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Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890.

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18. Antillen und Bahamainseln.
Westindien und den atlantischen Unionsstaaten zeigen, an.
Die 24°C.-Januarisotherme schneidet Cuba, die 28°C.-
Juliisotherme schliesst die Hauptinseln der Gruppe ein.
Die Regenhöhe, wenngleich im einzelnen sehr verschieden,
kann doch durch die die Inseln durchsetzende 130 cm-
Linie charakterisiert werden, und es ist auf Grisebach
(V. d. E., II, 320) zu verweisen in Bezug auf die durch
die Regenzeiten hervorgerufene klimatische Gruppierung,
wodurch beispielsweise die Nordseite Jamaikas für Tro-
penwald, die Südseite für Savanen geeignet wird. Die
noch mehr gesteigerte Trockenheit führt zu Steppenbil-
dungen (Region 1), sonst ist Tropenwald mit Savanen
bis zu den Berggipfeln, in höheren Lagen mit den Cha-
rakterelementen der tropischen Montanflora (Podocarpus,
Ericaceen, Farnen) und anderen borealen wie australen
Inquilinen als die ursprüngliche, jetzt durch mehrere
Jahrhunderte emsiger Kultur vielfach nicht zum Schönen
umgewandelte Physiognomie des Landes anzusehen.

Die Bahamainseln lassen die Fülle tropischer Sippen
zurücktreten; die Bermudas besitzen keine endemische
Art: "ihre Vegetation ist aus Ansiedelungen durch den
Golfstrom oder die ihn begleitenden Südwestwinde aus-
schliesslich hervorgegangen" (Griseb. Abh. S. 483); Juni-
perus bermudiana
= J. barbadensis bedeckt das niedere
Land fast völlig mit dunkelgrünem Nadelwald, neben ihr
Lantana odorata, gleichfalls antillanisch; Stenotaphrum
americanum
bildet auf felsigem Boden den häufigsten
Grasrasen; die Palmen werden noch durch Sabal Pal-
metto
vertreten.

Die Vegetationsregionen der Antillen erscheinen
in dem hier gebrauchten Sinne, wo die Eigenartigkeit
der Sippen in den Beständen neben deren biologischem
Allgemeinverhalten maßgebend ist, viel mehr differenziert,
als es bei dem kleineren Maßstabe der amerikanischen
Florenkarte im physikalischen Atlas ausgedrückt werden
konnte, sind auch aus den besagten Gründen von ihren
nächsten Verwandtschaftsgliedern, die in Honduras und
Yucatan liegen, zu trennen.

1. Die dürre Croton - und Cacteen-Region ist be-

18. Antillen und Bahamainseln.
Westindien und den atlantischen Unionsstaaten zeigen, an.
Die 24°C.-Januarisotherme schneidet Cuba, die 28°C.-
Juliisotherme schliesst die Hauptinseln der Gruppe ein.
Die Regenhöhe, wenngleich im einzelnen sehr verschieden,
kann doch durch die die Inseln durchsetzende 130 cm-
Linie charakterisiert werden, und es ist auf Grisebach
(V. d. E., II, 320) zu verweisen in Bezug auf die durch
die Regenzeiten hervorgerufene klimatische Gruppierung,
wodurch beispielsweise die Nordseite Jamaikas für Tro-
penwald, die Südseite für Savanen geeignet wird. Die
noch mehr gesteigerte Trockenheit führt zu Steppenbil-
dungen (Region 1), sonst ist Tropenwald mit Savanen
bis zu den Berggipfeln, in höheren Lagen mit den Cha-
rakterelementen der tropischen Montanflora (Podocarpus,
Ericaceen, Farnen) und anderen borealen wie australen
Inquilinen als die ursprüngliche, jetzt durch mehrere
Jahrhunderte emsiger Kultur vielfach nicht zum Schönen
umgewandelte Physiognomie des Landes anzusehen.

Die Bahamainseln lassen die Fülle tropischer Sippen
zurücktreten; die Bermudas besitzen keine endemische
Art: „ihre Vegetation ist aus Ansiedelungen durch den
Golfstrom oder die ihn begleitenden Südwestwinde aus-
schliesslich hervorgegangen“ (Griseb. Abh. S. 483); Juni-
perus bermudiana
= J. barbadensis bedeckt das niedere
Land fast völlig mit dunkelgrünem Nadelwald, neben ihr
Lantana odorata, gleichfalls antillanisch; Stenotaphrum
americanum
bildet auf felsigem Boden den häufigsten
Grasrasen; die Palmen werden noch durch Sabal Pal-
metto
vertreten.

Die Vegetationsregionen der Antillen erscheinen
in dem hier gebrauchten Sinne, wo die Eigenartigkeit
der Sippen in den Beständen neben deren biologischem
Allgemeinverhalten maßgebend ist, viel mehr differenziert,
als es bei dem kleineren Maßstabe der amerikanischen
Florenkarte im physikalischen Atlas ausgedrückt werden
konnte, sind auch aus den besagten Gründen von ihren
nächsten Verwandtschaftsgliedern, die in Honduras und
Yucatan liegen, zu trennen.

1. Die dürre Croton - und Cacteen-Region ist be-

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[512/0544] 18. Antillen und Bahamainseln. Westindien und den atlantischen Unionsstaaten zeigen, an. Die 24°C.-Januarisotherme schneidet Cuba, die 28°C.- Juliisotherme schliesst die Hauptinseln der Gruppe ein. Die Regenhöhe, wenngleich im einzelnen sehr verschieden, kann doch durch die die Inseln durchsetzende 130 cm- Linie charakterisiert werden, und es ist auf Grisebach (V. d. E., II, 320) zu verweisen in Bezug auf die durch die Regenzeiten hervorgerufene klimatische Gruppierung, wodurch beispielsweise die Nordseite Jamaikas für Tro- penwald, die Südseite für Savanen geeignet wird. Die noch mehr gesteigerte Trockenheit führt zu Steppenbil- dungen (Region 1), sonst ist Tropenwald mit Savanen bis zu den Berggipfeln, in höheren Lagen mit den Cha- rakterelementen der tropischen Montanflora (Podocarpus, Ericaceen, Farnen) und anderen borealen wie australen Inquilinen als die ursprüngliche, jetzt durch mehrere Jahrhunderte emsiger Kultur vielfach nicht zum Schönen umgewandelte Physiognomie des Landes anzusehen. Die Bahamainseln lassen die Fülle tropischer Sippen zurücktreten; die Bermudas besitzen keine endemische Art: „ihre Vegetation ist aus Ansiedelungen durch den Golfstrom oder die ihn begleitenden Südwestwinde aus- schliesslich hervorgegangen“ (Griseb. Abh. S. 483); Juni- perus bermudiana = J. barbadensis bedeckt das niedere Land fast völlig mit dunkelgrünem Nadelwald, neben ihr Lantana odorata, gleichfalls antillanisch; Stenotaphrum americanum bildet auf felsigem Boden den häufigsten Grasrasen; die Palmen werden noch durch Sabal Pal- metto vertreten. Die Vegetationsregionen der Antillen erscheinen in dem hier gebrauchten Sinne, wo die Eigenartigkeit der Sippen in den Beständen neben deren biologischem Allgemeinverhalten maßgebend ist, viel mehr differenziert, als es bei dem kleineren Maßstabe der amerikanischen Florenkarte im physikalischen Atlas ausgedrückt werden konnte, sind auch aus den besagten Gründen von ihren nächsten Verwandtschaftsgliedern, die in Honduras und Yucatan liegen, zu trennen. 1. Die dürre Croton - und Cacteen-Region ist be-

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Zitationshilfe: Drude, Oscar: Handbuch der Pflanzengeographie. Stuttgart, 1890, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/drude_pflanzengeographie_1890/544>, abgerufen am 29.03.2024.