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Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915.

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es wurden vom höchstseeligen Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Türkenkriege zwölftausend Mann anno 1686 an Infanterie, Kavallerie und Artillerie gesandt, ohne Volontärs und Troß.

Ich mußte mich dabei zum Felde rüsten mit einem Pferd und Medikamenten, als wozu mir gegeben worden [ fehlt nähere Angabe].

Deswegen reisete ich nach Berlin mit dem Pferd gegen Abend und kehrete des Nachts bei meiner Muhme Schwester ein, welche auf der Dorothee-Stadt in einem Brauhaus, wie sie da haben, alleine mit einer Magd wohnete. Sie ließ mir was zu essen machen und machte mir ein Bett in der Stube, zwischen dem Ofen und die Stubenthür. Sie schlief auch mit der Magd in der großen Stube.

Als ich mich gegen elf Uhr zu Bette geleget, und sie auch eingeschlafen waren, hörete ich ein grausam Tornieren im Haus, welches meine Furcht vermehrete, weil im Stall, da ich das Pferd abgesattelt und gefüttert, es bei dem Heu langen gegrauset, alle Haar ihm zu Berge gestanden, und das Pferd übelgethan, gebrauset und weder fressen noch saufen wollen. Das Gepolter im Haus währete ziemlich lange, bis endlich etwas zur Treppen herunterkam, über das Haus, im Hof zu plumpen anfing. Ich wußte, daß sonst kein Mensch im Hause war. Deswegen die Furcht und Angst sich mehrete. Aus dem Hof kam es rein in die Küche. Und war, als wie es einheizte; maßen ich das Geraschel im Ofen hörete. Ich schwitzte vor Angst und wußte nicht, was ich machen sollte. Die Licht waren inzwischen ausgegangen. - Ich rufte und schrie, sie zu wecken. Aber nichts. Endlich kam es aus der Küche, ging die Stubenthüre vorbei und nach der Hausthür, welche aufging und wieder stark zugeschlagen wurde. Ich hörete, daß es an der Stubenthür grappelte, als könnte es den Drücker nicht finden. Sogleich machte

es wurden vom höchstseeligen Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Türkenkriege zwölftausend Mann anno 1686 an Infanterie, Kavallerie und Artillerie gesandt, ohne Volontärs und Troß.

Ich mußte mich dabei zum Felde rüsten mit einem Pferd und Medikamenten, als wozu mir gegeben worden [ fehlt nähere Angabe].

Deswegen reisete ich nach Berlin mit dem Pferd gegen Abend und kehrete des Nachts bei meiner Muhme Schwester ein, welche auf der Dorothee-Stadt in einem Brauhaus, wie sie da haben, alleine mit einer Magd wohnete. Sie ließ mir was zu essen machen und machte mir ein Bett in der Stube, zwischen dem Ofen und die Stubenthür. Sie schlief auch mit der Magd in der großen Stube.

Als ich mich gegen elf Uhr zu Bette geleget, und sie auch eingeschlafen waren, hörete ich ein grausam Tornieren im Haus, welches meine Furcht vermehrete, weil im Stall, da ich das Pferd abgesattelt und gefüttert, es bei dem Heu langen gegrauset, alle Haar ihm zu Berge gestanden, und das Pferd übelgethan, gebrauset und weder fressen noch saufen wollen. Das Gepolter im Haus währete ziemlich lange, bis endlich etwas zur Treppen herunterkam, über das Haus, im Hof zu plumpen anfing. Ich wußte, daß sonst kein Mensch im Hause war. Deswegen die Furcht und Angst sich mehrete. Aus dem Hof kam es rein in die Küche. Und war, als wie es einheizte; maßen ich das Geraschel im Ofen hörete. Ich schwitzte vor Angst und wußte nicht, was ich machen sollte. Die Licht waren inzwischen ausgegangen. – Ich rufte und schrie, sie zu wecken. Aber nichts. Endlich kam es aus der Küche, ging die Stubenthüre vorbei und nach der Hausthür, welche aufging und wieder stark zugeschlagen wurde. Ich hörete, daß es an der Stubenthür grappelte, als könnte es den Drücker nicht finden. Sogleich machte

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          <p>Als ich mich gegen elf Uhr zu Bette geleget, und sie auch eingeschlafen waren, hörete ich ein grausam Tornieren im Haus, welches meine Furcht vermehrete, weil im Stall, da ich das Pferd abgesattelt und gefüttert, es bei dem Heu langen gegrauset, alle Haar ihm zu Berge gestanden, und das Pferd übelgethan, gebrauset und weder fressen noch saufen wollen. Das Gepolter im Haus währete ziemlich lange, bis endlich etwas zur Treppen herunterkam, über das Haus, im Hof zu plumpen anfing. Ich wußte, daß sonst kein Mensch im Hause war. Deswegen die Furcht und Angst sich mehrete. Aus dem Hof kam es rein in die Küche. Und war, als wie es einheizte; maßen ich das Geraschel im Ofen hörete. Ich schwitzte vor Angst und wußte nicht, was ich machen sollte. Die Licht waren inzwischen ausgegangen. &#x2013; Ich rufte und schrie, sie zu wecken. Aber nichts. Endlich kam es aus der Küche, ging die Stubenthüre vorbei und nach der Hausthür, welche aufging und wieder stark zugeschlagen wurde. Ich hörete, daß es an der Stubenthür grappelte, als könnte es den Drücker nicht finden. Sogleich machte
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Zitationshilfe: Consentius, Ernst: Meister Johann Dietz erzählt sein Leben. Nach der alten Handschrift in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Ebenhausen, 1915, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dietz_leben_1915/44>, abgerufen am 28.03.2024.