Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

nemlichen juristischen Acten, ob nicht nach dieser
Rechnungsart 25 mal so viel deutsche Diebe und
Diebeshehler unter den Trödlern sind, als jüdische.
Nicht zu gedenken, daß der Jude diese Lebensart
aus Noth ergreift; die andern aber Feldmarschälle
und Minister werden können, und aus freyer Wahl
Kleinhändler, Trödler, Mausfallträger, Schatten-
spiel- und Raritätenkrämer etc. geworden sind.

Diebshehler finden sich allerdings unter den jüdi-
schen Trödlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe
sehr wenige, und diese sind größtentheils Leute ohne
Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen
können. Sobald sie zu einigem Vermögen gekom-
men sind, kauffen sie sich von den Landesfürsten ein
Schutzprivilegium, und verlassen ihr bisheriges Ge-
werbe. Dieses ist notorisch, und mir selbst sind in
meinen jüngern Jahren manche bekannt gewesen, die
in meiner väterlichen Heimat ein ganz unbescholtenes
Leben geführt haben, nachdem sie einige Jahre mit-
gelauffen, und so viel zusammengescharrt hatten,
als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird.
Ein Unwesen, das man blos der feinen Politick zu
verdanken hat, den armen Juden allen Schutz und
Aufenthalt zu verweigern, und sie mit offenen Ar-
men aufzunehmen, wenn sie sich reich gestohlen ha-

ben
E 5

nemlichen juriſtiſchen Acten, ob nicht nach dieſer
Rechnungsart 25 mal ſo viel deutſche Diebe und
Diebeshehler unter den Troͤdlern ſind, als juͤdiſche.
Nicht zu gedenken, daß der Jude dieſe Lebensart
aus Noth ergreift; die andern aber Feldmarſchaͤlle
und Miniſter werden koͤnnen, und aus freyer Wahl
Kleinhaͤndler, Troͤdler, Mausfalltraͤger, Schatten-
ſpiel- und Raritaͤtenkraͤmer ꝛc. geworden ſind.

Diebshehler finden ſich allerdings unter den juͤdi-
ſchen Troͤdlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe
ſehr wenige, und dieſe ſind groͤßtentheils Leute ohne
Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen
koͤnnen. Sobald ſie zu einigem Vermoͤgen gekom-
men ſind, kauffen ſie ſich von den Landesfuͤrſten ein
Schutzprivilegium, und verlaſſen ihr bisheriges Ge-
werbe. Dieſes iſt notoriſch, und mir ſelbſt ſind in
meinen juͤngern Jahren manche bekannt geweſen, die
in meiner vaͤterlichen Heimat ein ganz unbeſcholtenes
Leben gefuͤhrt haben, nachdem ſie einige Jahre mit-
gelauffen, und ſo viel zuſammengeſcharrt hatten,
als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird.
Ein Unweſen, das man blos der feinen Politick zu
verdanken hat, den armen Juden allen Schutz und
Aufenthalt zu verweigern, und ſie mit offenen Ar-
men aufzunehmen, wenn ſie ſich reich geſtohlen ha-

ben
E 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0081" n="73"/>
nemlichen juri&#x017F;ti&#x017F;chen Acten, ob nicht nach die&#x017F;er<lb/>
Rechnungsart 25 mal &#x017F;o viel <hi rendition="#fr">deut&#x017F;che</hi> Diebe und<lb/>
Diebeshehler unter den Tro&#x0364;dlern &#x017F;ind, als ju&#x0364;di&#x017F;che.<lb/>
Nicht zu gedenken, daß der Jude die&#x017F;e Lebensart<lb/>
aus Noth ergreift; die andern aber Feldmar&#x017F;cha&#x0364;lle<lb/>
und Mini&#x017F;ter werden ko&#x0364;nnen, und aus freyer Wahl<lb/>
Kleinha&#x0364;ndler, Tro&#x0364;dler, Mausfalltra&#x0364;ger, Schatten-<lb/>
&#x017F;piel- und Rarita&#x0364;tenkra&#x0364;mer &#xA75B;c. geworden &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Diebshehler finden &#x017F;ich allerdings unter den ju&#x0364;di-<lb/>
&#x017F;chen Tro&#x0364;dlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe<lb/>
&#x017F;ehr wenige, und die&#x017F;e &#x017F;ind gro&#x0364;ßtentheils Leute ohne<lb/>
Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Sobald &#x017F;ie zu einigem Vermo&#x0364;gen gekom-<lb/>
men &#x017F;ind, kauffen &#x017F;ie &#x017F;ich von den Landesfu&#x0364;r&#x017F;ten ein<lb/>
Schutzprivilegium, und verla&#x017F;&#x017F;en ihr bisheriges Ge-<lb/>
werbe. Die&#x017F;es i&#x017F;t notori&#x017F;ch, und mir &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind in<lb/>
meinen ju&#x0364;ngern Jahren manche bekannt gewe&#x017F;en, die<lb/>
in meiner va&#x0364;terlichen Heimat ein ganz unbe&#x017F;choltenes<lb/>
Leben gefu&#x0364;hrt haben, nachdem &#x017F;ie einige Jahre mit-<lb/>
gelauffen, und &#x017F;o viel zu&#x017F;ammenge&#x017F;charrt hatten,<lb/>
als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird.<lb/>
Ein Unwe&#x017F;en, das man blos der feinen Politick zu<lb/>
verdanken hat, den armen Juden allen Schutz und<lb/>
Aufenthalt zu verweigern, und &#x017F;ie mit offenen Ar-<lb/>
men aufzunehmen, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich <hi rendition="#fr">reich ge&#x017F;tohlen ha-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ben</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0081] nemlichen juriſtiſchen Acten, ob nicht nach dieſer Rechnungsart 25 mal ſo viel deutſche Diebe und Diebeshehler unter den Troͤdlern ſind, als juͤdiſche. Nicht zu gedenken, daß der Jude dieſe Lebensart aus Noth ergreift; die andern aber Feldmarſchaͤlle und Miniſter werden koͤnnen, und aus freyer Wahl Kleinhaͤndler, Troͤdler, Mausfalltraͤger, Schatten- ſpiel- und Raritaͤtenkraͤmer ꝛc. geworden ſind. Diebshehler finden ſich allerdings unter den juͤdi- ſchen Troͤdlern nicht wenige; aber eigentliche Diebe ſehr wenige, und dieſe ſind groͤßtentheils Leute ohne Schutz, die nirgend auf dem Erdboden unterkommen koͤnnen. Sobald ſie zu einigem Vermoͤgen gekom- men ſind, kauffen ſie ſich von den Landesfuͤrſten ein Schutzprivilegium, und verlaſſen ihr bisheriges Ge- werbe. Dieſes iſt notoriſch, und mir ſelbſt ſind in meinen juͤngern Jahren manche bekannt geweſen, die in meiner vaͤterlichen Heimat ein ganz unbeſcholtenes Leben gefuͤhrt haben, nachdem ſie einige Jahre mit- gelauffen, und ſo viel zuſammengeſcharrt hatten, als zu Erkauffung eines Schutzes erfordert wird. Ein Unweſen, das man blos der feinen Politick zu verdanken hat, den armen Juden allen Schutz und Aufenthalt zu verweigern, und ſie mit offenen Ar- men aufzunehmen, wenn ſie ſich reich geſtohlen ha- ben E 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/81
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/81>, abgerufen am 24.04.2024.