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Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885.

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§ 39.
Diskussion der Resultate.

Ein besonderes Interesse, wie mir scheint, knüpft sich
bei der eben mitgeteilten Tabelle an die letzte und nament-
lich an die vorletzte Zahlenreihe. Bei völliger Identität der
gesamten Silben und bei Belassung der Anfangs- und End-
silben an ihren Plätzen war eine Zeitersparnis bei dem Lernen
der abgeleiteten Reihen im Durchschnitt aus 17 Versuchen
kaum konstatierbar. Dieselbe fiel innerhalb der Hälfte ihres
wahrscheinlichen Fehlers. Die Silben an sich, ausser dem
Zusammenhang, waren also für mich so bekannt, dass sie
durch eine etwa 32malige Wiederholung nicht merklich be-
kannter wurden. Dagegen wurde, bei ebenso häufiger Wieder-
holung einer zusammenhängenden Reihe, jede Silbe mit der
ihr an achter Stelle folgenden noch so fest verknüpft, dass
24 Stunden später eine Nachwirkung dieser Verknüpfung in
ganz zweifelloser Weise konstatiert werden konnte. Dieselbe
erreicht den sechsfachen Wert ihres wahrscheinlichen Fehlers;
sie darf demnach, natürlich nicht gerade in ihrer oben gefun-
denen Grösse, aber doch in ihrer Existenz überhaupt, als voll-
kommen gesichert betrachtet werden. Ist sie auch, dem ab-
soluten Betrage nach, gering, so beträgt sie doch immerhin
den zehnten Teil von der Nachwirkung derjenigen Verknüpfung,
welche jedes Glied an das ihm unmittelbar folgende bindet.
Sie ist noch so bedeutend und gleichzeitig ist die Abnahme
der Nachwirkungen für die Verknüpfungen, welche sich über
2, 3, 7 Zwischenglieder hinweg bilden, eine so allmähliche,

Arbeitsersparnissen, indem diese, die thatsächlich durch Subtraktion er-
mittelt sind, als direkt gefundene Beobachtungsresultate betrachtet wur-
den (s. S. 93 Anm.).
§ 39.
Diskussion der Resultate.

Ein besonderes Interesse, wie mir scheint, knüpft sich
bei der eben mitgeteilten Tabelle an die letzte und nament-
lich an die vorletzte Zahlenreihe. Bei völliger Identität der
gesamten Silben und bei Belassung der Anfangs- und End-
silben an ihren Plätzen war eine Zeitersparnis bei dem Lernen
der abgeleiteten Reihen im Durchschnitt aus 17 Versuchen
kaum konstatierbar. Dieselbe fiel innerhalb der Hälfte ihres
wahrscheinlichen Fehlers. Die Silben an sich, auſser dem
Zusammenhang, waren also für mich so bekannt, daſs sie
durch eine etwa 32malige Wiederholung nicht merklich be-
kannter wurden. Dagegen wurde, bei ebenso häufiger Wieder-
holung einer zusammenhängenden Reihe, jede Silbe mit der
ihr an achter Stelle folgenden noch so fest verknüpft, daſs
24 Stunden später eine Nachwirkung dieser Verknüpfung in
ganz zweifelloser Weise konstatiert werden konnte. Dieselbe
erreicht den sechsfachen Wert ihres wahrscheinlichen Fehlers;
sie darf demnach, natürlich nicht gerade in ihrer oben gefun-
denen Gröſse, aber doch in ihrer Existenz überhaupt, als voll-
kommen gesichert betrachtet werden. Ist sie auch, dem ab-
soluten Betrage nach, gering, so beträgt sie doch immerhin
den zehnten Teil von der Nachwirkung derjenigen Verknüpfung,
welche jedes Glied an das ihm unmittelbar folgende bindet.
Sie ist noch so bedeutend und gleichzeitig ist die Abnahme
der Nachwirkungen für die Verknüpfungen, welche sich über
2, 3, 7 Zwischenglieder hinweg bilden, eine so allmähliche,

Arbeitsersparnissen, indem diese, die thatsächlich durch Subtraktion er-
mittelt sind, als direkt gefundene Beobachtungsresultate betrachtet wur-
den (s. S. 93 Anm.).
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[146/0162] § 39. Diskussion der Resultate. Ein besonderes Interesse, wie mir scheint, knüpft sich bei der eben mitgeteilten Tabelle an die letzte und nament- lich an die vorletzte Zahlenreihe. Bei völliger Identität der gesamten Silben und bei Belassung der Anfangs- und End- silben an ihren Plätzen war eine Zeitersparnis bei dem Lernen der abgeleiteten Reihen im Durchschnitt aus 17 Versuchen kaum konstatierbar. Dieselbe fiel innerhalb der Hälfte ihres wahrscheinlichen Fehlers. Die Silben an sich, auſser dem Zusammenhang, waren also für mich so bekannt, daſs sie durch eine etwa 32malige Wiederholung nicht merklich be- kannter wurden. Dagegen wurde, bei ebenso häufiger Wieder- holung einer zusammenhängenden Reihe, jede Silbe mit der ihr an achter Stelle folgenden noch so fest verknüpft, daſs 24 Stunden später eine Nachwirkung dieser Verknüpfung in ganz zweifelloser Weise konstatiert werden konnte. Dieselbe erreicht den sechsfachen Wert ihres wahrscheinlichen Fehlers; sie darf demnach, natürlich nicht gerade in ihrer oben gefun- denen Gröſse, aber doch in ihrer Existenz überhaupt, als voll- kommen gesichert betrachtet werden. Ist sie auch, dem ab- soluten Betrage nach, gering, so beträgt sie doch immerhin den zehnten Teil von der Nachwirkung derjenigen Verknüpfung, welche jedes Glied an das ihm unmittelbar folgende bindet. Sie ist noch so bedeutend und gleichzeitig ist die Abnahme der Nachwirkungen für die Verknüpfungen, welche sich über 2, 3, 7 Zwischenglieder hinweg bilden, eine so allmähliche, * * Arbeitsersparnissen, indem diese, die thatsächlich durch Subtraktion er- mittelt sind, als direkt gefundene Beobachtungsresultate betrachtet wur- den (s. S. 93 Anm.).

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Zitationshilfe: Ebbinghaus, Hermann: Über das Gedächtnis. Leipzig, 1885, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebbinghaus_gedaechtnis_1885/162>, abgerufen am 19.04.2024.