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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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Die boreal-subtropischen Florenreiche
welche aus dem Innern Asiens sich bis nach Spanien
ausdehnen und den Nordteil der Sahara floristisch an
diese Ländergruppe binden. Ausser den eben genannten
nordischen Baumordnungen, welche mindestens auf den
Gebirgen der Subtropen vom Atlas bis Thian-schan und
oberen Himalaya wiederkehren in anderen Arten, Sek-
tionen und Gattungen, und unter denen nunmehr die
Eichen eine Hauptrolle spielen, gibt es hier arktotertiäre
Reste wie Platanus und Liquidambar, Juglans und Ptero-
carya, Celtis
und Morus, die Oleaceen sind an Masse viel
bedeutender geworden, Styrax und Diospyros treten zu
baumartigen Eriaceen (Arbutus) hinzu, die Anacardiaceen
haben in Pistacia und Rhus ihre Vertreter, die Rosaceen-
bäume (Pyrus, Cydonia, Amygdalus etc.) stellen sich
neben solche von Leguminosen (Anagyris, Cercis, Cera-
tonia, Gleditschia, Sophora
).

Die Leguminosen sind in den einer genaueren Schätzung
fähigen Gebieten der Flora orientalis von Boissier (s G. J., Bd. XI,
S. 125) überhaupt die artenreichste Ordnung mit gegen 1800 Arten,
von denen allein etwa 800 Arten auf Astragalus kommen, die
durch die Tragantsträucher so berühmte orientalische und süd-
europäische Gattung; 200 ganz andere Arten derselben sind nord-
amerikanisch, einige wenige boreal-arktisch. Von anderen Cha-
rakterordnungen sind besonders noch die Plumbagineen mit Acan-
tholimon, die Polygoneen, unter den Compositen Centaurea und
Cousinia zu nennen, Silene und Dianthus und Gypsophila unter
den Caryophylleen.

Ostasiatische und mittel-nordamerikanische
Flora.
Es ist ein zuerst durch Miquel in einem Aufsatz
der Archives neerlandaises (Bd. II: Sur les affinites de
la Flore du Japon avec celles de l'Asie et de l'Amerique
du Nord) und Asa Gray (Relations of the Japanese Flora
to North Amer. etc.) in den Memoirs Amer. Acad. Sc. VI,
377, 14. Dezember 1858 der Wissenschaft überlieferter und
dann von Asa Gray sehr fruchtbar erweiterter Gesichts-
punkt, dass die ostasiatische und nordamerikanische, be-
sonders von Florida bis Virginien in Nordamerika ausge-
prägte Flora miteinander grosse Verwandtschaft zeigen,
welche darin ihren Grund hat, dass hier an den sub-
tropischen Ostküsten beider grosser borealer Kontinente
die alte Miocenflora in zahlreichen, sonst weniger weit

Die boreal-subtropischen Florenreiche
welche aus dem Innern Asiens sich bis nach Spanien
ausdehnen und den Nordteil der Sahara floristisch an
diese Ländergruppe binden. Ausser den eben genannten
nordischen Baumordnungen, welche mindestens auf den
Gebirgen der Subtropen vom Atlas bis Thian-schan und
oberen Himalaya wiederkehren in anderen Arten, Sek-
tionen und Gattungen, und unter denen nunmehr die
Eichen eine Hauptrolle spielen, gibt es hier arktotertiäre
Reste wie Platanus und Liquidambar, Juglans und Ptero-
carya, Celtis
und Morus, die Oleaceen sind an Masse viel
bedeutender geworden, Styrax und Diospyros treten zu
baumartigen Eriaceen (Arbutus) hinzu, die Anacardiaceen
haben in Pistacia und Rhus ihre Vertreter, die Rosaceen-
bäume (Pyrus, Cydonia, Amygdalus etc.) stellen sich
neben solche von Leguminosen (Anagyris, Cercis, Cera-
tonia, Gleditschia, Sophora
).

Die Leguminosen sind in den einer genaueren Schätzung
fähigen Gebieten der Flora orientalis von Boissier (s G. J., Bd. XI,
S. 125) überhaupt die artenreichste Ordnung mit gegen 1800 Arten,
von denen allein etwa 800 Arten auf Astragalus kommen, die
durch die Tragantsträucher so berühmte orientalische und süd-
europäische Gattung; 200 ganz andere Arten derselben sind nord-
amerikanisch, einige wenige boreal-arktisch. Von anderen Cha-
rakterordnungen sind besonders noch die Plumbagineen mit Acan-
tholimon, die Polygoneen, unter den Compositen Centaurea und
Cousinia zu nennen, Silene und Dianthus und Gypsophila unter
den Caryophylleen.

Ostasiatische und mittel-nordamerikanische
Flora.
Es ist ein zuerst durch Miquel in einem Aufsatz
der Archives néerlandaises (Bd. II: Sur les affinités de
la Flore du Japon avec celles de l’Asie et de l’Amérique
du Nord) und Asa Gray (Relations of the Japanese Flora
to North Amer. etc.) in den Memoirs Amer. Acad. Sc. VI,
377, 14. Dezember 1858 der Wissenschaft überlieferter und
dann von Asa Gray sehr fruchtbar erweiterter Gesichts-
punkt, dass die ostasiatische und nordamerikanische, be-
sonders von Florida bis Virginien in Nordamerika ausge-
prägte Flora miteinander grosse Verwandtschaft zeigen,
welche darin ihren Grund hat, dass hier an den sub-
tropischen Ostküsten beider grosser borealer Kontinente
die alte Miocenflora in zahlreichen, sonst weniger weit

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[348/0378] Die boreal-subtropischen Florenreiche welche aus dem Innern Asiens sich bis nach Spanien ausdehnen und den Nordteil der Sahara floristisch an diese Ländergruppe binden. Ausser den eben genannten nordischen Baumordnungen, welche mindestens auf den Gebirgen der Subtropen vom Atlas bis Thian-schan und oberen Himalaya wiederkehren in anderen Arten, Sek- tionen und Gattungen, und unter denen nunmehr die Eichen eine Hauptrolle spielen, gibt es hier arktotertiäre Reste wie Platanus und Liquidambar, Juglans und Ptero- carya, Celtis und Morus, die Oleaceen sind an Masse viel bedeutender geworden, Styrax und Diospyros treten zu baumartigen Eriaceen (Arbutus) hinzu, die Anacardiaceen haben in Pistacia und Rhus ihre Vertreter, die Rosaceen- bäume (Pyrus, Cydonia, Amygdalus etc.) stellen sich neben solche von Leguminosen (Anagyris, Cercis, Cera- tonia, Gleditschia, Sophora). Die Leguminosen sind in den einer genaueren Schätzung fähigen Gebieten der Flora orientalis von Boissier (s G. J., Bd. XI, S. 125) überhaupt die artenreichste Ordnung mit gegen 1800 Arten, von denen allein etwa 800 Arten auf Astragalus kommen, die durch die Tragantsträucher so berühmte orientalische und süd- europäische Gattung; 200 ganz andere Arten derselben sind nord- amerikanisch, einige wenige boreal-arktisch. Von anderen Cha- rakterordnungen sind besonders noch die Plumbagineen mit Acan- tholimon, die Polygoneen, unter den Compositen Centaurea und Cousinia zu nennen, Silene und Dianthus und Gypsophila unter den Caryophylleen. Ostasiatische und mittel-nordamerikanische Flora. Es ist ein zuerst durch Miquel in einem Aufsatz der Archives néerlandaises (Bd. II: Sur les affinités de la Flore du Japon avec celles de l’Asie et de l’Amérique du Nord) und Asa Gray (Relations of the Japanese Flora to North Amer. etc.) in den Memoirs Amer. Acad. Sc. VI, 377, 14. Dezember 1858 der Wissenschaft überlieferter und dann von Asa Gray sehr fruchtbar erweiterter Gesichts- punkt, dass die ostasiatische und nordamerikanische, be- sonders von Florida bis Virginien in Nordamerika ausge- prägte Flora miteinander grosse Verwandtschaft zeigen, welche darin ihren Grund hat, dass hier an den sub- tropischen Ostküsten beider grosser borealer Kontinente die alte Miocenflora in zahlreichen, sonst weniger weit

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/378>, abgerufen am 25.04.2024.