Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Bildung aus unzusammenhängenden Beständen.
Gesträuchen, mit Gräsern, Kräutern, mit Moosen und
Flechten; die sich in bestimmter Organisation einheitlich
zusammenfügende Formation der Wasserpflanzen zeigte
dasselbe im süssen und salzigen Wasser. Zwei sehr ver-
schiedene, mit unzusammenhängenden Beständen auf-
tretende Bodenbedeckungen folgen nun zum Schluss, welche
auf einer anderen Charakteristik beruhen; in ihnen wird
der Grundton nicht durch eine einzelne bestimmte Wachs-
tumsform bestimmt, vielmehr bestimmt den Grundton das
Bodensubstrat selbst als Fels, Felsgeröll, Flugsand, Thon-
sand, Lehm oder Salzkruste. In der einen Art dieser
Bestände ringen die Vertreter der Pflanzenwelt gegen
eine Eiswüste, gegen harten Winterfrost und dauernde
Schneebedeckung, und sie mögen als glaciale Forma-
tionen
bezeichnet werden; in der anderen ringt die Ve-
getation mit der Regenlosigkeit des Klimas, mit der
sengenden Hitze eines durch fliessendes Wasser nicht
genügend ausgeglichenen Sommers, gegenüber den vege-
tationslosen dürren Wüsten, und in diesem Falle sprechen
wir von trockenen Fels- und Steppenformationen.

Beide haben zunächst das Gemeinsame, das Baum-
leben völlig auszuschliessen, im übrigen aber von den
biologischen Vegetationsformen diejenigen Vertreter ge-
mischt aufzunehmen, welche die gegen Frost oder gegen
Dürre bestgeeignete Organisation besitzen. Dies sind
sowohl bestimmte Sträucher und Halbsträucher, als auch
vielerlei Stauden, Gräser in einzelnen Halmen und Bü-
scheln, oder in den Steppen besonders einjährige Ge-
wächse. Oft finden sich von einer einzelnen Form grosse
Strecken ziemlich dicht bevölkert und dies bietet Ueber-
gänge zu den geschlossenen Formationen; das Charakte-
ristische aber liegt im Wechsel, sowie darin, dass die
Einzelpflanzen ihren Platz weniger gegen Konkurrenz
anderer Pflanzen, als gegen die Eingriffe des Klimas und
überhaupt anorganischer Faktoren zu schützen haben.

Die glacialen Formationen besetzen die unzu-
sammenhängenden Stellen nahe und über der Schneelinie
in den Hochgebirgen, sowie in den Polarfloren; am häufig-
sten trennen sie sich aus den Moos- und Flechtenforma-

Bildung aus unzusammenhängenden Beständen.
Gesträuchen, mit Gräsern, Kräutern, mit Moosen und
Flechten; die sich in bestimmter Organisation einheitlich
zusammenfügende Formation der Wasserpflanzen zeigte
dasselbe im süssen und salzigen Wasser. Zwei sehr ver-
schiedene, mit unzusammenhängenden Beständen auf-
tretende Bodenbedeckungen folgen nun zum Schluss, welche
auf einer anderen Charakteristik beruhen; in ihnen wird
der Grundton nicht durch eine einzelne bestimmte Wachs-
tumsform bestimmt, vielmehr bestimmt den Grundton das
Bodensubstrat selbst als Fels, Felsgeröll, Flugsand, Thon-
sand, Lehm oder Salzkruste. In der einen Art dieser
Bestände ringen die Vertreter der Pflanzenwelt gegen
eine Eiswüste, gegen harten Winterfrost und dauernde
Schneebedeckung, und sie mögen als glaciale Forma-
tionen
bezeichnet werden; in der anderen ringt die Ve-
getation mit der Regenlosigkeit des Klimas, mit der
sengenden Hitze eines durch fliessendes Wasser nicht
genügend ausgeglichenen Sommers, gegenüber den vege-
tationslosen dürren Wüsten, und in diesem Falle sprechen
wir von trockenen Fels- und Steppenformationen.

Beide haben zunächst das Gemeinsame, das Baum-
leben völlig auszuschliessen, im übrigen aber von den
biologischen Vegetationsformen diejenigen Vertreter ge-
mischt aufzunehmen, welche die gegen Frost oder gegen
Dürre bestgeeignete Organisation besitzen. Dies sind
sowohl bestimmte Sträucher und Halbsträucher, als auch
vielerlei Stauden, Gräser in einzelnen Halmen und Bü-
scheln, oder in den Steppen besonders einjährige Ge-
wächse. Oft finden sich von einer einzelnen Form grosse
Strecken ziemlich dicht bevölkert und dies bietet Ueber-
gänge zu den geschlossenen Formationen; das Charakte-
ristische aber liegt im Wechsel, sowie darin, dass die
Einzelpflanzen ihren Platz weniger gegen Konkurrenz
anderer Pflanzen, als gegen die Eingriffe des Klimas und
überhaupt anorganischer Faktoren zu schützen haben.

Die glacialen Formationen besetzen die unzu-
sammenhängenden Stellen nahe und über der Schneelinie
in den Hochgebirgen, sowie in den Polarfloren; am häufig-
sten trennen sie sich aus den Moos- und Flechtenforma-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0349" n="319"/><fw place="top" type="header">Bildung aus unzusammenhängenden Beständen.</fw><lb/>
Gesträuchen, mit Gräsern, Kräutern, mit Moosen und<lb/>
Flechten; die sich in bestimmter Organisation einheitlich<lb/>
zusammenfügende Formation der Wasserpflanzen zeigte<lb/>
dasselbe im süssen und salzigen Wasser. Zwei sehr ver-<lb/>
schiedene, mit <hi rendition="#g">unzusammenhängenden</hi> Beständen auf-<lb/>
tretende Bodenbedeckungen folgen nun zum Schluss, welche<lb/>
auf einer anderen Charakteristik beruhen; in ihnen wird<lb/>
der Grundton nicht durch eine einzelne bestimmte Wachs-<lb/>
tumsform bestimmt, vielmehr bestimmt den Grundton das<lb/>
Bodensubstrat selbst als Fels, Felsgeröll, Flugsand, Thon-<lb/>
sand, Lehm oder Salzkruste. In der einen Art dieser<lb/>
Bestände ringen die Vertreter der Pflanzenwelt gegen<lb/>
eine Eiswüste, gegen harten Winterfrost und dauernde<lb/>
Schneebedeckung, und sie mögen als <hi rendition="#g">glaciale Forma-<lb/>
tionen</hi> bezeichnet werden; in der anderen ringt die Ve-<lb/>
getation mit der Regenlosigkeit des Klimas, mit der<lb/>
sengenden Hitze eines durch fliessendes Wasser nicht<lb/>
genügend ausgeglichenen Sommers, gegenüber den vege-<lb/>
tationslosen dürren Wüsten, und in diesem Falle sprechen<lb/>
wir von trockenen <hi rendition="#g">Fels-</hi> und <hi rendition="#g">Steppenformationen</hi>.</p><lb/>
          <p>Beide haben zunächst das Gemeinsame, das Baum-<lb/>
leben völlig auszuschliessen, im übrigen aber von den<lb/>
biologischen Vegetationsformen diejenigen Vertreter ge-<lb/>
mischt aufzunehmen, welche die gegen Frost oder gegen<lb/>
Dürre bestgeeignete Organisation besitzen. Dies sind<lb/>
sowohl bestimmte Sträucher und Halbsträucher, als auch<lb/>
vielerlei Stauden, Gräser in einzelnen Halmen und Bü-<lb/>
scheln, oder in den Steppen besonders einjährige Ge-<lb/>
wächse. Oft finden sich von einer einzelnen Form grosse<lb/>
Strecken ziemlich dicht bevölkert und dies bietet Ueber-<lb/>
gänge zu den geschlossenen Formationen; das Charakte-<lb/>
ristische aber liegt im Wechsel, sowie darin, dass die<lb/>
Einzelpflanzen ihren Platz weniger gegen Konkurrenz<lb/>
anderer Pflanzen, als gegen die Eingriffe des Klimas und<lb/>
überhaupt anorganischer Faktoren zu schützen haben.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">glacialen Formationen</hi> besetzen die unzu-<lb/>
sammenhängenden Stellen nahe und über der Schneelinie<lb/>
in den Hochgebirgen, sowie in den Polarfloren; am häufig-<lb/>
sten trennen sie sich aus den Moos- und Flechtenforma-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0349] Bildung aus unzusammenhängenden Beständen. Gesträuchen, mit Gräsern, Kräutern, mit Moosen und Flechten; die sich in bestimmter Organisation einheitlich zusammenfügende Formation der Wasserpflanzen zeigte dasselbe im süssen und salzigen Wasser. Zwei sehr ver- schiedene, mit unzusammenhängenden Beständen auf- tretende Bodenbedeckungen folgen nun zum Schluss, welche auf einer anderen Charakteristik beruhen; in ihnen wird der Grundton nicht durch eine einzelne bestimmte Wachs- tumsform bestimmt, vielmehr bestimmt den Grundton das Bodensubstrat selbst als Fels, Felsgeröll, Flugsand, Thon- sand, Lehm oder Salzkruste. In der einen Art dieser Bestände ringen die Vertreter der Pflanzenwelt gegen eine Eiswüste, gegen harten Winterfrost und dauernde Schneebedeckung, und sie mögen als glaciale Forma- tionen bezeichnet werden; in der anderen ringt die Ve- getation mit der Regenlosigkeit des Klimas, mit der sengenden Hitze eines durch fliessendes Wasser nicht genügend ausgeglichenen Sommers, gegenüber den vege- tationslosen dürren Wüsten, und in diesem Falle sprechen wir von trockenen Fels- und Steppenformationen. Beide haben zunächst das Gemeinsame, das Baum- leben völlig auszuschliessen, im übrigen aber von den biologischen Vegetationsformen diejenigen Vertreter ge- mischt aufzunehmen, welche die gegen Frost oder gegen Dürre bestgeeignete Organisation besitzen. Dies sind sowohl bestimmte Sträucher und Halbsträucher, als auch vielerlei Stauden, Gräser in einzelnen Halmen und Bü- scheln, oder in den Steppen besonders einjährige Ge- wächse. Oft finden sich von einer einzelnen Form grosse Strecken ziemlich dicht bevölkert und dies bietet Ueber- gänge zu den geschlossenen Formationen; das Charakte- ristische aber liegt im Wechsel, sowie darin, dass die Einzelpflanzen ihren Platz weniger gegen Konkurrenz anderer Pflanzen, als gegen die Eingriffe des Klimas und überhaupt anorganischer Faktoren zu schützen haben. Die glacialen Formationen besetzen die unzu- sammenhängenden Stellen nahe und über der Schneelinie in den Hochgebirgen, sowie in den Polarfloren; am häufig- sten trennen sie sich aus den Moos- und Flechtenforma-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/349
Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/349>, abgerufen am 23.04.2024.