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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Ableitungen aus den Palmenarten.
einen eigenen endemischen Anteil an denselben, welcher
zeigt, dass periodisch sehr trockene Klimate und kurz
vorübergehende Winterkälten ertragen werden können;
Beispiel: Chamaerops, Rhapis, Trachycarpus, Rhapido-
phyllum
. Es soll hier nicht entschieden werden, ob
dieser Bestandteil als ein Vordringling aus den südlich
anstossenden tropischen Klimaten, oder als ein Relikt aus
der Tertiärflora zu betrachten sei; die paläontologischen
Befunde lassen aber auf das letztere schliessen.

2. Um so wichtiger erscheint es, dass den sonst so
viel mehr in Repräsentativgattungen mit den Tropenfloren
übereinstimmenden australen Floren endemische Anteile an
den Palmen höchstens bezüglich der Artcharaktere zukommen,
dass sie aber im übrigen den rein tropischen Elementen
innerhalb der klimatischen Grenzen südwärts vorzudringen
gestatten. Nur Jubaea spectabilis in der nordchilenischen
Flora erscheint wie eine endemische Entwickelung, die
mit Ceroxylon verwandte endemische Palme der Insel
Juan Fernandez erscheint dagegen als eine normale Wieder-
kehr tropisch-montaner Sippen unter höheren Breiten.
In Südafrika bilden ebenso wie in Australien und Neu-
seeland die temperierten Arten der direkt anstossenden
tropischen Sippen die Palmen-Südgrenze (Phoenix recli-
nata, Livistona australis, Kentia sapida
). Ebenso Cocos
australis
in Argentinien, im direkten Anschluss an die
Cocos-Bevölkerung Brasiliens. --

3. Aus diesen Gründen enthält das Areal der Palmen-
tribus nur gegen die borealen Subtropen hin Dislokationen,
erscheint sonst als an die auch sonst in ihrer Absonde-
rung bekannten tropischen Florenreiche gebunden und
daher nach Kontinenten und Inselreichen intratropisch ge-
gliedert.

4. Unter der grossen Zahl von 128 guten Gattungen
sind nur 9 zu nennen, welche durch Vorkommen in ver-
schiedenen Florenreichen, oder in entlegenen Florengebieten
nördlich und südlich vom Aequator mit einer unbesetzten
Verbindungslinie Anspruch darauf haben, für weitverbreitet
zu gelten; als solche sehe ich an: Phoenix, Livistona,

Ableitungen aus den Palmenarten.
einen eigenen endemischen Anteil an denselben, welcher
zeigt, dass periodisch sehr trockene Klimate und kurz
vorübergehende Winterkälten ertragen werden können;
Beispiel: Chamaerops, Rhapis, Trachycarpus, Rhapido-
phyllum
. Es soll hier nicht entschieden werden, ob
dieser Bestandteil als ein Vordringling aus den südlich
anstossenden tropischen Klimaten, oder als ein Relikt aus
der Tertiärflora zu betrachten sei; die paläontologischen
Befunde lassen aber auf das letztere schliessen.

2. Um so wichtiger erscheint es, dass den sonst so
viel mehr in Repräsentativgattungen mit den Tropenfloren
übereinstimmenden australen Floren endemische Anteile an
den Palmen höchstens bezüglich der Artcharaktere zukommen,
dass sie aber im übrigen den rein tropischen Elementen
innerhalb der klimatischen Grenzen südwärts vorzudringen
gestatten. Nur Jubaea spectabilis in der nordchilenischen
Flora erscheint wie eine endemische Entwickelung, die
mit Ceroxylon verwandte endemische Palme der Insel
Juan Fernandez erscheint dagegen als eine normale Wieder-
kehr tropisch-montaner Sippen unter höheren Breiten.
In Südafrika bilden ebenso wie in Australien und Neu-
seeland die temperierten Arten der direkt anstossenden
tropischen Sippen die Palmen-Südgrenze (Phoenix recli-
nata, Livistona australis, Kentia sapida
). Ebenso Cocos
australis
in Argentinien, im direkten Anschluss an die
Cocos-Bevölkerung Brasiliens. —

3. Aus diesen Gründen enthält das Areal der Palmen-
tribus nur gegen die borealen Subtropen hin Dislokationen,
erscheint sonst als an die auch sonst in ihrer Absonde-
rung bekannten tropischen Florenreiche gebunden und
daher nach Kontinenten und Inselreichen intratropisch ge-
gliedert.

4. Unter der grossen Zahl von 128 guten Gattungen
sind nur 9 zu nennen, welche durch Vorkommen in ver-
schiedenen Florenreichen, oder in entlegenen Florengebieten
nördlich und südlich vom Aequator mit einer unbesetzten
Verbindungslinie Anspruch darauf haben, für weitverbreitet
zu gelten; als solche sehe ich an: Phoenix, Livistona,

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[179/0205] Ableitungen aus den Palmenarten. einen eigenen endemischen Anteil an denselben, welcher zeigt, dass periodisch sehr trockene Klimate und kurz vorübergehende Winterkälten ertragen werden können; Beispiel: Chamaerops, Rhapis, Trachycarpus, Rhapido- phyllum. Es soll hier nicht entschieden werden, ob dieser Bestandteil als ein Vordringling aus den südlich anstossenden tropischen Klimaten, oder als ein Relikt aus der Tertiärflora zu betrachten sei; die paläontologischen Befunde lassen aber auf das letztere schliessen. 2. Um so wichtiger erscheint es, dass den sonst so viel mehr in Repräsentativgattungen mit den Tropenfloren übereinstimmenden australen Floren endemische Anteile an den Palmen höchstens bezüglich der Artcharaktere zukommen, dass sie aber im übrigen den rein tropischen Elementen innerhalb der klimatischen Grenzen südwärts vorzudringen gestatten. Nur Jubaea spectabilis in der nordchilenischen Flora erscheint wie eine endemische Entwickelung, die mit Ceroxylon verwandte endemische Palme der Insel Juan Fernandez erscheint dagegen als eine normale Wieder- kehr tropisch-montaner Sippen unter höheren Breiten. In Südafrika bilden ebenso wie in Australien und Neu- seeland die temperierten Arten der direkt anstossenden tropischen Sippen die Palmen-Südgrenze (Phoenix recli- nata, Livistona australis, Kentia sapida). Ebenso Cocos australis in Argentinien, im direkten Anschluss an die Cocos-Bevölkerung Brasiliens. — 3. Aus diesen Gründen enthält das Areal der Palmen- tribus nur gegen die borealen Subtropen hin Dislokationen, erscheint sonst als an die auch sonst in ihrer Absonde- rung bekannten tropischen Florenreiche gebunden und daher nach Kontinenten und Inselreichen intratropisch ge- gliedert. 4. Unter der grossen Zahl von 128 guten Gattungen sind nur 9 zu nennen, welche durch Vorkommen in ver- schiedenen Florenreichen, oder in entlegenen Florengebieten nördlich und südlich vom Aequator mit einer unbesetzten Verbindungslinie Anspruch darauf haben, für weitverbreitet zu gelten; als solche sehe ich an: Phoenix, Livistona,

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/205>, abgerufen am 19.04.2024.