Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

daß eine Frau sich an dem wüsten Treiben, an
den Widerwärtigkeiten und Feindseligkeiten
einer politischen Agitation betheiligen könne
.

Dritter Gentleman giebt die stramme und bündige
Erklärung von sich: "Die aktive Theilnahme am
Wahlakt beflecke und verunreinige das ganze
Geschlecht
.

Wir wollen ganz absehen von der mehr als sonder-
baren Jdentificirung politischer Thätigkeit mit Schmutz
und Koth.

Andere Vorstellungen drängten sich uns auf.

Wir sehen im Geiste Schaaren von Frauen, weinen-
den Auges, mit unaussprechlicher Bitterkeit im Herzen,
sich gegen das Parlaments-Mitglied erheben, Frauen,
die in harter Arbeit um das tägliche Brot, im Kampf
mit jeglicher Niedrigkeit ihr kümmerliches Dasein zu
fristen gezwungen sind.

Und es kamen andere Schaaren von Frauen, voll
Jngrimm aus den Ehrenwerthen starrend, Frauen, deren
guter Ruf mit Schmutz beworfen, in den Koth geschleift
ward von den giftigen Zungen ihrer (wahrscheinlich so
erhabenen und so reinen) Mitschwestern.

Und es kamen die unabsehbaren Reihen jener Un-
glücklichen, die, meist schuldlos in die tiefsten Abgründe
des Lebens gerissen wurden.

daß eine Frau sich an dem wüsten Treiben, an
den Widerwärtigkeiten und Feindseligkeiten
einer politischen Agitation betheiligen könne
.

Dritter Gentleman giebt die stramme und bündige
Erklärung von sich: „Die aktive Theilnahme am
Wahlakt beflecke und verunreinige das ganze
Geschlecht
.

Wir wollen ganz absehen von der mehr als sonder-
baren Jdentificirung politischer Thätigkeit mit Schmutz
und Koth.

Andere Vorstellungen drängten sich uns auf.

Wir sehen im Geiste Schaaren von Frauen, weinen-
den Auges, mit unaussprechlicher Bitterkeit im Herzen,
sich gegen das Parlaments-Mitglied erheben, Frauen,
die in harter Arbeit um das tägliche Brot, im Kampf
mit jeglicher Niedrigkeit ihr kümmerliches Dasein zu
fristen gezwungen sind.

Und es kamen andere Schaaren von Frauen, voll
Jngrimm aus den Ehrenwerthen starrend, Frauen, deren
guter Ruf mit Schmutz beworfen, in den Koth geschleift
ward von den giftigen Zungen ihrer (wahrscheinlich so
erhabenen und so reinen) Mitschwestern.

Und es kamen die unabsehbaren Reihen jener Un-
glücklichen, die, meist schuldlos in die tiefsten Abgründe
des Lebens gerissen wurden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0191" n="183"/>
daß <hi rendition="#g">eine Frau sich an dem wüsten Treiben, an<lb/>
den Widerwärtigkeiten und Feindseligkeiten<lb/>
einer politischen Agitation betheiligen könne</hi>.</p><lb/>
          <p>Dritter Gentleman giebt die stramme und bündige<lb/>
Erklärung von sich: &#x201E;<hi rendition="#g">Die aktive Theilnahme am<lb/>
Wahlakt beflecke und verunreinige das ganze<lb/>
Geschlecht</hi>.</p><lb/>
          <p>Wir wollen ganz absehen von der mehr als sonder-<lb/>
baren Jdentificirung politischer Thätigkeit mit Schmutz<lb/>
und Koth.</p><lb/>
          <p>Andere Vorstellungen drängten sich uns auf.</p><lb/>
          <p>Wir sehen im Geiste Schaaren von Frauen, weinen-<lb/>
den Auges, mit unaussprechlicher Bitterkeit im Herzen,<lb/>
sich gegen das Parlaments-Mitglied erheben, Frauen,<lb/>
die in harter Arbeit um das tägliche Brot, im Kampf<lb/>
mit jeglicher Niedrigkeit ihr kümmerliches Dasein zu<lb/>
fristen gezwungen sind.</p><lb/>
          <p>Und es kamen andere Schaaren von Frauen, voll<lb/>
Jngrimm aus den Ehrenwerthen starrend, Frauen, deren<lb/>
guter Ruf mit Schmutz beworfen, in den Koth geschleift<lb/>
ward von den giftigen Zungen ihrer (wahrscheinlich so<lb/>
erhabenen und so reinen) Mitschwestern.</p><lb/>
          <p>Und es kamen die unabsehbaren Reihen jener Un-<lb/>
glücklichen, die, meist schuldlos in die tiefsten Abgründe<lb/>
des Lebens gerissen wurden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0191] daß eine Frau sich an dem wüsten Treiben, an den Widerwärtigkeiten und Feindseligkeiten einer politischen Agitation betheiligen könne. Dritter Gentleman giebt die stramme und bündige Erklärung von sich: „Die aktive Theilnahme am Wahlakt beflecke und verunreinige das ganze Geschlecht. Wir wollen ganz absehen von der mehr als sonder- baren Jdentificirung politischer Thätigkeit mit Schmutz und Koth. Andere Vorstellungen drängten sich uns auf. Wir sehen im Geiste Schaaren von Frauen, weinen- den Auges, mit unaussprechlicher Bitterkeit im Herzen, sich gegen das Parlaments-Mitglied erheben, Frauen, die in harter Arbeit um das tägliche Brot, im Kampf mit jeglicher Niedrigkeit ihr kümmerliches Dasein zu fristen gezwungen sind. Und es kamen andere Schaaren von Frauen, voll Jngrimm aus den Ehrenwerthen starrend, Frauen, deren guter Ruf mit Schmutz beworfen, in den Koth geschleift ward von den giftigen Zungen ihrer (wahrscheinlich so erhabenen und so reinen) Mitschwestern. Und es kamen die unabsehbaren Reihen jener Un- glücklichen, die, meist schuldlos in die tiefsten Abgründe des Lebens gerissen wurden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/191
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/191>, abgerufen am 04.05.2024.