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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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Hab' ich es nicht gedacht? es schneit!
Ho, wie fliegen die Flocken am Fenster!
Heilige Frau von Embrun, wer heut
Draußen wandelt, braucht keine Gespenster;
Irrlicht ist ihm die Nebelsäul',
Führt ihn schwankend dem Abgrunde zu,
Sturmes Flügel die Todteneul',
Und der Tobel sein Loup Garou.

4.
Maisegen.

Der Mai ist eingezogen,
Schon pflanzt' er sein Panier
Am dunklen Himmelsbogen
Mit blanker Sterne Zier.
Die wilden Wasser brausen
Und rütteln aus den Klausen
Rellmaus und Murmelthier.
Hab’ ich es nicht gedacht? es ſchneit!
Ho, wie fliegen die Flocken am Fenſter!
Heilige Frau von Embrun, wer heut
Draußen wandelt, braucht keine Geſpenſter;
Irrlicht iſt ihm die Nebelſäul’,
Führt ihn ſchwankend dem Abgrunde zu,
Sturmes Flügel die Todteneul’,
Und der Tobel ſein Loup Garou.

4.
Maiſegen.

Der Mai iſt eingezogen,
Schon pflanzt’ er ſein Panier
Am dunklen Himmelsbogen
Mit blanker Sterne Zier.
Die wilden Waſſer brauſen
Und rütteln aus den Klauſen
Rellmaus und Murmelthier.
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[92/0108] Hab’ ich es nicht gedacht? es ſchneit! Ho, wie fliegen die Flocken am Fenſter! Heilige Frau von Embrun, wer heut Draußen wandelt, braucht keine Geſpenſter; Irrlicht iſt ihm die Nebelſäul’, Führt ihn ſchwankend dem Abgrunde zu, Sturmes Flügel die Todteneul’, Und der Tobel ſein Loup Garou. 4. Maiſegen. Der Mai iſt eingezogen, Schon pflanzt’ er ſein Panier Am dunklen Himmelsbogen Mit blanker Sterne Zier. Die wilden Waſſer brauſen Und rütteln aus den Klauſen Rellmaus und Murmelthier.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/108>, abgerufen am 28.03.2024.