Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482.

Bild:
<< vorherige Seite

pdi_482.001
wie die Gesellschaft selber, die der Roman der pdi_482.002
Zukunft erfassen möchte!

pdi_482.003

Es giebt einen Kern, in welchem die Bedeutung des pdi_482.004
Lebens, wie sie der Dichter darstellen möchte, für alle Zeiten pdi_482.005
dieselbe ist. Daher haben die grossen Dichter etwas Ewiges. pdi_482.006
Aber der Mensch ist zugleich ein geschichtliches Wesen. Wenn pdi_482.007
die Ordnung der Gesellschaft und die Bedeutung des Lebens pdi_482.008
eine andere geworden ist, bewegen uns die Dichter des dann pdi_482.009
vergangenen Zeitalters nicht mehr, wie sie einstmals ihre pdi_482.010
Zeitgenossen bewegt haben. So ist es heute. Wir harren des pdi_482.011
Dichters, der uns sage, wie wir leiden, geniessen und mit dem pdi_482.012
Leben ringen!

pdi_482.013

[Abbildung]

pdi_482.014

Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel &Co. in Altenburg.

pdi_482.001
wie die Gesellschaft selber, die der Roman der pdi_482.002
Zukunft erfassen möchte!

pdi_482.003

  Es giebt einen Kern, in welchem die Bedeutung des pdi_482.004
Lebens, wie sie der Dichter darstellen möchte, für alle Zeiten pdi_482.005
dieselbe ist. Daher haben die grossen Dichter etwas Ewiges. pdi_482.006
Aber der Mensch ist zugleich ein geschichtliches Wesen. Wenn pdi_482.007
die Ordnung der Gesellschaft und die Bedeutung des Lebens pdi_482.008
eine andere geworden ist, bewegen uns die Dichter des dann pdi_482.009
vergangenen Zeitalters nicht mehr, wie sie einstmals ihre pdi_482.010
Zeitgenossen bewegt haben. So ist es heute. Wir harren des pdi_482.011
Dichters, der uns sage, wie wir leiden, geniessen und mit dem pdi_482.012
Leben ringen!

pdi_482.013

[Abbildung]

pdi_482.014

Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel &Co. in Altenburg.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0184" n="482"/><lb n="pdi_482.001"/>
wie die Gesellschaft selber, die der Roman der <lb n="pdi_482.002"/>
Zukunft erfassen möchte!</p>
          <lb n="pdi_482.003"/>
          <p>  Es giebt einen Kern, in welchem die Bedeutung des <lb n="pdi_482.004"/>
Lebens, wie sie der Dichter darstellen möchte, für alle Zeiten <lb n="pdi_482.005"/>
dieselbe ist. Daher haben die grossen Dichter etwas Ewiges. <lb n="pdi_482.006"/>
Aber der Mensch ist zugleich ein geschichtliches Wesen. Wenn <lb n="pdi_482.007"/>
die Ordnung der Gesellschaft und die Bedeutung des Lebens <lb n="pdi_482.008"/>
eine andere geworden ist, bewegen uns die Dichter des dann <lb n="pdi_482.009"/>
vergangenen Zeitalters nicht mehr, wie sie einstmals ihre <lb n="pdi_482.010"/>
Zeitgenossen bewegt haben. So ist es heute. Wir harren des <lb n="pdi_482.011"/>
Dichters, der uns sage, wie wir leiden, geniessen und mit dem <lb n="pdi_482.012"/>
Leben ringen!</p>
        </div>
      </div>
    </body>
    <back>
      <lb n="pdi_482.013"/>
      <p> <hi rendition="#c">
          <figure/>
        </hi> </p>
      <lb n="pdi_482.014"/>
      <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#smaller">Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel &amp;Co. in Altenburg.</hi> </hi> </p>
    </back>
  </text>
</TEI>
[482/0184] pdi_482.001 wie die Gesellschaft selber, die der Roman der pdi_482.002 Zukunft erfassen möchte! pdi_482.003   Es giebt einen Kern, in welchem die Bedeutung des pdi_482.004 Lebens, wie sie der Dichter darstellen möchte, für alle Zeiten pdi_482.005 dieselbe ist. Daher haben die grossen Dichter etwas Ewiges. pdi_482.006 Aber der Mensch ist zugleich ein geschichtliches Wesen. Wenn pdi_482.007 die Ordnung der Gesellschaft und die Bedeutung des Lebens pdi_482.008 eine andere geworden ist, bewegen uns die Dichter des dann pdi_482.009 vergangenen Zeitalters nicht mehr, wie sie einstmals ihre pdi_482.010 Zeitgenossen bewegt haben. So ist es heute. Wir harren des pdi_482.011 Dichters, der uns sage, wie wir leiden, geniessen und mit dem pdi_482.012 Leben ringen! pdi_482.013 [Abbildung] pdi_482.014 Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel &Co. in Altenburg.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/184
Zitationshilfe: Dilthey, Wilhelm: Die Einbildungskraft des Dichters: Bausteine für eine Poetik. In: Philosophische Aufsätze. Eduard Zeller zu seinem fünfzigjährigen Doctor-Jubiläum gewidmet. (= Philosphische Aufsätze, 10.) Leipzig, 1887, S. 303–482, hier S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dilthey_poetik_1887/184>, abgerufen am 23.04.2024.