Und wieder aus der Kammer stehlen Sich Seufzer, halbbewußt Gestöhn; "O Christ, was mag dem Knaben fehlen, Eugene, wach auf, wach auf Eugene! Du lieber Gott, ist so geschwind, Eh' noch der Morgenstrahl entglommen, Das Unglück mir in's Haus gekommen Als krankes Kind.
2. Münzkraut.
Der Frühling naht, es streicht der Staar Am Söller um sein altes Nest; Schon sind die Thäler sonnenklar, Doch noch die Scholle hart und fest; Nur wo der Strahl vom Felsen prallt, Will mächtig sich der Grund erweichen Und schüchtern aus den Windeln schleichen Der Gräser dichter, lichter Wald.
Und wieder aus der Kammer ſtehlen Sich Seufzer, halbbewußt Geſtöhn; „O Chriſt, was mag dem Knaben fehlen, Eugene, wach auf, wach auf Eugene! Du lieber Gott, iſt ſo geſchwind, Eh’ noch der Morgenſtrahl entglommen, Das Unglück mir in’s Haus gekommen Als krankes Kind.
2. Münzkraut.
Der Frühling naht, es ſtreicht der Staar Am Söller um ſein altes Neſt; Schon ſind die Thäler ſonnenklar, Doch noch die Scholle hart und feſt; Nur wo der Strahl vom Felſen prallt, Will mächtig ſich der Grund erweichen Und ſchüchtern aus den Windeln ſchleichen Der Gräſer dichter, lichter Wald.
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[85/0101]
Und wieder aus der Kammer ſtehlen
Sich Seufzer, halbbewußt Geſtöhn;
„O Chriſt, was mag dem Knaben fehlen,
Eugene, wach auf, wach auf Eugene!
Du lieber Gott, iſt ſo geſchwind,
Eh’ noch der Morgenſtrahl entglommen,
Das Unglück mir in’s Haus gekommen
Als krankes Kind.
2.
Münzkraut.
Der Frühling naht, es ſtreicht der Staar
Am Söller um ſein altes Neſt;
Schon ſind die Thäler ſonnenklar,
Doch noch die Scholle hart und feſt;
Nur wo der Strahl vom Felſen prallt,
Will mächtig ſich der Grund erweichen
Und ſchüchtern aus den Windeln ſchleichen
Der Gräſer dichter, lichter Wald.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/101>, abgerufen am 30.01.2023.
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