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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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Tag eine unglückliche Konjunktion hatte: denn der Mond stand im Zeichen des Skorpions, und Saturnus mit dem Mercurio im Gesechsterscheine. Als ich nach dem Kalender sähe, erschrak ich; jedoch muß man GOtt mehr vertrauen, dacht ich), da war kein Groschen Geld; und mußte ich wohl vier bis sechs Wochen zuvor Mehl und Brot ins Haus schaffen; auch die Kundschaft selbst barbieren, sonst wären sie vollends alle weggegangen; summa: es kam alles auf mich und mein Geld an. Und mußte die ganze Hochzeit auf meine Kosten ausrichten; außer: mein Vater schenkete mir dazu sechs Hasen, so ich in'n Keller in Verwahrung bringen wollte. Aber meine Liebste hielt es vor besser, sie ins Haus, in die Luft, zu hängen, und daß es ein'n Staat vor den Leuten machte, daß wir Hasen hatten. Noch selbigen Tag kombt ein Bettelmann und stoßet sie alle sechs herunter und nimbt sie fein sauber mit weg. Da hatten wir keine Hasen und mußten sie aufs teuerste in der Stadt zusammensuchen. Das war eins. Denn ich wollte mich mit der Hochzeit sehen lassen und hatte Barones, einen Grafen, zwei Professores, einige aus dem Rath und Priester, auch viel vornehme Leute gebeten; da ich von manchem sechs bis acht Thaler zum Geschenke, von ihrer Freundschaft aber, von einigen, sechzehen Groschen bekam! Doch war ich zufrieden und wartete vor den Tischen selbst mit auf. Meine Braut aber saß in größter Gala über Tisch.

Nach der Hochzeit ging das böse Wetter schon an. Da hatte ich's hie und da ihren Freunden nicht recht gemacht und gnug Ehre angethan! - Da ließ mir ihr Vater, bei dem sie mich verkleinert hatten, sagen: das Haus wäre sein, und er wollte mich draus haben und nicht ruhen, bis er mich zum Thor ausgetrieben! - Die Schwester, die Frau Hans-Jochim, ließ sagen: sie wollte ihre schuldigen hundertundfunfzig Thaler haben; ingleichen die

Tag eine unglückliche Konjunktion hatte: denn der Mond stand im Zeichen des Skorpions, und Saturnus mit dem Mercurio im Gesechsterscheine. Als ich nach dem Kalender sähe, erschrak ich; jedoch muß man GOtt mehr vertrauen, dacht ich), da war kein Groschen Geld; und mußte ich wohl vier bis sechs Wochen zuvor Mehl und Brot ins Haus schaffen; auch die Kundschaft selbst barbieren, sonst wären sie vollends alle weggegangen; summa: es kam alles auf mich und mein Geld an. Und mußte die ganze Hochzeit auf meine Kosten ausrichten; außer: mein Vater schenkete mir dazu sechs Hasen, so ich in’n Keller in Verwahrung bringen wollte. Aber meine Liebste hielt es vor besser, sie ins Haus, in die Luft, zu hängen, und daß es ein’n Staat vor den Leuten machte, daß wir Hasen hatten. Noch selbigen Tag kombt ein Bettelmann und stoßet sie alle sechs herunter und nimbt sie fein sauber mit weg. Da hatten wir keine Hasen und mußten sie aufs teuerste in der Stadt zusammensuchen. Das war eins. Denn ich wollte mich mit der Hochzeit sehen lassen und hatte Barones, einen Grafen, zwei Professores, einige aus dem Rath und Priester, auch viel vornehme Leute gebeten; da ich von manchem sechs bis acht Thaler zum Geschenke, von ihrer Freundschaft aber, von einigen, sechzehen Groschen bekam! Doch war ich zufrieden und wartete vor den Tischen selbst mit auf. Meine Braut aber saß in größter Gala über Tisch.

Nach der Hochzeit ging das böse Wetter schon an. Da hatte ich’s hie und da ihren Freunden nicht recht gemacht und gnug Ehre angethan! – Da ließ mir ihr Vater, bei dem sie mich verkleinert hatten, sagen: das Haus wäre sein, und er wollte mich draus haben und nicht ruhen, bis er mich zum Thor ausgetrieben! – Die Schwester, die Frau Hans-Jochim, ließ sagen: sie wollte ihre schuldigen hundertundfunfzig Thaler haben; ingleichen die

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[0232] Tag eine unglückliche Konjunktion hatte: denn der Mond stand im Zeichen des Skorpions, und Saturnus mit dem Mercurio im Gesechsterscheine. Als ich nach dem Kalender sähe, erschrak ich; jedoch muß man GOtt mehr vertrauen, dacht ich), da war kein Groschen Geld; und mußte ich wohl vier bis sechs Wochen zuvor Mehl und Brot ins Haus schaffen; auch die Kundschaft selbst barbieren, sonst wären sie vollends alle weggegangen; summa: es kam alles auf mich und mein Geld an. Und mußte die ganze Hochzeit auf meine Kosten ausrichten; außer: mein Vater schenkete mir dazu sechs Hasen, so ich in’n Keller in Verwahrung bringen wollte. Aber meine Liebste hielt es vor besser, sie ins Haus, in die Luft, zu hängen, und daß es ein’n Staat vor den Leuten machte, daß wir Hasen hatten. Noch selbigen Tag kombt ein Bettelmann und stoßet sie alle sechs herunter und nimbt sie fein sauber mit weg. Da hatten wir keine Hasen und mußten sie aufs teuerste in der Stadt zusammensuchen. Das war eins. Denn ich wollte mich mit der Hochzeit sehen lassen und hatte Barones, einen Grafen, zwei Professores, einige aus dem Rath und Priester, auch viel vornehme Leute gebeten; da ich von manchem sechs bis acht Thaler zum Geschenke, von ihrer Freundschaft aber, von einigen, sechzehen Groschen bekam! Doch war ich zufrieden und wartete vor den Tischen selbst mit auf. Meine Braut aber saß in größter Gala über Tisch. Nach der Hochzeit ging das böse Wetter schon an. Da hatte ich’s hie und da ihren Freunden nicht recht gemacht und gnug Ehre angethan! – Da ließ mir ihr Vater, bei dem sie mich verkleinert hatten, sagen: das Haus wäre sein, und er wollte mich draus haben und nicht ruhen, bis er mich zum Thor ausgetrieben! – Die Schwester, die Frau Hans-Jochim, ließ sagen: sie wollte ihre schuldigen hundertundfunfzig Thaler haben; ingleichen die

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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/232>, abgerufen am 24.04.2024.