Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

muth über Fräulein Schmidt, die in Zürich Medicin
studirt? Gilt der schwermüthige Ausdruck Eures Ge-
sichts, wenn Frau Hirschfeld Euch einen Zahn auszieht,
wirklich nur dem Kummer über das frevelhafte Beginnen
dieses weiblichen Henkers?

Sagt, würdet Jhr das Opfer einer einzigen wohl-
schlafenden Nacht bringen, um diesen Verirrten die Eman-
cipation vom Leibe zu schaffen?

Jhr schweigt und wendet Euch ab. Jhr habt keine
Ursache, Euch zu schämen. Man hat Euch von jeher
gelehrt: Jhr sollt keine anderen Jnteressen haben, als
Euren Mann und Eure Kinder!

Was geht Euch ein ganzes Geschlecht, was geht Euch
die Menschheit an!

Wer wäre so unsinnig zu verlangen, daß Jhr ent-
brennen sollt in sittlichem Zorn oder in heiliger Liebe
um eines Princips willen. Euch erregt der große Name
der Jdee nur Gähnen oder Lachen.

Wie? dieselben Frauen, die so unerbittlich, so kalt-
blütig jede einzelne ihres Geschlechts, die sich die kleinste
Blöße giebt, abthun, sie sollten von Liebe für Alle er-
füllt sein! Gesteht es offen: diese Frauenbewegung af-
ficirt nicht Euer Herz, sondern nur Eure Galle. Jhr
wißt es, Jhr guten Hausfrauen, oder vielleicht wißt Jhr

Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 2

muth über Fräulein Schmidt, die in Zürich Medicin
studirt? Gilt der schwermüthige Ausdruck Eures Ge-
sichts, wenn Frau Hirschfeld Euch einen Zahn auszieht,
wirklich nur dem Kummer über das frevelhafte Beginnen
dieses weiblichen Henkers?

Sagt, würdet Jhr das Opfer einer einzigen wohl-
schlafenden Nacht bringen, um diesen Verirrten die Eman-
cipation vom Leibe zu schaffen?

Jhr schweigt und wendet Euch ab. Jhr habt keine
Ursache, Euch zu schämen. Man hat Euch von jeher
gelehrt: Jhr sollt keine anderen Jnteressen haben, als
Euren Mann und Eure Kinder!

Was geht Euch ein ganzes Geschlecht, was geht Euch
die Menschheit an!

Wer wäre so unsinnig zu verlangen, daß Jhr ent-
brennen sollt in sittlichem Zorn oder in heiliger Liebe
um eines Princips willen. Euch erregt der große Name
der Jdee nur Gähnen oder Lachen.

Wie? dieselben Frauen, die so unerbittlich, so kalt-
blütig jede einzelne ihres Geschlechts, die sich die kleinste
Blöße giebt, abthun, sie sollten von Liebe für Alle er-
füllt sein! Gesteht es offen: diese Frauenbewegung af-
ficirt nicht Euer Herz, sondern nur Eure Galle. Jhr
wißt es, Jhr guten Hausfrauen, oder vielleicht wißt Jhr

Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="17"/>
muth über Fräulein Schmidt, die in Zürich Medicin<lb/>
studirt? Gilt der schwermüthige Ausdruck Eures Ge-<lb/>
sichts, wenn Frau Hirschfeld Euch einen Zahn auszieht,<lb/>
wirklich nur dem Kummer über das frevelhafte Beginnen<lb/>
dieses weiblichen Henkers?</p><lb/>
        <p>Sagt, würdet Jhr das Opfer einer einzigen wohl-<lb/>
schlafenden Nacht bringen, um diesen Verirrten die Eman-<lb/>
cipation vom Leibe zu schaffen?</p><lb/>
        <p>Jhr schweigt und wendet Euch ab. Jhr habt keine<lb/>
Ursache, Euch zu schämen. Man hat Euch von jeher<lb/>
gelehrt: Jhr sollt keine anderen Jnteressen haben, als<lb/>
Euren Mann und Eure Kinder!</p><lb/>
        <p>Was geht Euch ein ganzes Geschlecht, was geht Euch<lb/>
die Menschheit an!</p><lb/>
        <p>Wer wäre so unsinnig zu verlangen, daß Jhr ent-<lb/>
brennen sollt in sittlichem Zorn oder in heiliger Liebe<lb/>
um eines Princips willen. Euch erregt der große Name<lb/>
der Jdee nur Gähnen oder Lachen.</p><lb/>
        <p>Wie? dieselben Frauen, die so unerbittlich, so kalt-<lb/>
blütig jede einzelne ihres Geschlechts, die sich die kleinste<lb/>
Blöße giebt, abthun, sie sollten von Liebe für Alle er-<lb/>
füllt sein! Gesteht es offen: diese Frauenbewegung af-<lb/>
ficirt nicht Euer Herz, sondern nur Eure Galle. Jhr<lb/>
wißt es, Jhr guten Hausfrauen, oder vielleicht wißt Jhr<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Dohm</hi>, Der Jesuitismus im Hausstande. 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0025] muth über Fräulein Schmidt, die in Zürich Medicin studirt? Gilt der schwermüthige Ausdruck Eures Ge- sichts, wenn Frau Hirschfeld Euch einen Zahn auszieht, wirklich nur dem Kummer über das frevelhafte Beginnen dieses weiblichen Henkers? Sagt, würdet Jhr das Opfer einer einzigen wohl- schlafenden Nacht bringen, um diesen Verirrten die Eman- cipation vom Leibe zu schaffen? Jhr schweigt und wendet Euch ab. Jhr habt keine Ursache, Euch zu schämen. Man hat Euch von jeher gelehrt: Jhr sollt keine anderen Jnteressen haben, als Euren Mann und Eure Kinder! Was geht Euch ein ganzes Geschlecht, was geht Euch die Menschheit an! Wer wäre so unsinnig zu verlangen, daß Jhr ent- brennen sollt in sittlichem Zorn oder in heiliger Liebe um eines Princips willen. Euch erregt der große Name der Jdee nur Gähnen oder Lachen. Wie? dieselben Frauen, die so unerbittlich, so kalt- blütig jede einzelne ihres Geschlechts, die sich die kleinste Blöße giebt, abthun, sie sollten von Liebe für Alle er- füllt sein! Gesteht es offen: diese Frauenbewegung af- ficirt nicht Euer Herz, sondern nur Eure Galle. Jhr wißt es, Jhr guten Hausfrauen, oder vielleicht wißt Jhr Dohm, Der Jesuitismus im Hausstande. 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/25
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/25>, abgerufen am 24.04.2024.