte einen Rat geben, wäre es dieser, daß ich hinausging auf des Herrn Geheimbten Rath von Fuchsen Gut nach Malchow. Da ließ er sich gut sprechen und wäre itzo draußen.

Ich machte mich auf den Weg, obwohl ich ihn nicht wußte und man vor Schnee und Wind kein Auge aufthun können. GOtt ist es bekannt, was auf diesem Weg vor Seufzen, ja Thränen geschahen. Es kame hinter mir eine Kutsche, auf welche ich mich vor Müdigkeit setzte und einschlief. Als ich von einem harten Stoß erwachte, sahe ich von fern ein Dorf und Schloß vor mir liegen, welches ich glaubte, Malchow zu sein.

Ich von der Kutsche querfeldein in’n Schnee. Zu meinem Glück stehet der Geheimbte Rath im Fenster; erkennt mich, daher gewatet kommen; befiehlet gleich seinem Diener, herunter zu gehen: was ich wolle?

Ich demütigte mich und bat, den Herrn Geheimbten Rath zu sprechen. Ich mußte hinauf zu ihm kommen. Da hätte man sehen sollen, wie demütig und bittseelig ich meine Sache vorstellete; wie sauer es mir geworden; was’ mich gekostet; und wie mich die Barbier vertrieben und mir keine Barbierstube zukommen lassen wollen ec.

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          <p>Ich machte mich auf den Weg, obwohl ich ihn nicht wußte und man vor Schnee und Wind kein Auge aufthun können. GOtt ist es bekannt, was auf diesem Weg vor Seufzen, ja Thränen geschahen. Es kame hinter mir eine Kutsche, auf welche ich mich vor Müdigkeit setzte und einschlief. Als ich von einem harten Stoß erwachte, sahe ich von fern ein Dorf und Schloß vor mir liegen, welches ich glaubte, Malchow zu sein.</p>
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          <p>Ich demütigte mich und bat, den Herrn Geheimbten Rath zu sprechen. Ich mußte hinauf zu ihm kommen. Da hätte man sehen sollen, wie demütig und bittseelig ich meine Sache vorstellete; wie sauer es mir geworden; was&#x2019; mich gekostet; und wie mich die Barbier vertrieben und mir keine Barbierstube zukommen lassen wollen ec.</p>
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[0226] vom Herrn Professor Gasserten; aber half so viel, als nichts; oder war mir vielmehr konträr und gab mir schlechten Trost. Ich hin zum Geheimbten Rath von Fuchs. Aber der würzte mich schlecht ab, daß ich gern wieder fortlief. Ich ließ ein Supplikat machen. Aber die Vorstellung war auch umbsonst. Daß also alle Hoffnung verloren war! Ich flehete und seufzete zu GOtt, meine Hülfe, Trost und Rat, und der Herr erhörete mich von seinem heiligen Thron. Denn, da ich des Morgens ausging, in die Krieges-Kanzlei, umb zu sehen, wie’s stünde, ward ich berichtet: es wäre bereits ein hartes Dekret wieder mich abgefasset. – Ich gleich hin zu meinem Herrn Advokat, Herrn Katschen. Der sagte: wann er mir sollte einen Rat geben, wäre es dieser, daß ich hinausging auf des Herrn Geheimbten Rath von Fuchsen Gut nach Malchow. Da ließ er sich gut sprechen und wäre itzo draußen. Ich machte mich auf den Weg, obwohl ich ihn nicht wußte und man vor Schnee und Wind kein Auge aufthun können. GOtt ist es bekannt, was auf diesem Weg vor Seufzen, ja Thränen geschahen. Es kame hinter mir eine Kutsche, auf welche ich mich vor Müdigkeit setzte und einschlief. Als ich von einem harten Stoß erwachte, sahe ich von fern ein Dorf und Schloß vor mir liegen, welches ich glaubte, Malchow zu sein. Ich von der Kutsche querfeldein in’n Schnee. Zu meinem Glück stehet der Geheimbte Rath im Fenster; erkennt mich, daher gewatet kommen; befiehlet gleich seinem Diener, herunter zu gehen: was ich wolle? Ich demütigte mich und bat, den Herrn Geheimbten Rath zu sprechen. Ich mußte hinauf zu ihm kommen. Da hätte man sehen sollen, wie demütig und bittseelig ich meine Sache vorstellete; wie sauer es mir geworden; was’ mich gekostet; und wie mich die Barbier vertrieben und mir keine Barbierstube zukommen lassen wollen ec.

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/226>, abgerufen am 24.04.2024.